FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. Mai 2012. Roger Peeters beschäftigt sich in dieser Woche mit der Frage, welche saisonalen Effekte in diesem Jahr an der Börse zuschlagen könnten und wie sich Anleger angesichts dessen positionieren sollten.
Der 'Tanz in den Mai' ist vorbei und die Frage wird laut, ob uns nun ein 'heißer Tanz' auf dem Börsenparkett bevor steht. Denn mit dem viel geliebten Wonnemonat tritt an der Börse eine Phase ein, die oftmals von Verunsicherung und negativer Wertentwicklung geprägt ist. Legendär die Börsenregel 'Sell in May and go away', über deren Sinn und Unsinn auch jetzt wieder trefflich diskutiert werden kann.
Und 2012 wirft nicht nur die übliche Saisonalität die Frage auf, ob man sich als Investor sicherer positionieren soll. Vielmehr gibt es eine Menge Parameter, die für Unruhe sorgen und das Potenzial haben, den Börsen einen gehörigen Schub zu verleihen. Wohlgemerkt in beide Richtungen, wobei Anleger natürlich vor allen das 'downside' im Auge behalten sollten. Natürlich ist das zwar mehr latent vorhandene, aber stets gegenwärtige Risiko der Schulden- und Finanzkrise zu nennen. Nachdem die Märkte momentan mit Spanien einen ungleich größeren Player ins Visier nehmen, als es Griechenland war, darf man das Risiko einer Eskalation nicht kleinreden. Ein Schuldenschnitt wäre hier schon auf Grund der schieren Volumina ein faktisches 'no go', entsprechend intensiv sind jedoch auch die Gegenmaßnamen von IWF und EZB im Umgang mit allen (also nicht nur den spanischen) Anleihen von unsicheren Kandidaten. Die expansiven Gegenmaßnahmen wiederum führen schnell zu positiven Reaktionen an der Börse, wie wir mehr als einmal gesehen haben.
Unsicherheit ist auch das Stichwort für das anstehende Programm an Wahlen im In- (NRW, Schleswig-Holstein) und Ausland (Frankreich, Griechenland) in den kommenden Wochen. Die Urnengänge werden mehr als Stimmungsbilder sein. Insbesondere die Wahlen im Ausland können schon bald deutliche Konsequenzen für die weitere fiskalische und geldpolitische Vorgehensweise in der EU-Zone mit sich bringen. Dass 'politische Börsen kurze Beine haben', ist seit jeher ein durchaus fragwürdiges Börsenmotto. Und in einer Welt, in der zahllose Staaten sich so stark verschuldet haben, dass sie sich selber den Finanzmärkten als Geldgeber zumindest gefühlt unterworfen haben, sind auch sehr harte 'Befreiungsschläge' durch die Politik denkbar.
Nicht klar im Trend, aber durchaus mit schwunghaften (und wechselhaften) Einfluss wirken sich momentan verschiedene konjunkturelle Daten auf die Märkte aus. Die Heterogenität der Resultate zeigt jedoch, dass es momentan tatsächlich keinen klaren Trend gibt, was für weitere Unsicherheit spricht. Ähnlich die laufende Berichtssaison, von der bislang festzuhalten ist, dass sie vergleichsweise wenig Auswirkungen in den Märkten hinterließ.
Fazit: Viele kleine und große Brandherde beschäftigen die Märkte, aber echte Fixpunkte, die eine klare Linie aufzeigen, sind Mangelware. Darum werden wohl auch die kommenden Wochen stark von Nervosität und Verunsicherung geprägt sein. Dies ist nicht die übliche Grundlage für einen haussierenden Markt. Wer sich momentan defensiv positioniert, läuft recht wenig Gefahr, im Aktienmarkt viel zu verpassen.
© 4. Mai 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Der 'Tanz in den Mai' ist vorbei und die Frage wird laut, ob uns nun ein 'heißer Tanz' auf dem Börsenparkett bevor steht. Denn mit dem viel geliebten Wonnemonat tritt an der Börse eine Phase ein, die oftmals von Verunsicherung und negativer Wertentwicklung geprägt ist. Legendär die Börsenregel 'Sell in May and go away', über deren Sinn und Unsinn auch jetzt wieder trefflich diskutiert werden kann.
Und 2012 wirft nicht nur die übliche Saisonalität die Frage auf, ob man sich als Investor sicherer positionieren soll. Vielmehr gibt es eine Menge Parameter, die für Unruhe sorgen und das Potenzial haben, den Börsen einen gehörigen Schub zu verleihen. Wohlgemerkt in beide Richtungen, wobei Anleger natürlich vor allen das 'downside' im Auge behalten sollten. Natürlich ist das zwar mehr latent vorhandene, aber stets gegenwärtige Risiko der Schulden- und Finanzkrise zu nennen. Nachdem die Märkte momentan mit Spanien einen ungleich größeren Player ins Visier nehmen, als es Griechenland war, darf man das Risiko einer Eskalation nicht kleinreden. Ein Schuldenschnitt wäre hier schon auf Grund der schieren Volumina ein faktisches 'no go', entsprechend intensiv sind jedoch auch die Gegenmaßnamen von IWF und EZB im Umgang mit allen (also nicht nur den spanischen) Anleihen von unsicheren Kandidaten. Die expansiven Gegenmaßnahmen wiederum führen schnell zu positiven Reaktionen an der Börse, wie wir mehr als einmal gesehen haben.
Unsicherheit ist auch das Stichwort für das anstehende Programm an Wahlen im In- (NRW, Schleswig-Holstein) und Ausland (Frankreich, Griechenland) in den kommenden Wochen. Die Urnengänge werden mehr als Stimmungsbilder sein. Insbesondere die Wahlen im Ausland können schon bald deutliche Konsequenzen für die weitere fiskalische und geldpolitische Vorgehensweise in der EU-Zone mit sich bringen. Dass 'politische Börsen kurze Beine haben', ist seit jeher ein durchaus fragwürdiges Börsenmotto. Und in einer Welt, in der zahllose Staaten sich so stark verschuldet haben, dass sie sich selber den Finanzmärkten als Geldgeber zumindest gefühlt unterworfen haben, sind auch sehr harte 'Befreiungsschläge' durch die Politik denkbar.
Nicht klar im Trend, aber durchaus mit schwunghaften (und wechselhaften) Einfluss wirken sich momentan verschiedene konjunkturelle Daten auf die Märkte aus. Die Heterogenität der Resultate zeigt jedoch, dass es momentan tatsächlich keinen klaren Trend gibt, was für weitere Unsicherheit spricht. Ähnlich die laufende Berichtssaison, von der bislang festzuhalten ist, dass sie vergleichsweise wenig Auswirkungen in den Märkten hinterließ.
Fazit: Viele kleine und große Brandherde beschäftigen die Märkte, aber echte Fixpunkte, die eine klare Linie aufzeigen, sind Mangelware. Darum werden wohl auch die kommenden Wochen stark von Nervosität und Verunsicherung geprägt sein. Dies ist nicht die übliche Grundlage für einen haussierenden Markt. Wer sich momentan defensiv positioniert, läuft recht wenig Gefahr, im Aktienmarkt viel zu verpassen.
© 4. Mai 2012/Roger Peeters
*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
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