* Immobilienbranche hofft, von EU-Regulierung zu profitieren
* Uneinigkeit über Produkte, die nicht aus der EU kommen
- von Kirsti Knolle -
Frankfurt, 21. Jun (Reuters) - Die auf mehr Transparenz zielenden Regulierungspläne der EU haben nicht nur bei Private Equity und Hedgefonds heftig für Wirbel gesorgt, sondern auch bei Immobilienfonds. Denn auch diese - hierzulande schon recht strengen Vorschriften unterliegende - Branche wird von den europäischen Regulierern adressiert.
Ein im April vergangenen Jahres vorgelegter Richtlinienentwurf (AIFM) zielt als Lehre aus der Finanzmarktkrise darauf ab, dass die Risiken schwer durchschaubarer Anlageprodukte offengelegt werden und vom Anleger nachvollzogen werden können. Fondsverwalter sollen deshalb EU-weit einer einheitlichen Genehmigungspflicht und Regulierung unterzogen werden. Am Ende soll es eine Art Manager-Pass für den grenzüberschreitenden Vertrieb von Fonds an institutionelle Kunden geben.
In der Immobilienbranche wären damit die für institutionelle Kunden aufgelegten Spezialfonds von den neuen Vorschriften betroffen. Der Fondsverband BVI hält es für überzogen, diesen Bereich zu adressieren. Die typischen Kunden von Spezialfonds - Versicherungen oder Kreditinstitute - werden bereits von den hiesigen Aufsichtsbehörden reguliert. Ihnen sind daher von vornherein klare Beschränkungen auferlegt, argumentiert der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Die Interventionen der Lobby scheinen zu fruchten; dem Verband zufolge zeichnen sich Kompromisse ab.
EUROPÄISCHE GESELLSCHAFTEN AUF DEUTSCHEN STATUS UPGEGRADED
Zu den wichtigsten Vorstößen Brüssels zählt, dass europaweit
einheitliche Registrierungspflichten für Fondsmanager eingeführt
werden. In diesem Punkt sieht sich die hiesige Immobilienbranche
sogar als Profiteur. "Die Fondsgesellschaften europaweit werden
auf den deutschen Status upgegraded", formuliert es Uwe
Stoschek, Partner beim Beratungshaus Pricewaterhouse Coopers.
Der Teufel liegt aber wieder einmal im Detail. Erfasst werden
sollen unter anderem die konkreten Anlagestrategien. Und hier
geht der Ärger schon los. "Wenn wir die Behörden immer erst
informieren müssen, bevor wir unsere Investmentstrategie ändern,
dann bekommen wir sehr langsame Produkte, die dem Markt
hinterherlaufen", formuliert Georg Allendorf, Vorstand bei der
zur Deutschen Bank
PROTEKTIONISMUS VERSUS FREIER WETTBEWERB
Die Richtlinie sieht weiter vor, dass Investmentprodukte aus EU-Ländern auch europaweit vertrieben werden dürfen. Hier wird zwischen Gesetzgebern und Investmentbranche intensiv über die Gefahren des Missbrauchs debattiert - nicht nur die Immobiliengesellschaften fürchten, dass einige Länder in der Zulassung laxer vorgehen könnten als andere. Fondsmanager könnten sich dann in so einem Staat einen Persilschein für alle möglichen Anlageprodukte ausstellen lassen und den europäischen Markt mit schlechten Produkten fluten, warnen die hiesigen Anbieter. Als Lösungsansatz wird eine Art EU-Pass ähnlich dem Führerschein-Modell diskutiert. Dann würden Fondsmanager lediglich für bestimmte Anlageklassen zugelassen.
Hauptstreitpunkt ist aber eine Regelung für Anbieter außerhalb der EU. Noch ist völlig unklar, unter welchen Bedingungen zum Beispiel Fonds aus den USA oder aus Großbritannien, die in Steuerparadiesen ihren Sitz haben, hier verkauft werden dürfen.
Fast 1700 Änderungsvorschläge sind im Europäischen Parlament zu dem ursprünglichen Richtlinienentwurf eingegangen. Jetzt geht der Gesetzesvorschlag in die letzte Verhandlungsphase zwischen Parlament und EU-Mitgliedsstaaten. Bis Jahresende soll die Richtlinie stehen.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Stefanie Huber)