- von Daniela Pegna und Andrea Lentz -
Frankfurt, 09. Jun (Reuters) - In einer Hinsicht hat die
Euro-Zone den USA schon den Rang abgelaufen: mit rund 320
Millionen Bürgern hat sie mehr Einwohner als die USA, wo rund
300 Millionen Menschen leben. Ob aber auch der Euro
PRO
Für den Euro als Anlagewährung spricht zurzeit die Zinsdifferenz. Anders als die US-Notenbank Federal Reserve hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) nämlich schon im Frühjahr von der Nullzinspolitik verabschiedet. Seit Mitte Februar die ersten Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung die Runde machten, hat der Euro knapp zwölf US-Cent zugelegt. "Die auseinanderklaffenden Zinssätze sollten die Gemeinschaftswährung zumindest mittelfristig weiter stützen", sagte Devisenstratege Roberto Mialich von der UniCredit.
Ein weiteres Handicap für den Dollar - und somit ein möglicher Pluspunkt für den Euro - ist die US-Schuldenproblematik. Das Haushaltsdefizit in den USA wird dieses Jahr voraussichtlich auf über 1,4 Billionen Dollar steigen und noch für mehrere Jahre über der Marke von einer Billion liegen. Die Alarmglocken läuten ließen zuletzt vor allem die Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch. Die Bonitätsbestnote ist in Gefahr, sollte es im Haushaltsstreit zwischen Präsident Barack Obamas Demokraten und den Republikanern bis Mitte Juli keine Annäherung geben. Kurzfristig geht es um die Anhebung der Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar. Die USA haben diesen Stand schon Mitte Mai erreicht, und das Finanzministerium kann derzeit nur mit Hilfe einiger Tricks weiter Schulden machen. "Die hohe Verschuldung macht den Dollar derzeit nicht gerade zu einer attraktiven Währung für die Anleger", fasst Devisenanalyst Özgür Atasever von der Metzler Bank zusammen.
CONTRA
Dennoch: Ein Auseinanderbrechen der USA wegen der Schuldenproblematik wird von niemandem ernsthaft für möglich gehalten. "Letztlich glaubt kaum jemand daran, dass die USA ihre Schuldenkrise nicht in den Griff bekommen", sagt Devisenstratege Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Im Falle der Euro-Zone sieht das anders aus. Denn das Überleben des Währungsgebiets hängt maßgeblich vom politischen Willen der Teilnehmer-Länder ab. Und der wird derzeit beispielsweise im Fall Griechenland auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Einige Anleger wetten sogar darauf, dass der Euro keinen Bestand haben wird.
Tatsächlich ist das größte Manko des Euro sein Alter: Der Euro-Zone - am 1. Januar 1999 aus der Taufe gehoben - haftet noch etwas Experimentelles an. Daher steigt generell der Dollar immer dann, wenn große Unsicherheit um sich greift. So absurd es klingt - eine schwache US-Konjunktur schadet unter Umständen mehr dem Euro als dem Dollar. Denn der Greenback gilt als die Weltleitwährung, und in Krisenzeiten holen gerade die amerikanischen Anleger ihre im Ausland angelegten Gelder zurück. Dies hatte 2008 den Höhenflug des Euro jäh beendet.
Wenn zudem auch die US-Notenbank an der Zinsschraube zu drehen beginnt, droht dem Euro auch aus dieser Sicht wieder Ungemach. Denn die Fed gilt grundsätzlich als aggressiver als die EZB und könnte den Zinsrückstand zur Euro-Zone rasch wieder aufholen.
(redigiert von Christian Götz)