Dubai, 02. Mär (Reuters) - Der Ausverkauf an der Börse in Riad hat sich kaum gebremst fortgesetzt. Der saudiarabische Leitindex<.TASI> fiel am Mittwoch - dem letzten Handelstag der Woche in dem arabischen Land - um 3,9 Prozent. Er schloss mit 5323 Punkten und damit so niedrig wie seit April 2009 nicht mehr. "Das ist Angst und Panik", fasste ein Fondsmanager in Riad zusammen. Niemand wisse, was als nächstes passiere. "Die Verkäufe sind verrückt - die saudiarabischen Kurse sind so stark gefallen wie die ägyptischen, und wir sind ein stabiles, sicheres Land, und wenn sich die Leute daran erinnern, wird sich der Markt stabilisieren", fügte der Händler hinzu, der seinen Namen aber nicht genannt haben wollte.
Andere Börsianer waren etwas skeptischer. "Die Lage in der Region ist extrem unsicher", erklärte Hashem Montasser, Partner beim Vermögensverwalter Frontline Capital in Dubai. Der derzeitige Ausblick sei sehr trüb. Erst wenn die Regierungen glaubhafte Reformen ankündigten - vor allem in Saudi-Arabien - sei mit einer Entspannung an den Börsen zu rechnen. Am Vortag hatten Panikverkäufe der Börse in Riad den größten Tagesverlust seit November 2008 eingebrockt.
"Im Osten des Landes sind Proteste geplant. Das ist da, wo die schiitische Minderheit und das Öl sind, und das hat die Verkäufe ausgelöst", erklärte ein in Dubai ansässiger Analyst, der nicht namentlich genannt werden wollte. Aktivisten haben bereits über Facebook-Seiten zu Protesten im Laufe des Monats aufgerufen. In Saudi-Arabien sind Demonstrationen und politische Parteien verboten. In einem offenen Brief haben rund 100 saudi-arabische Akademiker und Aktivisten am Wochenende politische Reformen und mehr Mitbestimmung der Bürger verlangt. Sie wollen vor allem Wahlen durchsetzen.
Börsianer bezeichneten den Kapitalabfluss aus dem Aktienmarkt als ein schlechtes Omen. Anleger zweifelten offenbar, dass die Lage in Saudi-Arabien ruhig bleibt. Der Leitindex der Börse in Riad hat seit dem Jahresbeginn fast 20 Prozent verloren - mehr als die Indizes in Oman<.MSI> und in Dubai<.DFMGI>.
Anleger in Riad trennten sich vor allem von den Bankenwerten, die bis zu acht Prozent einbüßten. Auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen (CDS) für Saudi-Arabien stiegen auf den höchsten Wert seit Juli 2009.
(Reporter: Matt Smith in Dubai; geschrieben von Andrea Lentz; redigiert von Angelika Stricker)