(neu: Schlusskurse, Merckle)
Frankfurt, 06. Jan (Reuters) - Mit Unterstützung der
VW-Aktien hat sich der Dax<.GDAXI> am Dienstag über der
psychologisch wichtigen 5000er Marke behauptet. Zum
Handelsschluss verbuchte der Index mit 5026 Punkten ein Plus von
0,85 Prozent. Der Stoxx50<.STOXX50> stieg um 1,5 Prozent.
Händler blieben ungeachtet des fünften Tagesgewinns in Folge
skeptisch. "Die Umsätze sind sehr gering, da wird nur mit
kurzfristigem Geld gezockt", sagte ein Händler. Im MDax gerieten
die Aktien des zum Merckle-Imperium zählenden Baustoffkonzerns
HeidelbergCement unter Druck. Mit dem Tod des
74-jährigen Adolf Merckle sei die Unsicherheit über die Zukunft
des Baustoffunternehmens gewachsen, erklärten Händler.
Unterstützt wurde der Dax auch von einem unerwarteten
Anstieg des ISM-Index für den Dienstleistungssektor der USA im
Dezember. Möglicherweise sei die US-Konjunktur nicht in einem so
schlimmen Zustand wie von vielen befürchtet, sagte ein Händler.
Allerdings verhießen neue Immobiliendaten sowie die
Industrieaufträge für November nichts Gutes für die Wirtschaft.
Daher gab auch der Dow-Jones-Index<.DJI> seine frühen Gewinne
wieder ab, was den Dax unter 5100 Punkte drückte.
Vor allem waren es aber die VW-Aktien, die den Dax
beflügelten. Sie legten um zwölf Prozent zu auf 285 Euro. Damit
gingen allein gut 37 der 42 Plus-Punkte im Leitindex auf das
VW-Konto. Die Anleger stürzten sich auf die Titel der
Wolfsburger, da sie auf eine Komplettübernahme durch
Porsche spekulierten. Der Sportwagenbauer hatte am
Montagabend die Aufstockung seines Anteils auf 50,8 Prozent
bekanntgegeben. Er will seinen Anteil im laufenden Jahr weiter
bis auf 75 Prozent aufstocken und hat sich dafür schon Optionen
gesichert. 20 Prozent der VW-Anteile liegen beim Land
Niedersachsen. Somit sind VW-Aktien ein knappes Gut. Die in
keinem Index geführten Porsche-Aktien stiegen um 1,2 Prozent.
Vom Ansturm auf die VW-Titel profitierten trotz neuer
Hiobsbotschaften aus der Branche auch die Aktien von
Daimler, die um 3,3 Prozent zulegten und damit einen
Teil der Vortagesverluste wieder ausglichen. In Paris waren auch
Papiere von Renault und Peugeot gefragt, die
um vier beziehungsweise knapp zwei Prozent zulegten.
Auf der Gewinnerseite standen im Dax zudem die Stahlwerte.
Die Aktien von ThyssenKrupp legten 2,7 Prozent zu, die
von Salzgitter sogar 4,5 Prozent. Beide folgten damit
den in Paris notierten Aktien des weltgrößten Stahlkonzerns
ArcelorMittal, die 13,6 Prozent hinzugewannen.
ALLIANZ- UND COMMERZBANK-AKTIEN AUF TALFAHRT
Derweil belastete die Finanzkrise erneut Titel aus der
Branche. Händler verwiesen auf vage Gerüchte, wonach weitere
Abschreibungen und Gewinnwarnungen bevorstünden. Im Stoxx50
zählten Papiere der Royal Bank of Scotland und
HSBC mit Kursverlusten von bis zu drei Prozent zu den
Schlusslichtern. In Frankfurt waren die Allianz-Aktien
mit einem Minus von 4,8 Prozent der größte Dax-Verlierer,
gefolgt von den Titeln der Deutschen Bank mit minus
drei Prozent und Commerzbank mit minus 2,4 Prozent.
Händler begründeten die Abschläge bei der Commerzbank mit neuer
Pein bei der Übernahme der Dresdner Bank von der Allianz. Wie
Reuters aus Finanzkreisen erfuhr, hat die verschärfte Krise an
den Märkten bei beiden Häusern im vierten Quartal nochmals zu
hohen Abschreibungen geführt.
Im MDax<.MDAXI> verloren die Aktien von HeidelbergCement 6,2
Prozent. "Die Nachricht vom Tod Adolf Merckles sorgt für
Unsicherheit unter den Anlegern", fasste ein Analyst zusammen.
Der schwäbische Unternehmer war im Herbst unter anderem wegen
Fehlspekulationen mit VW-Aktien in Bedrängnis geraten und
verhandelte seither mit den Banken über Überbrückungskredite für
seine Firmen.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Kathrin Schich)