FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. Oktober 2011. Nach Ansicht von Charttechnikern spricht einiges dafür, dass der jüngste Kursanstieg nicht nachhaltig ist. Auch der Sprung über die Marke von 6.000 Punkten sei kein Befreiungsschlag gewesen.
Vor dem heutigen EU-Gipfel, von dem die 'umfassende' Lösung für die Griechenland-Krise erhofft wird, ist die Anspannung an den Märkten groß. Der DAX tritt auf der Stelle. Viele charttechnisch orientierte Analysten sind eher skeptisch, was die weitere Kursentwicklung angeht. Die Tatsache, dass die wichtige Marke von 6.000 Punkten zuletzt übersprungen wurde, sei nicht unbedingt ein positives Zeichen.
'Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Nervosität eines Marktes zunimmt, wenn er in einen Bereich vorstößt, der als Widerstandszone zu erkennen ist', kommentiert Christoph Geyer von der Commerzbank. Aktuell stehe 'die runde 6.000' daher erneut auf dem Prüfstand. Für eine Schwächeneigung spreche die Divergenz, die sich beim Stochastik-Indikator wieder aufgebaut habe. 'Ein kurzfristiger Test des Bereichs zwischen 5.700 und 5.800 Punkten sollte für die nächsten Tage daher erwartet werden.' Den Analysten von Macquarie zufolge kann die Widerstandszone zwischen 6.038 bis 6.106 Punkten vorerst noch nicht abgelöst werden. 'Der Index kämpft noch mit einem nachhaltigen Ausbruch.'
Keine Anzeichen für Höhenflug
Laut Martin Siegert von der Landesbank Baden-Württemberg ist der DAX nach Ausbildung eines Doppeltiefs knapp unter der Marke von 5.000 Punkten in eine potentielle Bärenflagge übergegangen. Dabei handelt es sich um ein nach oben gerichtetes Parallelogramm, das einen Abwärtstrend unterbricht, bevor es weiter nach unten geht. 'Widerstand auf der Oberseite bilden mit dem Bruch der Zone von 6.158 die Bereiche um 6.191/6.202 und im Weiteren um 6.272 und 6.311 Zähler', erklärt der technische Analyst. Mit nachhaltigen Kursen darüber sollten aktuell nicht gerechnet werden.
Auf der Unterseite bilde das Preisniveau um 5.748 Punkte Unterstützung. 'Ein Bruch muss als erstes Anzeichen einer neuerlichen Schwächephase zur Kenntnis genommen werden.' Nachfolgend werde dann der 'Bärenflaggen-Support' im Bereich von 5.378 Zählern ins Visier genommen. Beachtet werden solle in den kommenden Tagen insbesondere die Entwicklung des Relative-Stärke-Indikators RSI. 'Ein Bruch seiner Trendgeraden muss als Indiz einer kommenden Kursschwäche gewertet werden.'
Seitwärtsbewegung in der Baisse
Laut Christian Henke von der WestLB befindet sich der DAX seit Anfang Juli dieses Jahres in einem bis zum heutigen Tag gültigen Abwärtstrendkanal. 'Innerhalb des Kanals machen wir derzeit eine Seitwärtsphase aus', erklärt der Charttechniker. Nach unten begrenze die Haltelinie bei 5.500 Punkten das Korrekturpotenzial, nach oben versperrten die Trendgeraden bei 6.024/6.026 sowie 6.040/6.090 Zählern den Weg. An der letzteren Chartmarke sei der DAX jüngst gescheitert. 'Gelingt der Sprung darüber, käme dies auf Tagesbasis einem neuen kurzfristigen Kaufsignal gleich.' In diesem Fall sieht Henke weiteres Aufwärtspotenzial bis zur horizontalen Haltelinie bei 6.400 Punkten.
Im schlechtesten Szenario pralle der DAX aber von den genannten oberen Begrenzungen der Seitwärtsphase nach unten ab. 'Anschließend müsste mit Kursverlusten bis zur Untergrenze bei 5.500 Zählern gerechnet werden.' Ein neues mittelfristiges Kaufsignal sei noch in weiter Ferne. Erst oberhalb der oberen Trendkanallinie bei aktuell 6.700 Punkten helle sich die Lage nachhaltig auf. Der 200-Tage-Durchschnitt zeige noch gen Süden. 'Erst wenn die Glättungslinie wieder nach oben dreht, könnte die im Sommer unterbrochene Hausse fortgesetzt werden', resümiert Henke.
Leichte Stimmungseintrübung der Anleger
Unterdessen hat sich die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte nochmals leicht verschlechtert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Anlegern zeigt. Der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips ist von 56,7 auf 54,4 Punkte gesunken und steht damit nicht mehr weit von der Optimismus von Pessimismus trennenden Wegmarke von 50 Punkten entfernt. Weitere 3 Prozent der vormals bullishen Investoren wechselten ins bearishe oder neutrale Lager über, insgesamt sind nur noch 43 Prozent der Befragten positiv eingestellt. Für die Technologiewerte ist der Bull/Bear-Index hingegen wieder etwas von 57,9 auf 59,3 Punkte gestiegen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 26. Oktober 2011 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Vor dem heutigen EU-Gipfel, von dem die 'umfassende' Lösung für die Griechenland-Krise erhofft wird, ist die Anspannung an den Märkten groß. Der DAX tritt auf der Stelle. Viele charttechnisch orientierte Analysten sind eher skeptisch, was die weitere Kursentwicklung angeht. Die Tatsache, dass die wichtige Marke von 6.000 Punkten zuletzt übersprungen wurde, sei nicht unbedingt ein positives Zeichen.
'Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Nervosität eines Marktes zunimmt, wenn er in einen Bereich vorstößt, der als Widerstandszone zu erkennen ist', kommentiert Christoph Geyer von der Commerzbank. Aktuell stehe 'die runde 6.000' daher erneut auf dem Prüfstand. Für eine Schwächeneigung spreche die Divergenz, die sich beim Stochastik-Indikator wieder aufgebaut habe. 'Ein kurzfristiger Test des Bereichs zwischen 5.700 und 5.800 Punkten sollte für die nächsten Tage daher erwartet werden.' Den Analysten von Macquarie zufolge kann die Widerstandszone zwischen 6.038 bis 6.106 Punkten vorerst noch nicht abgelöst werden. 'Der Index kämpft noch mit einem nachhaltigen Ausbruch.'
Keine Anzeichen für Höhenflug
Laut Martin Siegert von der Landesbank Baden-Württemberg ist der DAX nach Ausbildung eines Doppeltiefs knapp unter der Marke von 5.000 Punkten in eine potentielle Bärenflagge übergegangen. Dabei handelt es sich um ein nach oben gerichtetes Parallelogramm, das einen Abwärtstrend unterbricht, bevor es weiter nach unten geht. 'Widerstand auf der Oberseite bilden mit dem Bruch der Zone von 6.158 die Bereiche um 6.191/6.202 und im Weiteren um 6.272 und 6.311 Zähler', erklärt der technische Analyst. Mit nachhaltigen Kursen darüber sollten aktuell nicht gerechnet werden.
Auf der Unterseite bilde das Preisniveau um 5.748 Punkte Unterstützung. 'Ein Bruch muss als erstes Anzeichen einer neuerlichen Schwächephase zur Kenntnis genommen werden.' Nachfolgend werde dann der 'Bärenflaggen-Support' im Bereich von 5.378 Zählern ins Visier genommen. Beachtet werden solle in den kommenden Tagen insbesondere die Entwicklung des Relative-Stärke-Indikators RSI. 'Ein Bruch seiner Trendgeraden muss als Indiz einer kommenden Kursschwäche gewertet werden.'
Seitwärtsbewegung in der Baisse
Laut Christian Henke von der WestLB befindet sich der DAX seit Anfang Juli dieses Jahres in einem bis zum heutigen Tag gültigen Abwärtstrendkanal. 'Innerhalb des Kanals machen wir derzeit eine Seitwärtsphase aus', erklärt der Charttechniker. Nach unten begrenze die Haltelinie bei 5.500 Punkten das Korrekturpotenzial, nach oben versperrten die Trendgeraden bei 6.024/6.026 sowie 6.040/6.090 Zählern den Weg. An der letzteren Chartmarke sei der DAX jüngst gescheitert. 'Gelingt der Sprung darüber, käme dies auf Tagesbasis einem neuen kurzfristigen Kaufsignal gleich.' In diesem Fall sieht Henke weiteres Aufwärtspotenzial bis zur horizontalen Haltelinie bei 6.400 Punkten.
Im schlechtesten Szenario pralle der DAX aber von den genannten oberen Begrenzungen der Seitwärtsphase nach unten ab. 'Anschließend müsste mit Kursverlusten bis zur Untergrenze bei 5.500 Zählern gerechnet werden.' Ein neues mittelfristiges Kaufsignal sei noch in weiter Ferne. Erst oberhalb der oberen Trendkanallinie bei aktuell 6.700 Punkten helle sich die Lage nachhaltig auf. Der 200-Tage-Durchschnitt zeige noch gen Süden. 'Erst wenn die Glättungslinie wieder nach oben dreht, könnte die im Sommer unterbrochene Hausse fortgesetzt werden', resümiert Henke.
Leichte Stimmungseintrübung der Anleger
Unterdessen hat sich die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte nochmals leicht verschlechtert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Anlegern zeigt. Der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips ist von 56,7 auf 54,4 Punkte gesunken und steht damit nicht mehr weit von der Optimismus von Pessimismus trennenden Wegmarke von 50 Punkten entfernt. Weitere 3 Prozent der vormals bullishen Investoren wechselten ins bearishe oder neutrale Lager über, insgesamt sind nur noch 43 Prozent der Befragten positiv eingestellt. Für die Technologiewerte ist der Bull/Bear-Index hingegen wieder etwas von 57,9 auf 59,3 Punkte gestiegen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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