(Wiederholung; Berichtigt Tippfehler in der Überschrift)
* Euro fällt auf tiefsten Stand seit Ende Februar
* Rücktritt von Stark als Schwächung der EZB gesehen
* Bund-Future steigt auf Kontrakthoch
- von Kirsti Knolle
Frankfurt, 09. Sep (Reuters) - Der Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark hat nach Einschätzung von Investoren eine Lösung der Schuldenkrise weiter in die Ferne gerückt. Das Vertrauen in den Euro bröckelte spürbar ab, so dass die Gemeinschaftswährung am Freitag unter 1,37 Dollar auf den tiefsten Stand seit Ende Februar fiel. "Uneinigkeit in der EZB ist das Schlimmste, was dem Markt derzeit passieren kann", sagte ein Händler. "Wir brauchen Beruhigung und keine neuen Konfliktherde."
Stark hatte sich gegen die Anleihenkäufe schuldengeplagter Eurostaaten ausgesprochen. Die Zentralbank hole damit das Eisen für die Politik aus dem Feuer und halte die klammen Länder künstlich über Wasser. Diese Einstellung hatte auch Axel Weber vertreten, der im Februar als Bundesbankpräsident zurückgetreten war. Seine konträre Position zu den Anleihenkäufen galt als ein Grund für seinen Rückzug. "Es ist ganz kritisch, wenn sich keiner mehr konträr aufstellt, vor allem in einer Phase, wo die EZB das Anleihenkaufprogramm diskutiert", sagte Analyst Matthias Gloystein von der Bremer Landesbank. "Im Moment wird das am Markt so interpretiert, dass der Rücktritt die EZB schwächt."
Der Euro, der am Nachmittag bis auf 1,3697 Dollar fiel, hatte bereits in Reaktion auf den Stopp des Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank deutlich nachgegeben. "Der Zinsvorteil war in diesem Jahr der entscheidende Einflussfaktor für die Entwicklung des Euro", sagte Währungsstratege Jane Foley von der Rabobank.
Zinssenkungen sind nach Einschätzung vieler Experten demnächst nicht zu erwarten. Sollten die Verwerfungen am Interbankenmarkt zunehmen, sei aber damit zu rechnen, dass die Zentralbank langfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von zwölf Monaten wieder aufnehme.
ZAHLREICHE STOLPERSTEINE BIS ZUR LÖSUNG DER SCHULDENKRISE
Der Stark-Abgang trifft die EZB in einer schwierigen Phase. "Die Stolpersteine bleiben zahlreich", schrieben die Analysten der UniCredit in einem Marktkommentar. Sie zählten auf, dass die Abstimmung über die Rettungssschirme EFSF und ESM sowie das zweite griechische Hilfspaket in den nationalen Parlamenten noch bevorsteht. Außerdem verwiesen sie darauf, dass die finnische Forderung nach bilateralen Sicherheiten nicht vom Tisch ist. Und die Unzufriedenheit der Geldgeber EZB, IWF und EU über die Reformfähigkeit Griechenlands nehme zu. "Die EZB ist weiterhin gezwungen, Aufgaben der Europäischen Währungsunion zu übernehmen - mangels funktionsfähiger Instrumente der Politik", schrieben die UniCredit-Experten.
Der US-Dollar profitierte von der Euro-Schwäche und zog zu einem Korb aus sechs Währungen um knapp ein Prozent auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr an. "Im Moment ist der Euro angeschlagener als der Dollar, und die Obama-Rede gibt dem Dollar auch etwas Rückenwind", sagte ein Händler. Der von US-Präsident Barack Obama vorgestellte Plan zur Ankurbelung der Wirtschaft könnte bei erfolgreicher Implementierung das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft um 1,6 Prozentpunkte verstärken, rechneten die Analysten der Societe Generale vor. Allerdings bezweifelten viele Experten, dass das Projekt wie vorgestellt auch umgesetzt wird.
Am Rentenmarkt waren die "sicheren Häfen" gefragt. Der
richtungsweisende Bund-Future
Spürbar war das steigende Misstrauen gegenüber Griechenland. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg auf 20,64 (20,223) Prozent. Auch italienische und spanische Papiere wurden abgestoßen. Deren Rendite stieg auf 5,44 beziehungsweise 5,21 Prozent. (Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Hans Seidenstücker)