FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Krise in der Eurozone dürfte laut der Fondsgesellschaft DWS noch vor der Sommerpause entschärft werden. 'Bis jetzt hat die Krise noch nicht ihren Höhepunkt erreicht und der Leidensdruck ist offensichtlich noch nicht stark genug für eine durchgreifende Lösung', sagte Stefan Kreuzkamp, der das Rentenfondsmanagement der DWS leitet, am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. 'Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Politik mit einer derart hohen Unsicherheit in den Sommerurlaub geht.'
'Die derzeit besonders virulente Bankenkrise in Spanien könnte durch eine staatliche Zwangsrekapitalisierung nach US-Vorbild gelöst werden', sagte Kreuzkamp. Das Geld dafür dürfte aus dem dauerhaften europäischen Rettungsfonds ESM kommen. 'Vor allem eine Wahlniederlage der Spar- und Reformbefürworter in Griechenland am 17. Juni würde ein rasches Handeln erzwingen.' Mögliche Ansteckungsgefahren für Spanien und Italien könnten durch die Rekapitalisierung eingedämmt werden. Die nachhaltigste Lösung der Krise wäre laut Kreuzkamp die glaubwürdige Ankündigung von Eurobonds. Er gehe jedoch davon aus, dass die Eurozone in ihrer derzeitigen Form zusammen bleibt. 'Gerade Deutschland hat daran ein großes Interesse', sagte Kreuzkamp. Das politische Risiko bleibe angesichts der anstehenden Wahlen in Griechenland jedoch hoch.
Die DWS bleibt in ihren europäischen Anleihefonds dennoch weiter in Krisenländern wie Spanien und Italien investiert. 'Angesichts der Zuspitzung des Schuldenkrise hat die DWS langlaufende spanische Staatsanleihen vor zwei Monaten aus ihren Portfolios herausgenommen, um so Gewinne mitzunehmen', sagte Kreuzkamp. Man setze jetzt in Spanien auf kurzlaufende Papiere und gedeckte Anleihen (Covered Bonds). Diese hätten einen höheren Insolvenzschutz. 'Italienische Anleihen können in europäischen Anleihefonds angesichts der großen Bedeutung des italienischen Marktes nicht massiv untergewichtet werden', sagte Kreuzkamp. Sollte es tatsächlich zu einer durchgreifenden Beruhigung an den Märkten kommen, dürfte es zu einem deutlichen Anstieg der italienischen Anleihekurse kommen. 'Dann würde man als Fondsmanager bei einer starken Untergewichtung ziemlich blöd aussehen.' Die Risikoaufschläge für italienische Anleihen waren zuletzt deutlich gestiegen sind jedoch hinter denen von Spanien geblieben.
'Deutsche Staatsanleihen haben wir jedoch stark reduziert', sagte Kreuzkamp. 'Die extrem niedrigen Renditen fressen das Geld auf.' Er verweist auf die Inflationsrate von 2,4 Prozent in der Eurozone. 'Eine vernünftige Rendite ist nur mit deutschen Anleihen nicht zu erzielen.' Derzeit würden vor allem 'panische Anleger' weiter deutsche Anleihen kaufen. Sollte diese Panik nachlassen und es zu einer Entspannung in der Eurozone kommen, dürften die Kurse von deutschen Anleihen stark unter Druck geraten. Durch die sehr niedrigen deutschen Renditen habe der französische Anleihemarkt zuletzt stark profitiert, auch wenn Frankreich bei der US-Ratingagentur Standard & Poor's keine Bestnote mehr habe. 'Der Wahlsieg des Sozialisten Francois Hollande habe dem französischen Anleihemarkt nicht geschadet, da er bereits zuvor erwartet worden war.' Er sei zudem offenbar auch dazu bereit, mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenzuarbeiten. Es müsse abgewartet werden, was Hollande tatsächlich von seinen Wahlversprechen umsetzen werde.
Europäische Staatsanleihefonds bleiben laut Kreuzkamp weiter eine Anlageform für risikoscheue Anleger. 'Am europäischen Anleihemarkt kann mit einem ausgewogenen Portfolio durchaus eine Performance von rund drei Prozent erzielt werden - also deutlich mehr als mit deutschen Staatsanleihen.' Die DWS berücksichtige zudem bei ihren Anlageentscheidungen die Bewertungen der Ratingagenturen. 'Diese spielen eine große Rolle und sollen auch das Vertrauen der Anleger sicherstellen.' Für risikofreudige Investoren könnten laut Kreuzkamp auch portugiesische Anleihen mit kurzen Laufzeiten und irische Covered Bonds interessant sein./jsl/hbr/jha/
--- Von Jürgen Sabel, dpa-AFX ---
'Die derzeit besonders virulente Bankenkrise in Spanien könnte durch eine staatliche Zwangsrekapitalisierung nach US-Vorbild gelöst werden', sagte Kreuzkamp. Das Geld dafür dürfte aus dem dauerhaften europäischen Rettungsfonds ESM kommen. 'Vor allem eine Wahlniederlage der Spar- und Reformbefürworter in Griechenland am 17. Juni würde ein rasches Handeln erzwingen.' Mögliche Ansteckungsgefahren für Spanien und Italien könnten durch die Rekapitalisierung eingedämmt werden. Die nachhaltigste Lösung der Krise wäre laut Kreuzkamp die glaubwürdige Ankündigung von Eurobonds. Er gehe jedoch davon aus, dass die Eurozone in ihrer derzeitigen Form zusammen bleibt. 'Gerade Deutschland hat daran ein großes Interesse', sagte Kreuzkamp. Das politische Risiko bleibe angesichts der anstehenden Wahlen in Griechenland jedoch hoch.
Die DWS bleibt in ihren europäischen Anleihefonds dennoch weiter in Krisenländern wie Spanien und Italien investiert. 'Angesichts der Zuspitzung des Schuldenkrise hat die DWS langlaufende spanische Staatsanleihen vor zwei Monaten aus ihren Portfolios herausgenommen, um so Gewinne mitzunehmen', sagte Kreuzkamp. Man setze jetzt in Spanien auf kurzlaufende Papiere und gedeckte Anleihen (Covered Bonds). Diese hätten einen höheren Insolvenzschutz. 'Italienische Anleihen können in europäischen Anleihefonds angesichts der großen Bedeutung des italienischen Marktes nicht massiv untergewichtet werden', sagte Kreuzkamp. Sollte es tatsächlich zu einer durchgreifenden Beruhigung an den Märkten kommen, dürfte es zu einem deutlichen Anstieg der italienischen Anleihekurse kommen. 'Dann würde man als Fondsmanager bei einer starken Untergewichtung ziemlich blöd aussehen.' Die Risikoaufschläge für italienische Anleihen waren zuletzt deutlich gestiegen sind jedoch hinter denen von Spanien geblieben.
'Deutsche Staatsanleihen haben wir jedoch stark reduziert', sagte Kreuzkamp. 'Die extrem niedrigen Renditen fressen das Geld auf.' Er verweist auf die Inflationsrate von 2,4 Prozent in der Eurozone. 'Eine vernünftige Rendite ist nur mit deutschen Anleihen nicht zu erzielen.' Derzeit würden vor allem 'panische Anleger' weiter deutsche Anleihen kaufen. Sollte diese Panik nachlassen und es zu einer Entspannung in der Eurozone kommen, dürften die Kurse von deutschen Anleihen stark unter Druck geraten. Durch die sehr niedrigen deutschen Renditen habe der französische Anleihemarkt zuletzt stark profitiert, auch wenn Frankreich bei der US-Ratingagentur Standard & Poor's keine Bestnote mehr habe. 'Der Wahlsieg des Sozialisten Francois Hollande habe dem französischen Anleihemarkt nicht geschadet, da er bereits zuvor erwartet worden war.' Er sei zudem offenbar auch dazu bereit, mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenzuarbeiten. Es müsse abgewartet werden, was Hollande tatsächlich von seinen Wahlversprechen umsetzen werde.
Europäische Staatsanleihefonds bleiben laut Kreuzkamp weiter eine Anlageform für risikoscheue Anleger. 'Am europäischen Anleihemarkt kann mit einem ausgewogenen Portfolio durchaus eine Performance von rund drei Prozent erzielt werden - also deutlich mehr als mit deutschen Staatsanleihen.' Die DWS berücksichtige zudem bei ihren Anlageentscheidungen die Bewertungen der Ratingagenturen. 'Diese spielen eine große Rolle und sollen auch das Vertrauen der Anleger sicherstellen.' Für risikofreudige Investoren könnten laut Kreuzkamp auch portugiesische Anleihen mit kurzen Laufzeiten und irische Covered Bonds interessant sein./jsl/hbr/jha/
--- Von Jürgen Sabel, dpa-AFX ---