* Moody's erwägt Herabstufung des Ratings "Aa1"
* Experten verweisen auf hohen Finanzierungsbedarf
* Agentur rechnet nicht mit spanischem Antrag auf EU-Hilfen
* Märkte reagieren nur kurzzeitig
(neu: Salgado, Marktreaktionen, Hintergrund)
Madrid/Berlin, 15. Dez (Reuters) - Spanien droht eine schlechtere Bonitätsnote von der Ratingagentur Moody's. Diese teilte am Mittwoch mit, eine Herabstufung des Ratings zu prüfen. Als Gründe nannten die Experten den großen Finanzierungsbedarf des hoch verschuldeten Landes, Zweifel über den Zustand des Bankensektors sowie Sorgen über die Haushaltslage in einzelnen Regionen. Mit einem Antrag auf Hilfen aus dem EU/IWF-Rettungsfonds EFSF durch die spanische Regierung rechnet die Ratingagentur aber nicht. "Moody's geht nicht davon aus, dass die Zahlungsfähigkeit Spaniens bedroht ist, und das Basisszenario geht davon aus, dass die Regierung den EFSF nicht um Liquiditätshilfen bitten muss", erläuterten die Experten. Auszuschließen sei ein Hilfsantrag aber nicht, hieß es gleichzeitig. Moody's stuft Spanien derzeit mit der Note "Aa1" ein.
Spaniens Wirtschaftsministerin Elena Salgado sagte, die Bewertung durch Moody's zeige, wie solvent das Land dastehe. "Ich gehe davon aus, dass wir binnen drei Monaten in der Lage sein werden, ausreichend Argumente zu liefern, um den negativen Ausblick in einen positiven zu verwandeln", sagte die Ministerin im staatlichen Rundfunk. Zugleich plädierte sie für eine Aufstockung des EU-Rettungsfonds. Vom bevorstehenden EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel erwarte sie sich eine nahtlose Unterstützung für den Euro, sagte die Ministerin.
Spanien ist in der europäischen Schuldenkrise wie Portugal
zuletzt an den Finanzmärkten unter Druck geraten. Das hat die
Sorgen verstärkt, die beiden Länder könnten dem Beispiel Irlands
folgen und Hilfen aus dem 750-Milliarden-Euro schweren
IWF/EU-Rettungspaket beantragen. Bis gegen Mittag verteuerten
sich die Kreditausfallversicherungen für Spanien. Zudem zogen
die Risikoaufschläge für 10-jährige Papiere verglichen mit dem
Bund zeitweise an
Spanien und Portugal müssen sich nach Berechnungen von JP Morgan Anfang 2011 zusammen etwa 60 Milliarden Euro am Kapitalmarkt besorgen. Portugal platzierte unterdessen in der letzten Emission des Jahres Drei-Monats-Anleihen im Volumen von 500 Millionen Euro. Das Land musste dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die Durchschnittsrendite lag bei 3,403 Prozent nach 1,818 Prozent Anfang November.
Auch Belgien gilt als Sorgenkind. Zu den hohen Schulden kommt dort noch ein politisches Vakuum, denn das Land hat sechs Monate nach der Wahl noch keine Regierung. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte am Dienstag den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Belgiens auf negativ. Damit könnte dem Land in den nächsten sechs Monate eine Herabstufung des Ratings ins Haus stehen. (Reporter: Fiona Ortiz, geschrieben von Kerstin Schraff, redigiert von Sören Amelang)