Frankfurt, 20. Jan (Reuters) - Ein Schwächeanfall des Pfund
Sterling hat am Dienstag auch den Euro unter Druck
gesetzt. "Die britische Wirtschaft steckt tief in der Krise und
die Investoren haben überhaupt keine Lust, darauf zu warten,
dass sie sich erholt", erklärte Maurice Pomery, Händler bei
IDEALGlobe in London. "Das ist für ganz Europa nicht gut", fügte
ein Händler in Frankfurt hinzu. Analysten vermuteten zudem, dass
die durch die Amtseinführung von Barack Obama ausgelöste
Aufbruchstimmung in den Vereinigten Staaten die US-Währung
zusätzlich stützen könnte.
Der Euro fiel zum Dollar auf 1,2950 Dollar von knapp
1,31 Dollar am Vorabend. Das Pfund Sterling stürzte zur
US-Währung um 3,6 Prozent auf ein 7-1/2-Jahres-Tief von 1,3912
Dollar ab. Am Vorabend hatte das Pfund noch bei 1,4451 Dollar
gelegen. Der Euro konnte zum Pfund ebenfalls auf 93 Pence von
90,55 Pence am Vorabend zulegen.
Die Schwäche des Pfund hing Händlern zufolge mit dem
Kursverfall von Bankenwerten in London zusammen. Dort stürzten
die Aktien von Lloyds zeitweise um 50 Prozent ab, was
Händler mit einer Vertrauenskrise in der Bankenbranche
begründeten. Der überraschende Anstieg des ZEW-Konjunkturindex
für Deutschland half dem Euro dagegen kaum.
Helaba-Analyst Ulrich Wortberg verwies zusätzlich auf den
Obama-Effekt. Möglicherweise stelle der neue US-Präsident bei
seiner Amtseinführung den Kampf gegen die Wirtschaftskrise als
das oberste Ziel seiner Präsidentschaft heraus. "Das Image der
USA wird kräftig poliert und diese Politur verfehlt ihre Wirkung
nicht am Devisenmarkt", stellte auch Folker Hellmeyer,
Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, fest. Allerdings ändere
dies nichts daran, dass der US-Wirtschaft ein dauerhaft festerer
Dollar grundsätzlich nicht förderlich sei. "Nach der aktuellen
Party wird sich diese Erkenntnis sukzessive am Markt
durchsetzen", sagte Hellmeyer.
DEUTSCHE STAATSANLEIHEN WEITER GEFRAGT
Am Rentenmarkt pendelte der Bund-Future am Mittag um
den Vortagesschluss von 125,18 Punkte. Die dem Bund-Future
zugrundeliegende zehnjährige Bundesanleihe zog leicht
an. Die Rendite rutschte auf 2,981 Prozent von 2,991 Prozent.
Die zehnjährigen britischen Staatsanleihen fielen
deutlich stärker um 103 Ticks auf 111,20 Punkte.
Auch die Kurse der Staatsanleihen von Spanien und
Griechenland gaben weiter nach. Somit weiteten sich
die Renditeabstände zwischen diesen Anleihen und der in der
Euro-Zone richtungweisenden deutschen Bundesanleihe immer weiter
aus. Viele Anleger fürchten, die Ratingagenturen könnten nach
Spanien und Griechenland die Kreditwürdigkeit weiterer Länder in
der Euro-Zone herabstufen.
Die von der Bundesbank täglich errechnete Umlaufrendite
börsennotierter öffentlicher Anleihen fiel auf 2,91 (Vortag
2,93) Prozent. Die EZB legte den Referenzkurs des Euro mit
1,2930 (1,3182) Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken
(EuroFX) fiel der Euro auf 1,2960 (1,3243) Dollar. Zum
Pfund stieg er auf 93,05 (90,47) Pence.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Kathrin Schich)