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ROUNDUP: Preisauftrieb im Euroraum bleibt schwach - was macht die EZB?

Veröffentlicht am 30.04.2014, 12:58

LUXEMBURG/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Inflation im Euroraum bleibt ungewöhnlich schwach. Nach Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat vom Mittwoch stiegen die Verbraucherpreise im April zum Vorjahr um 0,7 Prozent. Das sind zwar 0,2 Prozentpunkte mehr als im März. Bankvolkswirte hatten aber damit gerechnet, dass die Teuerung wegen Preissteigerungen infolge der späten Lage des Osterfestes auf 0,8 Prozent anzieht. Von ihrem dreieinhalbjährigen Tiefstand im März hat sich die Inflation damit nur leicht entfernt.

Den Zahlen zufolge legte die Inflation allein bei Dienstleistungen zu. Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln und industriellen Gütern schwächte sich hingegen ab. Der Preisrückgang bei Energie war schwächer als noch im März. Die Kernrate ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel stieg von einem Rekordtief von 0,7 Prozent auf 1,0 Prozent an. Bankvolkswirte hatten damit gerechnet.

EZB VOR WEITERER LOCKERUNG?

Ob die Europäische Zentralbank (EZB) nun auf eine zusätzliche Lockerung ihrer Geldpolitik zusteuert, bleibt ungewiss. Die ungewöhnlich schwache Inflation setzt die EZB seit Monaten unter Zugzwang. Die Notenbank erwartet zwar, dass sich der Preisauftrieb mit einer anziehenden Konjunktur schrittweise verstärkt und Deflationssorgen zerstreut. Die verhaltene Teuerung könnte diesem Szenario aber entgegenstehen.

Gegenwärtig gibt es Anzeichen, die sowohl für als auch gegen steigende Teuerungsraten im Euroraum sprechen. Höhere Preissteigerungen lässt die konjunkturelle Erholung in vielen Krisenländern wie Spanien erwarten. Nach Zahlen vom Mittwoch war die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft im ersten Quartal so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr gewachsen. Das Quartalswachstum von 0,4 Prozent folgt aber auf eine lange Rezession. Auch in anderen angeschlagenen Ländern wie Portugal beginnt sich die Konjunktur sichtlich zu erholen. Die ohnehin robuste deutsche Wirtschaft dürfte zum Jahresstart besonders kräftig gewachsen sein.

GEGENLÄUFIGE ENTWICKLUNGEN

Demgegenüber bleibt die Lage im europäischen Finanzsektor fragil, was sich unter anderem in einer sehr zurückhaltenden Kreditvergabe zeigt. Einen Hoffnungsschimmer sendete am Mittwoch allerdings eine Umfrage der EZB. Demnach hat die Nachfrage nach Bankkrediten im ersten Quartal leicht angezogen. Zudem berichteten die befragten Institute von etwas günstigeren Refinanzierungskonditionen. "Harte Zahlen" spiegeln die Umfrageergebnisse aber noch nicht wider: Nach Zahlen vom Dienstag befinden sich die Ausleihungen der Geldhäuser nach wie vor im Sinkflug.

Die EZB hat es also alles andere als einfach: Befürchtungen, dass der Währungsraum in eine Abwärtsspirale sinkender Preise und stagnierenden Wachstums fallen könnte, teilt sie zwar nicht. Notenbankchef Mario Draghi hat zuletzt aber mehrfach betont, dass nicht nur fallende Preise, sondern schon niedrige Inflationsraten ein Wachstumsrisiko darstellten. Auf der anderen Seite ist die schwache Preisentwicklung aber auch eine Folge struktureller Veränderungen. In geschwächten Euroländern wie Griechenland befinden sich nicht nur die öffentlichen Haushalte auf Sparkurs. Auch die Unternehmen versuchen, international wettbewerbsfähiger zu werden, indem sie Kosten senken und Preiszugeständisse machen. Zudem übt die rekordhohe Arbeitslosigkeit im Euroraum Druck auf Löhne und Gehälter aus.

EXPERTEN: INFLATIONSTIEF DURCHSCHRITTEN

"Ob die EZB unter diesen Bedingungen einstimmig hinter einer zusätzlichen Lockerung steht, bleibt die zentrale Frage in den kommenden Monaten", sagt Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank. Zumal nicht wenige Volkswirte wie auch die Analysten der Commerzbank erwarten, dass der Tiefpunkt bei der Inflation nunmehr durchschritten ist. Das spräche gegen eine zusätzliche Lockerung durch die EZB. Die Instrumente, die der Notenbank zur Verfügung stehen, sind zahlreich: Sie reichen von Zinssenkungen über zusätzliche Geldspritzen für die Geschäftsbanken bis hin zu breitangelegten Wertpapierkäufen ("quantitative Lockerung").

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