BERLIN (dpa-AFX) - Grüne und Umweltschützer werfen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, mit Europas großen Stromkonzernen zu kungeln. Vor einem Treffen Merkels am Mittwochabend mit Vorstandschefs führender Energieversorger kritisierte der Vizechef der Grünen-Fraktion im Bundestag, Oliver Krischer, im 'Kölner Stadt-Anzeiger': 'Anstatt die akuten Probleme der Energiewende offensiv anzugehen, trifft sich Frau Merkel in alter Tradition hinter verschlossenen Türen mit den Betreibern von Kohle- und Atomkraftwerken.'
Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, es handele sich um einen lange verabredeten Meinungsaustausch über Themen wie Klimaschutz, Emissionshandel oder Investitionsbedingungen. Aktuelle Themen wie die deutsche Ökostromreform stünden nicht auf der Agenda. Die Konzernchefs hätten bereits im vergangenen Sommer vergleichbare Gespräche in Italien, Frankreich oder mit der EU geführt.
Eingeladen waren unter anderem die Chefs der deutschen Versorger RWE (ETR:RWE) und Eon (ETR:EOAN) sowie von GDF Suez (ETR:GZF) (PSE:PGSZ) aus Frankreich, ENI aus Italien, OMV (EAV:OMV) (FSE:OMV) aus Österreich, Vattenfall aus Schweden und CEZ aus Tschechien. An dem Abendessen wollten auch Energieminister Sigmar Gabriel, Umweltministerin Barbara Hendricks (beide SPD) und Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) teilnehmen.
Der Energie-Experte von Greenpeace, Niklas Schinerl, meinte, die großen Konzerne seien 'auf Lobbytour für Kohle und Atom' bei den Staats- und Regierungschefs. Hinter verschlossenen Türen solle der Fortbestand konventioneller Kraftwerke zementiert werden, um sich deren Profite zu sichern.