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Veröffentlicht am 23.01.2014, 20:52

Börsen-Zeitung: Die Illusion von Schutz, Kommentar zu Prokon von

Angela Wefers

Frankfurt (ots) - Nicht alles, was im Briefkasten landet, ist gut.

Die Anleger in Genussrechtskapital des insolventen

Windparkfinanzierers Prokon erfahren dies jetzt bitter. Ihr Geld,

zumindest ein Teil davon, ist futsch. Die viel gescholtenen Banken

stehen diesmal nicht in der Schusslinie der Kritik. Prokon hatte die

Gelder für erneuerbare Energien bei 75000 gutgläubigen Anlegern im

Direktvertrieb per Postwurfsendung eingesammelt.

Die schwarz-rote Bundesregierung reagiert hektisch.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), dem in der großen Koalition

das Ressort Verbraucherschutz zugewachsen ist, hat sogleich

Regulierungsbedarf auf dem grauen Kapitalmarkt angemeldet. Kanzlerin

und Bundesfinanzministerium wagen in der allgemeinen Empörung keinen

Widerstand.

Dabei hat die schwarz-gelbe Regierung in der vergangenen

Legislaturperiode zahlreiche Reformen für den Anleger- und

Verbraucherschutz eingeführt. Nur um einige zu nennen: die

sogenannten Beipackzettel für Kapitalanlageprodukte,

Registrierungspflichten für Anlageberater in Banken und Sparkassen

sowie von selbständigen Finanzvermittlern. Die neuen Vorschriften zur

Dokumentationspflicht bei Wertpapieranlageberatung haben sogar einen

gesamten Geschäftszweig mit Bürokratie überzogen und quasi

lahmgelegt. Das neue Kapitalanlagegesetzbuch ist so jung, dass die

Fondsanbieter für ihre Zulassung bei der Finanzaufsicht BaFin noch

anstehen. Auch Anbieter von Genussrechten wie Prokon fallen darunter.

Die neue EU-Marktrichtlinie Mifid erlässt Vertriebsbeschränkungen für

Kleinanleger. Hierzulande steht dem Erwerb von Hedgefonds durch

Privatanleger das Gesetz entgegen. Bei Prokon-Anlegern hat dies alles

nichts genutzt. Wer die Warnung des Totalverlusts im Beipackzettel

ignoriert, wer der Stiftung Warentest misstraut und glaubt, die

vielfache Verzinsung einer Bundesanleihe gebe es ohne Risiko, hat es

nicht besser verdient.

Die Vorstellung, der Staat könne jeden Kapitalanleger vollständig

vor Verlust schützen, ist eine Illusion. Der Preis dafür ist der

Verlust der Freiheit, der Abschied von der Idee des mündigen

Verbrauchers. Schwarz-Rot ist auf dem Weg dahin. 'Wo Verbraucher sich

nicht selbst schützen können oder überfordert sind, muss der Staat

Schutz und Vorsorge bieten', hält der Koalitionsvertrag mit Verweis

auf den Finanzmarkt fest. Muss die Aufsicht unverhältnismäßig

risikoreiche Produkte verbieten, lautet der Umkehrschluss: alle

übrigen sind sicher. Dann hätte der Staat bald wirklich viel zu tun.

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