(neu: Schlussstände)
Frankfurt, 09. Mär (Reuters) - Die Aktien an den
europäischen Aktienmärkten bleiben auf Berg- und Talfahrt. An
der Frankfurter Börse rutschte der Dax<.GDAXI> am Montag bis auf
ein Fünfeinhalbjahres-Tief von 3588 Punkten, erholte sich nach
einem guten Start der US-Börsen aber auf ein Plus von 0,7
Prozent bei 3692 Punkten. Der europäische Stoxx50<.STOXX50>
beendete den Handel 0,8 Prozent tiefer bei 1614 Zählern.
Für Bewegung im Pharmasektor sorgte der 41,1 Milliarden
Dollar schwere Zusammenschluss der US-Konzerne
Schering-Plough und Merck & Co.. Die Aktien von
Schering-Plough, der als kleinerer Konkurrent von Merck
geschluckt wird, gewannen 14 Prozent. Auch in Europa machten
Fusionsfantasien die Runde. "Die ganze Branche scheint in
Bewegung zu kommen", sagte ein Börsianer. Bayer
gewannen mehr als zwei Prozent, und Merck KGaA stiegen
um 2,5 Prozent. An der Züricher Börse deckten sich Anleger mit
Roche ein, in London gehörten die Titel von
AstraZeneca mit einem Plus von 3,5 Prozent auf 2194 Pence
zu den gefragtesten Werten. Analyst Jeffrey Holford von der
Investmentbank Jefferies warnte jedoch vor übertriebenen
Hoffnungen. Wegen Problemen bei der Finanzierung
grenzüberschreitender Transaktionen sei die Wahrscheinlichkeit
von Elefantenhochzeiten in Europa geringer. Negativ wirkte sich
die Nachricht allerdings für Merck-Aktien aus, die um
zehn Prozent einbrachen und andere US-Titel wie Johnson &
Johnson und Pfizer mitrissen.
Wackelig blieb die Lage auch bei den Finanzwerten.
Investoren trennten sich vor allem von britischen Banktiteln wie
HSBC und Barclays. Nachdem die Bankengruppe
Lloyds unter den staatlichen Schutzschirm schlüpfte,
schürten Spekulationen über eine vollständige Verstaatlichung
der Bank die Nervosität der Anleger. "Solange man sich in einer
deflationären Abwärtsspirale befindet, kommt man nicht dagegen
an. Die Regierungen reagieren nur, sie agieren nicht mehr",
sagte Luc van Hecka, Chefökonom bei KBC Securities. Der
Bankenindex<.SX7P> Europas gab insgesamt 2,3 Prozent nach.
DEUTSCHE BANK TROTZT ABWÄRTSTREND - JOJO-EFFEKT BEI POSTBANK
Vom negativen Trend abkoppeln konnten sich die Papiere der
Deutschen Bank, die 2,8 Prozent zulegten. Gestützt
wurden die Titel Händlern zufolge von positiven Aussagen von
Konzernchef Josef Ackermann zum Geschäftsverlauf im Februar.
LBBW-Analyst Olaf Kayser zufolge deutet sich damit für die
Deutsche Bank ein besseres Ergebnis für das erste Quartal an,
als es das Umfeld bislang erwarten lasse. Kayser erwartet
deshalb, dass dem deutschen Branchenprimus in den ersten drei
Monaten die Rückkehr in die Gewinnzone gelang. Mit Abstand
größter Dax-Gewinner waren Postbank-Aktien mit einem
Plus von 10,3 Prozent auf 8,01 Euro. Händler sprachen von einem
Jojo-Effekt, da die Papiere in der vergangenen Woche rund 17
Prozent an Wert verloren hatten.
KURSSPRUNG BEI FORTIS
Adidas-Aktien gewannen drei Prozent auf 23,63 Euro,
nachdem die Analysten von Banc of America-Merrill Lynch sie auf
eine Empfehlungsliste mit einem fairen Wert von 30 Euro setzten.
Die Titel seien attraktiv bewertet, zudem arbeite das Management
mit Hochdruck an neuen Marketingkonzepten und Einsparprogrammen,
hieß es zur Begründung. Eines der Dax-Schlusslichter waren die
Aktien der Lufthansa mit minus 1,5 Prozent. Die
drohenden Streiks der Flugbegleiter seien eine Belastung für die
Titel, sagte ein Händler. Zudem dürfte der steigende Ölpreis
nicht von Vorteil für die Fluggesellschaft sein. Die Verteuerung
des US-Leichtöls auf 47 Dollar half hingegen an der
Londoner Börse Ölwerten wie BP und Royal Dutch
Shell.
Nach neuen Konditionen bei der Zerschlagung der
belgisch-niederländischen Finanzgruppe Fortis sprangen
deren Aktien um mehr als 20 Prozent auf 1,16 Euro. Der belgische
Staat und die französische Großbank BNP Paribas hatten
sich am Wochenende beim dritten Versuch auf neue Bedingungen zur
Übernahme bestimmter Bereiche des Finanzkonzerns geeinigt. Dies
verbessert Analysten zufolge die Barmittel-Ausstattung von
Fortis.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Kerstin Leitel)