(Korrigiert im vorletzten Satz den Merck-Aktienkurs: Die
Merck-Aktie verzeichnete ein zehnprozentiges Kursminus und kein
Kursplus.)
Frankfurt, 27. Okt (Reuters) - Der Ausverkauf am Aktienmarkt
hat sich zu Wochenbeginn fortgesetzt. Der Dax<.GDAXI> fiel bis
zum Montagmittag um vier Prozent oder 170 Punkte auf 4123
Zähler. Mehr als die Hälfte der 30 Werte verbuchte zweistellige
Abschläge. Ein wesentlich heftigerer Verlust im Leitindex und
ein Abrutschen unter die Marke von 4000 Punkten wurden nur
verhindert durch eine zeitweise annähernde Verdopplung des
VW-Kurses. Händler zeigten sich fassungslos und
resigniert. "Es ist unglaublich trostlos. Das ist schon
Untergangsstimmung, die sich breitmacht", sagte ein Börsianer.
"Hier werden Szenarien eingepreist, das ist schon keine
Rezession mehr sondern eine große Depression." Dazu trug der
düstere Ausblick der deutschen Firmen bei. Die vom Ifo-Institut
erfasste Erwartungshaltung der Unternehmen für die kommenden
sechs Monate fiel auf den tiefsten Stand seit der
Wiedervereinigung.
Börsianern zufolge wurde an den Märkten die Schieflage der
Hedgefonds offenbar massiv unterschätzt. "Die müssen derzeit
unabhängig vom Kursniveau liquidieren, weil die Anleger ihr Geld
zurückfordern. Und weil keiner weiß, wie groß der Teufelskreis
noch wird, hält niemand dagegen", sagte einer. Der europäische
Stoxx50<.STOXX50> fiel um 5,6 Prozent. Heftig abgestraft wurden
wieder einmal Finanzwerte, aber auch Industriewerte standen
angesichts der trüben Wirtschaftsaussichten weit oben auf den
Verkaufslisten. In Japan war der Nikkei<.N225> um mehr als sechs
Prozent auf den niedrigsten Schlussstand seit 26 Jahren
gefallen.
GEGEN DEN TREND - VW-KURS FAST VERDOPPELT
Für eine Aktie von Volkswagen zahlten Händler nach einer
Mitteilung über eine Anteilsaufstockung von Porsche
zeitweise 410 Euro und damit rund 200 Euro mehr als Ende
vergangener Woche. Der Dax machte dadurch mehr als 250 Punkte
gut. Händlern zufolge hatten zuletzt viele Anleger auf einen
Kurssturz bei VW gewettet. Da dieser - unter anderem wegen der
Porsche-Käufe - ausblieb, müssten diese Anleger ihre Positionen
jetzt schließen und sich wieder mit VW-Aktien eindecken, um ihre
Verluste zu begrenzen. "Wer in dieser Aktie noch engagiert war
und gegen Porsche spekuliert hat, der hat es eigentlich nicht
besser verdient", sagte ein Börsianer. Porsche-Aktien fielen um
8,8 Prozent und kosteten 42 Euro. Vor einem Jahr waren es noch
185 Euro gewesen.Auch die übrigen europäischen Autowerte lagen
bis zum Mittag tief im Minus.
FLUCHT AUS POST UND POSTBANK NACH GESCHÄFTSBERICHTEN
Auf den langen Verkaufslisten für Finanzwerte belegten nach
der Vorlage von Quartalszahlen die Postbank - ebenso
wie die Konzernmutter Deutsche Post - mit einem Minus
von jeweils knapp 20 Prozent die vorderen Plätze, gefolgt von
der Deutschen Bank mit einem Abschlag von mehr als 15
Prozent. Das größte deutsche Kreditinstitut muss für den
geplanten Einstieg bei der Postbank nun tiefer in die Tasche
greifen. Die Postbank enttäuschte Händlern zufolge zudem mit
einem unerwartet hohen Quartalsverlust. Bei der Logistik-Mutter
schrumpfen nach Einschätzung von Analysten wegen der steigenden
Kosten und der Konjunkturkrise auch die Aussichten auf eine
attraktive Dividende. Das Kursminus von fast dreizehn Prozent
des Versicherungskonzerns Allianz erklärten Händler
damit, dass sich Investoren auf böse Überraschungen bei Vorlage
des Quartalsberichts Anfang November einstellten.
Quartalszahlen im Rahmen der Erwartungen waren nicht genug,
um Merck vor einem zehnprozentigen Kursminus zu
bewahren. Börsianer verwiesen darauf, dass der Pharma- und
Spezialchemiekonzern die Prognosen für 2008 nun am unteren Ende
der bisherigen Spanne festgesetzt hat.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Georg Merziger)