Bagdad/Ankara (Reuters) - Die irakische Armee hat von kurdischen Peschmerga-Kämpfern die Kontrolle über den Hauptgrenzübergang zur Türkei übernommen.
Dies teilten die Regierungen der beiden Länder mit. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte am Dienstag in Ankara zudem an, einen zweiten Grenzübergang zum Nordirak zu öffnen. Dieser ist Teil der Fernstraße nach Tal Afar, das rund 40 Kilometer westlich von Mossul liegt und vernehmlich von Turkmenen bewohnt wird. Der irakische Armee-Stabschef Othman al-Ghanmi erklärte, die Armee wolle auch den Übergang Fisch-Chabur nach Syrien wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Der von den Irakern übernommene Grenzposten Habur, der im Irak Ibrahim al-Chalil heißt, ist der wichtigste Übergang von der Türkei in die autonomen irakischen Kurdengebiete. Nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen sind auch türkische Soldaten an den Übergang verlegt worden, um ihn mit den irakischen Truppen abzusichern. In dem Gebiet verläuft auch eine wichtige Pipeline, durch die irakisches Öl in türkische Häfen gepumpt wird.
Die irakischen Kurden hatten am 25. September für die Unabhängigkeit ihrer Region gestimmt, die an die Türkei, Syrien und den Iran grenzt. Die irakische Regierung schickte daraufhin die Armee in die ölreiche Region. Bislang kämpften irakische Regierungssoldaten und kurdische Peschmerga gemeinsam gegen die Islamisten-Miliz IS. Nachdem sie die Extremisten im Irak weitgehend besiegt hatten, zerbrach das Bündnis - und der Konflikt um Besitzansprüche im Nordirak entflammte erneut. Am Wochenende hatten die Zentralregierung und die Kurden Gespräche über die Beilegung der Streitigkeiten aufgenommen, die als erstes konkretes Ergebnis nun die Übergabe der Grenzpostens hat.