BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Post (ETR:DPW) ist nach dem Ärger beim Computersystem der Frachtsparte nur knapp an einem Verlust vorbeigeschrammt. Im dritten Quartal knickte der Überschuss um knapp 90 Prozent auf 49 Millionen Euro ein. Nach der Gewinnwarnung Ende Oktober sprach Vorstandschef Frank Appel am Mittwoch erneut von einem "Jahr des Übergangs". Ab 2016 soll es wieder aufwärts gehen. Die IT-Probleme im Frachtgeschäft sind allerdings nicht gelöst. Hoffnung macht dem Vorstand die geplante Portoerhöhung in Deutschland.
Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Am Morgen sackte der Kurs um mehr als zwei Prozent ab. Im dritten Quartal hatte die Post noch schlechter abgeschnitten als von Analysten erwartet.
WEITERE BELASTUNGEN IM VIERTEN QUARTAL
Dabei belasteten die gescheiterte Systemumstellung in der Frachtsparte und weitere Baustellen das Geschäft. Zwar zog der Umsatz um drei Prozent auf 14,4 Milliarden Euro an. Doch der operative Gewinn (Ebit) sackte um rund 71 Prozent auf 197 Millionen Euro ab. Dabei hat die Post von den für 2015 insgesamt angekündigten Sonderbelastungen von rund 545 Millionen Euro erst 426 Millionen verbucht. Der Rest soll im vierten Quartal folgen.
Für das laufende Jahr rechnet die Post-Spitze wie Ende Oktober angekündigt nur noch mit einem operativen Gewinn von mindestens 2,4 Milliarden Euro, über eine halbe Milliarde weniger als zuvor gedacht. 2016 soll das Ebit aber wie geplant auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen, bis 2020 sollen es rund 5 Milliarden sein. "Wir haben jetzt wieder Fahrt aufgenommen", sagte Appel. In Deutschland verspricht er sich durch die Erhöhung des Briefportos von 62 auf 70 Cent höhere Gewinne.
FEHLEINSCHÄTZUNG EINGERÄUMT
Bei der gescheiterten Systemumstellung im DHL-Frachtgeschäft räumte Appel eine Fehleinschätzung ein. Das Unternehmen habe sich zu viel in zu kurzer Zeit vorgenommen. "Nun haben wir glaube ich einen realistischeren Plan." Wie dieser aussieht, ist jedoch noch nicht ganz klar.
Die Post will bestehende Teilsysteme integrieren und weitere fertige Software kaufen, statt weiter auf das Komplettsystem NFE zu setzen. Die damit beauftragten Unternehmen SAP (XETRA:SAPG) und IBM (XETRA:IBM) (NYSE:IBM) sollen zwar noch eine Chance bekommen. Nach bisherigen Aussagen sieht die Post-Führung jedoch kaum eine Chance, mit NFE die Gewinnspannen in der Sparte wie geplant zu steigern. Daher werden die Systeme in den bereits umgestellten Landesgesellschaften wieder zurückgedreht.
DHL EXPRESS LEGT ZU
Dass es im dritten Quartal nicht nur abwärts ging, verdankte die Post ihrem Gewinnbringer DHL Express. Das lukrative Geschäft mit zeitkritischen Sendungen ließ den operativen Gewinn der Sparte um fast ein Fünftel auf 364 Millionen Euro steigen. Das DHL-Frachtgeschäft sackte wegen der hohen Abschreibungen auf die Computersysteme jedoch mit 337 Millionen Euro in die roten Zahlen. Auch die Lieferkettenlogistik warf weniger ab.
Die Kernsparte PeP, in der neben dem heimischen Briefgeschäft auch der Paketversand in Deutschland und Nachbarländern sowie das Internetgeschäft mit dem E-Postbrief sowie der Postbus gebündelt sind, verdiente mit 142 Millionen Euro nur noch halb so viel wie ein Jahr zuvor. Als Grund nannte die Post Nachwirkungen des Streiks vom Juni, die Einmalzahlungen im Zusammenhang mit dem neuen Tarifvertrag und hohe Rückstellungen für die Pensionen ehemaliger Postbeamter.