* Leitindex fällt unter 5000 Punkte
* Euro auf Acht-Monats-Tief
* Französische Banken fürchten Herabstufung (Neu: Hintergrund, Analyst, Kurse)
- von Daniela Pegna
Frankfurt, 12. Sep (Reuters) - Griechenland steht vor dem Abgrund und die französischen Banken müssen sich offenbar auf eine Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's gefasst machen - für die Anleger reißt die Serie von Negativschlagzeilen aus Europa nicht ab. Die Aktienmärkte gingen in die Knie. Der Dax fiel am Montag erstmals seit gut zwei Jahren unter die Marke von 5000 Punkten, er rutschte um bis zu 3,8 Prozent ab. Die Börsen in Mailand, Paris oder London gaben ebenfalls deutlich nach. "Auch wenn ich wie eine Schallplatte klinge, die hängen geblieben ist - es sind die Sorgen um den Zustand Europas, die die Märkte auf Talfahrt schicken. Die Anleger sind einfach tief verunsichert, das Vertrauen ist völlig dahin", sagte Ben Potter, Stratege bei IG Markets.
Auch der Euro kam deutlich unter die Räder: Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise auf ein Acht-Monats-Tief von 1,3499 Dollar und lag damit rund 1,5 US-Cent unter dem New Yorker Freitagsschluss. Zur japanischen Valuta war sie mit 104,08 Yen sogar so billig wie seit Mitte 2001 nicht mehr.
PLANSPIELE FÜR GRIECHENLAND-PLEITE LAUFEN
Für Unruhe sorgte vor allem, dass eine Staatspleite Griechenlands in der Euro-Zone offenbar kein Tabu mehr ist. Medienberichten vom Wochenende zufolge laufen im Bundesfinanzministerium bereits Planspiele, wie ein Bankrott beherrscht werden könnte. Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler nannte in einem Beitrag für "Die Welt" eine geordnete Insolvenz denkbar, wenn dafür die Instrumente zur Verfügung stünden. "Die Unterstützung für das Land scheint zu bröckeln. Der Markt beginnt, mit dem schlimmsten zu rechnen", sagte Katsunori Kitakura, Chef-Händler bei Chuo Mitsui Trust and Banking. Die Analysten der Commerzbank sahen ebenfalls Anzeichen, dass die Bundesregierung ein Ende der Griechenland-Hilfe anstrebe. "Sollte das die neue Position Berlins sein, wird das Problem der Ansteckung wieder akut."
Die Risikoaufschläge (Spreads) für zehnjährige
griechische und portugiesische Bonds
stiegen im Vergleich zu den entsprechenden
Bundesanleihen auf bis zu 21,255 beziehungsweise
11,218 Prozent. Im Gegenzug stieg der Bund-Future
Dunkle Wolken brauten sich auch über den französischen
Banken zusammen: BNP Paribas , Societe Generale
und Credit Agricole rechnen mit einer Herabstufung
durch die Ratingagentur Moody's, wie mehrere mit der
Angelegenheit vertraute Personen sagten. Die Titel lagen jeweils
gut zehn Prozent im Minus, der europäische Bankenindex
fiel um 3,8 Prozent. Am deutschen Aktienmarkt gehörten die
Deutsche Bank
Weiterhin für Unruhe sorgte auch der Abgang von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. Er hatte am Freitag überraschend seinen Rücktritt angekündigt und damit die Märkte in Aufruhr versetzt. Das stärke nicht gerade das Vertrauen in die EZB, die europäische Finanzkrise in den Griff zu bekommen, sagte ein Händler. "Das hat den Märkten einen ordentlichen Schlag versetzt und das wirkt nach", ergänzte IG-Markets-Stratege Potter.
ANLEGER ZIEHEN SICH VOM ÖLMARKT ZURÜCK
Zu spüren war die Verunsicherung auch an den
Rohstoffmärkten: Ein Barrel der US-Rohölsorte WTI
"Die Leute sind recht nervös wegen Griechenland und einiger anderer europäischer Staaten", sagte Fondsmanager Tetsu Emori vom Vermögensverwalter Astmax. Hoch im Kurs stand das gern als sicherer Hafen angesteuerte Gold: Für Investoren aus der Euro-Zone kostete eine Feinunze zeitweise 1373,92 Euro , der Preis kletterte damit auf ein Rekordhoch. (unter Mitarbeit von Hakan Ersen; redigiert von Hans Seidenstücker)