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Veröffentlicht am 24.10.2011, 20:51
Börsen-Zeitung: Notenbanker in Not, Kommentar zum japanischen Yen von

Georg Blaha

Frankfurt (ots) - Japans Zentralbankern steht eine arbeitsreiche

Woche bevor. Neben ihrer regulären geldpolitischen Sitzung werden die

Währungshüter am Donnerstag auch ihren von Marktteilnehmern viel

beachteten halbjährlichen Ausblick auf die japanische Wirtschaft

vorstellen. Wie immer die bisherige Planung der Bank of Japan (BoJ)

gewesen sein mag, das Rekordhoch, das der japanische Yen vor dem

Wochenende markiert hat, zwingt zu einer Neubewertung der Lage und zu

raschen Entscheidungen.

Ohne ein besonderes Ereignis ist die japanische Währung am Freitag

auf ein Nachkriegshoch von 75,78 je Dollar gestiegen. Allgemein

tendierte der Dollar an diesem Tag sehr schwach, eine besonders auf

Japan bezogene Ursache gab es nicht. Japans Entscheidern bereitet die

stetig sich verteuernde Währung Kopfschmerzen. Der teure Yen

befördert die inflationären Tendenzen, unter der Japans

Volkswirtschaft schon lange leidet. Sie macht es den Exportfirmen

schwer, preislich mit den qualitativ immer besser werdenden

Konkurrenten aus Korea und China mitzuhalten. Wenn sich der Yen noch

weiter verteuert, wird dies das Risiko erhöhen, dass Japans bislang

ermutigende wirtschaftliche Erholung deutlich an Dynamik verlieren

wird. Aktuell ist die Ursache für den teuren Yen darin zu suchen,

dass sich immer mehr Anleger angesichts der trüben Aussichten für die

US-Wirtschaft für eine weitere geldpolitische Lockerung ('QE3') durch

die US-Notenbank Fed positionieren. Auch andere Devisen tendieren

stärker zur US-Währung. In Japan ist der Währungseffekt aber aufgrund

des schon sehr hohen Niveaus des Yen besonders schädlich.

Mit großer Wahrscheinlichkeit steht diese Woche eine Intervention

Japans am Devisenmarkt auf dem Plan. Dafür ist zwar das

Finanzministerium zuständig, nicht die BoJ. Jedoch dürften die

Notenbanker in Not kommen, als begleitende Maßnahme erneut die

Geldpolitik zu lockern. Eigentlich wollte die BoJ zunächst die

Effekte des bisherigen, 15 Bill. Yen betragenden Programms zum

Aufkauf von Wertpapieren abwarten. Besonders heikel ist dabei der

Ausblick der BoJ auf die japanische Wirtschaft. Analysten gehen davon

aus, dass die Notenbank ihre Wachstumsprognose für 2011 von 0,4% auf

0,2% senken wird und für 2012 von 2,9% auf 2 bis 2,5%. Sollte die BoJ

hier unterhalb der Markterwartungen liegen, könnte der aufkommende

Schreckmoment dazu führen, dass japanische Anleger Gelder

repatriieren, was den Yen trotz tatsächlicher oder angedrohter

Intervention weiter steigen ließe.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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