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Veröffentlicht am 01.11.2011, 20:51
Aktualisiert 01.11.2011, 20:52
Börsen-Zeitung: Schicksalsfrage, Kommentar zum Griechenland-Referendum

von Angela Wefers

Frankfurt (ots) - Nur kurz währte die Erleichterung über das

europäische Paket zur Befreiung Griechenlands von einem Teil seiner

drückenden Staatsschulden. Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat

mit seiner Ankündigung eines Referendums über seinen Sparkurs nicht

nur die Märkte in helle Aufregung versetzt. Bundeskanzlerin Angela

Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy warfen auch

ihre Termine für ein erneutes Krisentreffen um und sahen sich zu

einer Durchhalteparole genötigt. Das fein ausbalancierte

Rettungspaket für den Euro samt Einbindung des privaten Sektors in

die Hellas-Umschuldung und flankierendem Schutz für labile

Euro-Staaten durch den Rettungsfonds EFSF steht auf dem Spiel,

sollten die Griechen 'Nein' sagen.

Genau genommen war die Ruhe trügerisch. Denn durch den Brüsseler

Beschluss vor knapp einer Woche hat sich erst einmal an der Lage in

Griechenland nichts geändert - vielleicht abgesehen davon, dass sich

kaum jemand vorstellen konnte, Athen würde einen Schuldenerlass

ausschlagen, zu dem seine Gläubiger mit der Pistole auf der Brust

gezwungen werden mussten. Die politischen Turbulenzen in Athen legen

nun offen, wie fragil die Lage dort ohnehin war. Papandreous Weg ist

risikoreich: Gelingt das Referendum, stärkt es seine Regierung.

Scheitert es, wäre sein Sparkurs früher oder später auch im Parlament

erledigt. Denn schon bisher war die oppositionelle konservative

Partei in Athen ein großer Unsicherheitsfaktor.

Anders als in Irland und Portugal steht die Abstimmung der Bürger

über die Schicksalsfrage in Griechenland noch aus: Sieht das Land

seine Zukunft als Mitglied der Europäischen Währungsunion? In Dublin

und Lissabon stürzten die Regierungen. Die Bürger konnten in den

Neuwahlen ein klares politisches Mandat für den schweren Weg

erteilen, den sie zur Gesundung ihrer Wirtschaft und Staatsfinanzen

gehen müssen. Die jeweiligen Oppositionen und vormaligen Regierungen

sind eingebunden.

Es ist nur demokratisch, wenn auch die Bürger Griechenlands diese

Schicksalsfrage entscheiden dürfen. Denn es geht nicht um die Wahl:

weiter so wie bisher oder harter Einschnitt. Es geht darum, ob die

Hellenen bereit sind, ihren Teil für den Verbleib in der Eurozone zu

tun - oder lieber den ebenfalls hohen Preis eines Austritts zahlen.

Papandreou will erst 2012 abstimmen lassen. Das ist zu spät. Je

früher diese Debatte geführt und je schneller sie zur Entscheidung

kommt, desto besser. Eine Hängepartie schadet allen, am meisten der

Gemeinschaftswährung.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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