Börsen-Zeitung: Börsengezwitscher, Kommentar zur SEC von Claus Döring
Frankfurt (ots) - Heute schon getwittert? Ach, Sie haben gar
keinen Twitter-Account? Dann sollten Sie das schnell ändern, wenn Sie
am Finanzmarkt nicht ins Tal der Ahnungslosen verbannt werden wollen.
Das nämlich könnte drohen, wenn die neuen Richtlinien der
US-Börsenaufsicht SEC zur Kapitalmarktkommunikation Schule machten.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass US-Standards die Spielregeln am
europäischen Kapitalmarkt bestimmen.
Kursrelevante Informationen dürfen amerikanische Emittenten jetzt
auch über Social Media wie Twitter oder Facebook unters Volk bringen.
Zwar haben die Börsenaufseher in Washington das an die Bedingung
geknüpft, dass der Emittent die Anleger vorher über die
voraussichtliche Nutzung dieser Informationskanäle aufgeklärt hat.
Doch ist es dann Sache der interessierten Anleger, sich Zugang zu den
sozialen Netzwerken zu verschaffen, um nicht die neuesten
Absatzzahlen oder Übernahmepläne zu verpassen.
Nicht allein wegen der offenen Fragen zu Datenschutz und
Datensicherheit in sozialen Netzwerken ist es starker Tobak, was die
SEC den Anlegern zumutet. Es ist auch für die Herstellung von
Öffentlichkeit oder zumindest Bereichsöffentlichkeit eine
zweifelhafte Lösung. Zwar zählen Facebook und Twitter inzwischen
zusammen weit mehr als zwei Milliarden Nutzer respektive Mitglieder,
aus denen sich wohl ausreichend 'Follower' eines Emittenten oder
mitteilungsbedürftigen Vorstandschefs rekrutieren ließen. Doch: Je
mehr unterschiedliche Kanäle zur Verbreitung von kursrelevanten
Informationen zur Auswahl stehen, desto größer die Streuverluste. Für
die dringend nötige Transparenz am Kapitalmarkt ist die Zerfaserung
der Informationsstränge ähnlich nachteilig wie zum Beispiel die
Zersplitterung der Liquidität am Kapitalmarkt durch zu viele
Börsenhandelsplätze und -plattformen.
Wer kontrolliert, dass die über soziale Medien transportierten
Informationen nicht verfälscht oder gar gefälscht werden können? In
Deutschland zumindest verlangt der Gesetzgeber die sichere
Identifizierung des Absenders von kursrelevanten Informationen. Und
wer kann zusichern, dass alle Investoren die kursrelevanten
Informationen zur selben Zeit erhalten?
Gegen den aberwitzigen Vorstoß der SEC hilft vermutlich nur eins:
ein ordentlicher 'Shit-storm' auf Facebook. Den kann man seit
Neuestem sogar kaufen. In der 200000 Euro teuren XL-Version
verspricht der Anbieter 15000 negative Kommentare - diesen Kommentar
nicht gerechnet.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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keinen Twitter-Account? Dann sollten Sie das schnell ändern, wenn Sie
am Finanzmarkt nicht ins Tal der Ahnungslosen verbannt werden wollen.
Das nämlich könnte drohen, wenn die neuen Richtlinien der
US-Börsenaufsicht SEC zur Kapitalmarktkommunikation Schule machten.
Es wäre ja nicht das erste Mal, dass US-Standards die Spielregeln am
europäischen Kapitalmarkt bestimmen.
Kursrelevante Informationen dürfen amerikanische Emittenten jetzt
auch über Social Media wie Twitter oder Facebook unters Volk bringen.
Zwar haben die Börsenaufseher in Washington das an die Bedingung
geknüpft, dass der Emittent die Anleger vorher über die
voraussichtliche Nutzung dieser Informationskanäle aufgeklärt hat.
Doch ist es dann Sache der interessierten Anleger, sich Zugang zu den
sozialen Netzwerken zu verschaffen, um nicht die neuesten
Absatzzahlen oder Übernahmepläne zu verpassen.
Nicht allein wegen der offenen Fragen zu Datenschutz und
Datensicherheit in sozialen Netzwerken ist es starker Tobak, was die
SEC den Anlegern zumutet. Es ist auch für die Herstellung von
Öffentlichkeit oder zumindest Bereichsöffentlichkeit eine
zweifelhafte Lösung. Zwar zählen Facebook und Twitter inzwischen
zusammen weit mehr als zwei Milliarden Nutzer respektive Mitglieder,
aus denen sich wohl ausreichend 'Follower' eines Emittenten oder
mitteilungsbedürftigen Vorstandschefs rekrutieren ließen. Doch: Je
mehr unterschiedliche Kanäle zur Verbreitung von kursrelevanten
Informationen zur Auswahl stehen, desto größer die Streuverluste. Für
die dringend nötige Transparenz am Kapitalmarkt ist die Zerfaserung
der Informationsstränge ähnlich nachteilig wie zum Beispiel die
Zersplitterung der Liquidität am Kapitalmarkt durch zu viele
Börsenhandelsplätze und -plattformen.
Wer kontrolliert, dass die über soziale Medien transportierten
Informationen nicht verfälscht oder gar gefälscht werden können? In
Deutschland zumindest verlangt der Gesetzgeber die sichere
Identifizierung des Absenders von kursrelevanten Informationen. Und
wer kann zusichern, dass alle Investoren die kursrelevanten
Informationen zur selben Zeit erhalten?
Gegen den aberwitzigen Vorstoß der SEC hilft vermutlich nur eins:
ein ordentlicher 'Shit-storm' auf Facebook. Den kann man seit
Neuestem sogar kaufen. In der 200000 Euro teuren XL-Version
verspricht der Anbieter 15000 negative Kommentare - diesen Kommentar
nicht gerechnet.
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