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Veröffentlicht am 03.04.2013, 20:51
Aktualisiert 03.04.2013, 20:52
Börsen-Zeitung: Börsengezwitscher, Kommentar zur SEC von Claus Döring

Frankfurt (ots) - Heute schon getwittert? Ach, Sie haben gar

keinen Twitter-Account? Dann sollten Sie das schnell ändern, wenn Sie

am Finanzmarkt nicht ins Tal der Ahnungslosen verbannt werden wollen.

Das nämlich könnte drohen, wenn die neuen Richtlinien der

US-Börsenaufsicht SEC zur Kapitalmarktkommunikation Schule machten.

Es wäre ja nicht das erste Mal, dass US-Standards die Spielregeln am

europäischen Kapitalmarkt bestimmen.

Kursrelevante Informationen dürfen amerikanische Emittenten jetzt

auch über Social Media wie Twitter oder Facebook unters Volk bringen.

Zwar haben die Börsenaufseher in Washington das an die Bedingung

geknüpft, dass der Emittent die Anleger vorher über die

voraussichtliche Nutzung dieser Informationskanäle aufgeklärt hat.

Doch ist es dann Sache der interessierten Anleger, sich Zugang zu den

sozialen Netzwerken zu verschaffen, um nicht die neuesten

Absatzzahlen oder Übernahmepläne zu verpassen.

Nicht allein wegen der offenen Fragen zu Datenschutz und

Datensicherheit in sozialen Netzwerken ist es starker Tobak, was die

SEC den Anlegern zumutet. Es ist auch für die Herstellung von

Öffentlichkeit oder zumindest Bereichsöffentlichkeit eine

zweifelhafte Lösung. Zwar zählen Facebook und Twitter inzwischen

zusammen weit mehr als zwei Milliarden Nutzer respektive Mitglieder,

aus denen sich wohl ausreichend 'Follower' eines Emittenten oder

mitteilungsbedürftigen Vorstandschefs rekrutieren ließen. Doch: Je

mehr unterschiedliche Kanäle zur Verbreitung von kursrelevanten

Informationen zur Auswahl stehen, desto größer die Streuverluste. Für

die dringend nötige Transparenz am Kapitalmarkt ist die Zerfaserung

der Informationsstränge ähnlich nachteilig wie zum Beispiel die

Zersplitterung der Liquidität am Kapitalmarkt durch zu viele

Börsenhandelsplätze und -plattformen.

Wer kontrolliert, dass die über soziale Medien transportierten

Informationen nicht verfälscht oder gar gefälscht werden können? In

Deutschland zumindest verlangt der Gesetzgeber die sichere

Identifizierung des Absenders von kursrelevanten Informationen. Und

wer kann zusichern, dass alle Investoren die kursrelevanten

Informationen zur selben Zeit erhalten?

Gegen den aberwitzigen Vorstoß der SEC hilft vermutlich nur eins:

ein ordentlicher 'Shit-storm' auf Facebook. Den kann man seit

Neuestem sogar kaufen. In der 200000 Euro teuren XL-Version

verspricht der Anbieter 15000 negative Kommentare - diesen Kommentar

nicht gerechnet.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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Pressekontakt:

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www.boersen-zeitung.de

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