(neu: Entwicklung, Kommentare, Einzelwerte)
Frankfurt, 30. Mär (Reuters) - Angesichts der sich
zuspitzenden Lage bei General Motors und ernüchternder
Aussagen von US-Banken haben die Anleger am deutschen
Aktienmarkt Kasse gemacht. Ohne einen einzigen Gewinner unter
den 30 Index-Werten rutschte der Dax<.GDAXI> am Montag um knapp
vier Prozent auf 4042 Zähler ab.
"Das ist das Ende einer klassischen Bärenmarktrally", sagte
LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann mit Blick auf die knapp
fünfzehnprozentigen Aufschläge im Leitindex seit Anfang März.
Auslöser der Verkaufswelle war einerseits die Zurückweisung der
Rettungspläne für GM und Chrysler[CBS.UL] durch die
US-Regierung. Außerdem schürten Aussagen von US-Banken, wonach
das Geschäft im März nicht so gut lief, neue Sorgen über den
Zustand der Finanzbranche. "Jetzt setzt sich wohl die Einsicht
durch, dass ohne den Staat nichts läuft", sagte Neumann. "Wenn
man sich dann die Geschäftsentwicklung bei den Unternehmen und
die Konjunkturdaten anschaut, wirft das alles kein gutes Licht
auf die Berichtssaison zum ersten Quartal. Es gibt fundamental
einfach kaum Kaufgründe."
AUTOWERTE IN SIPPENHAFT VON GM
Von Autowerten nahmen die Investoren wieder Abstand, nachdem
sich am Markt zunehmend die Ansicht verbreitete, dass nicht
jedes Unternehmen auf staatliche Hilfe hoffen kann. Die
Task-Force der US-Regierung hat die Sanierungspläne der
Opel-Mutter GM abgelehnt und will den Konzern nur noch 60 Tage
unterstützen. Vorstandschef Rick Wagoner trat auf Drängen der
US-Regierung mit sofortiger Wirkung zurück. In Frankfurt
rutschten GM-Aktien in der Spitze um mehr als 20 Prozent
ab. Daimler und BMW büßten jeweils rund
sieben Prozent ein. Porsche und VW verloren
jeweils rund fünf Prozent.
Auf den Verkaufslisten weit oben standen auch Finanzwerte.
Deutsche Bank verloren knapp zehn Prozent, nachdem die
Titel in der vergangenen Woche noch über 16 Prozent zugelegt
hatten. Commerzbank gaben nun mehr als zwölf Prozent
nach; die Titel hatten in den vergangenen fünf Handelstagen mehr
als 60 Prozent zugelegt. Als "völlig losgelöst von der Realität"
bewertete Marktanalyst Christian Schmidt von der Helaba die
jüngsten Höhenflüge. "Die Kursgewinne waren nicht mit Volumen
begleitet". In den USA hatten unter anderem die Chefs von JP
Morgan und Bank of America einen eher schlechten
Geschäftsverlauf im März angedeutet.
Einen Lichtblick auf den Kurszetteln boten mit einem Plus
von knapp 30 Prozent die Aktien der Hypo Real Estate.
In Reaktion auf den Staatseinstieg waren die Titel im frühen
Geschäft um fast 50 Prozent auf 1,70 Euro nach oben geschnellt.
Der Bund hat sich in einem ersten Schritt 8,7 Prozent der
Anteile zu einem Preis von mindestens drei Euro je Stück
gesichert und steuert damit auf eine Übernahme des mit
Milliardenverlusten kämpfenden Immobilienfinanzierers zu.
"Offenbar spekulieren Anleger auf ein Übernahmeangebot auf dem
Niveau der Kapitalerhöhung", kommentierte Marktanalyst Heino
Ruland von Ruland Research.
Gefragt waren nach dem Einstieg zwei neuer Großaktionäre
auch Anteilsscheine von Air Berlin. Die Fluggesellschaft
hat eine Überkreuzbeteiligung von jeweils 20 Prozent mit
TUIfly angekündigt. Außerdem sollen weitere 15,3
Prozent des Billigfliegers an die türkische ESAS gehen. Air
Berlin zogen daraufhin um bis zu zwölf Prozent an.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Kerstin Leitel)