PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag enttäuscht auf ausgebliebene sofortige Euro-Hilfsaktionen durch die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert. Zudem hatte auch die US-Notenbank am Vorabend noch keine weitergehenden Maßnahmen zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft angekündigt, wenn auch die Tür dafür offen gehalten wurden. Nach einem zeitweise freundlichen Verlauf ging der EuroStoxx 50 am Nachmittag steil auf Talfahrt. Mit minus 3,00 Prozent bei 2.263,36 Punkten ging er knapp über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief aus dem Handel. Alle 50 Werte notierten in der Verlustzone. Der Cac 40 verlor 2,68 Prozent auf 3.232,46 Punkte und damit auf seinem Tagestief. Der Londoner FTSE 100 gab um 0,88 Prozent auf 5.662,30 Punkte nach.
'Die gute Stimmung der vergangenen Tage hat heute einen ordentlichen Dämpfer erhalten', kommentierte Marktstratege Lars Kremkow von Activtrades aus London. 'Nach den markigen Aussagen und den Treueschwüren zum Euro in der vergangenen Woche, hat der Markt mehr von der EZB erwartet als geliefert wurde.' Bis die EZB ihr Anleihekaufprogramm ausgearbeitet habe, werde wertvolle Zeit verstreichen.
Unter Druck blieb auch der Anleihemarkt in Spanien: Das krisengeschüttelte Euro-Schwergewicht stockte einen Anleihe-Dreierpack auf und musste abermals höhere Zinsen bieten. Derweil begann die griechische Regierung unmittelbar nach der Einigung über ein neues Sparpaket die Verhandlungen mit den Geldgebern.
Aus Branchensicht waren es erneut die Bankenwerte, die von den Ereignissen des Tages auf Berg- und Talfahrt geschickt wurden. Der Subindex Banken im Stoxx Europe 600 war zeitweise - auch dank guter Zahlen der BNP Paribas - mit rund 1,5 Prozent stärkster Sektor. Bis Handelsschluss jedoch fiel er auf den letzten Platz mit minus 2,88 Prozent und litt erneut unter der besonders starken Verwundbarkeit aufgrund der Eurokrise. Dem Versicherersektor erging es kaum besser: Er büßte 2,81 Prozent ein.
Die Aktionäre der französischen Großbank BNP Paribas konnten sich nicht lange an Kursgewinnen über mehr als drei Prozent freuen, nachdem der Quartalsgewinn der weniger stark als befürchtet zurückgegangen war. Mit minus 4,09 Prozent hielten sie sich aber noch besser als so manche andere Bankaktie. Die Titel der italienischen Intesa SanPaolo büßen als Schlusslicht im EuroStoxx 9,63 Prozent ein, Unicredit und Societe Generale verloren jeweils etwas mehr als 7 Prozent und BBVA mehr als 6 Prozent. Dass der italienische Versicherer Generali trotz hoher Belastungen aus einem Erdbeben seine Jahresziele bekräftigte, konnte im Umfeld der wieder hohen Unsicherheit auch nicht stützen. Die Aktie verlor 6,43 Prozent.
Im Sog des schwachen Marktes ging es auch für die Papiere der Telecom Italia nach sehr festem Tagesverlauf abwärts. Der italienische Telekomkonzern hält nach einem erwartungsgemäßen ersten Halbjahr anders als der spanische Konkurrent Telefonica an Dividendenzahlungen fest. Die Aktie büßte dennoch 6,69 Prozent ein. Die Titel des französischen Energieunternehmens GDF Suez hielten sich mit minus 0,44 Prozent noch unter den besten Werten. Der weniger stark als erwartet gesunkene Halbjahresgewinn wirkte sich kursstützend aus. Im Cac 40 enttäuschte Veolia Environnement mit vorgelegten Quartalszahlen und der Ankündigung neuer Sparmaßnahmen. Die Aktien brachen am Index-Ende um 11,66 Prozent ein.
In London verloren die Titel von BAE Systems verloren nach einer enttäuschenden Umsatzentwicklung bei zugleich aber geringerem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr 1,09 Prozent. Thomas Cook schlossen unverändert bei 16,75 Pence. Der angeschlagene Reiseveranstalter rutschte nach dem desolaten Winter auch zu Beginn des Sommerhalbjahres in die roten Zahlen. Angesichts prall gefüllter Urlaubsflieger sieht die neue Konzernspitze um Unternehmenschefin Harriet Green allerdings Grund zur Zuversicht./ck/fn
'Die gute Stimmung der vergangenen Tage hat heute einen ordentlichen Dämpfer erhalten', kommentierte Marktstratege Lars Kremkow von Activtrades aus London. 'Nach den markigen Aussagen und den Treueschwüren zum Euro in der vergangenen Woche, hat der Markt mehr von der EZB erwartet als geliefert wurde.' Bis die EZB ihr Anleihekaufprogramm ausgearbeitet habe, werde wertvolle Zeit verstreichen.
Unter Druck blieb auch der Anleihemarkt in Spanien: Das krisengeschüttelte Euro-Schwergewicht stockte einen Anleihe-Dreierpack auf und musste abermals höhere Zinsen bieten. Derweil begann die griechische Regierung unmittelbar nach der Einigung über ein neues Sparpaket die Verhandlungen mit den Geldgebern.
Aus Branchensicht waren es erneut die Bankenwerte
Die Aktionäre der französischen Großbank BNP Paribas
Im Sog des schwachen Marktes ging es auch für die Papiere der Telecom Italia
In London verloren die Titel von BAE Systems