Investing.com – Für die türkische Lira sieht es am heutigen Tag erneut überhaupt nicht gut aus. Der USD/TRY legt gegen 12:02 Uhr um 2,47 Prozent auf 14,2205 zu. Die Lira bildete gegenüber dem Dollar am europäischen Morgen ihr neues historisches Tief bei einem Kurs von 14,6190 und ein Ende der Abwertung ist nicht in Sicht.
Der heutige Kursrutsch ging mit der Nachricht einher, dass die Ratingagentur S&P die Aussichten für das Kreditrating der Türkei von stabil auf negativ gesenkt und folgendes erklärt hatte:
„Der negative Ausblick spiegelt das wider, was wir als steigende Risiken für die extern fremdfinanzierte Wirtschaft der Türkei in den nächsten 12 Monaten aufgrund extremer Währungsvolatilität und steigender Inflation in Verbindung mit widersprüchlichen politischen Signalen ansehen.“
Der Wertverfall der türkischen Währung ist macht sich vielfältig bemerkbar. Der sprunghafte Anstieg der Inflation in der Türkei, führt zwangsläufig dazu, dass das Realeinkommen der Bevölkerung sinkt, was in den kommenden Quartalen die Verbraucherausgaben und infolgedessen das BIP negativ beeinflusst.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht damit zu rechnen, dass es zu einem Staatsbankrott kommt. Im Vergleich zu der Rezession im Anschluss an die Krise im Jahr 2018 haben sich die Finanzierungsbedingungen im Bankensektor nicht nennenswert verschärft.
Damit dürfte ein größerer Einbruch der Investitionen zumindest vorerst abgewendet sein. Im Vergleich zum Bankensektor in den VAE, Indien und Russland befindet sich die Türkei in einer komfortablen Lage, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint.
Der starke Preisverfall der türkischen Lira mag für die Bevölkerung zwar ein negatives Ereignis sein, aber die Wettbewerbsfähigkeit des Landes hat sich erheblich verbessert. Von diesem Umstand sollten die Exporte profitieren können. Allerdings nur in den Bereichen, in denen die Produzenten nicht auf eine Importe angewiesen sind.
Während die türkische Zentralbank dem Wunsch von Präsident Erdoğan nachkommt, die Zinsen niedrig zu gestalten, versucht sie gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf die Lira in den Griff zu bekommen, indem sie am Devisenmarkt interveniert. Der Spielraum für entsprechende Maßnahmen ist jedoch sehr stark begrenzt, denn die Devisenreserven der Türkei sind recht überschaubar.
Am Donnerstag findet die nächste geldpolitische Sitzung der türkischen Zentralbank statt. Der Markt rechnet bereits jetzt damit, dass der einwöchige Reposatz um weitere 100 Basispunkte auf 14,00 Prozent gesenkt wird.
Von Marco Oehrl