BERLIN/HANNOVER (dpa-AFX) - Die Umweltorganisation BUND sieht in deutschen Kernkraftwerken und Zwischenlagern große Sicherheitsrisiken. "Eigentlich dringend nötige Nachrüstungen und Sicherheitsüberprüfungen werden mit Blick auf die verbleibenden Restlaufzeiten jedoch nicht mehr durchgeführt", heißt es in einer Studie mit dem Titel "Atomkraft 2016 - sicher, sauber, alles im Griff?", die der BUND am Dienstag in Berlin veröffentlichte. "Mit der Stilllegung von inzwischen neun Atomreaktoren ist ein erster Schritt getan", sagte Renate Backhaus, Landesbeauftragte Atomenergie des BUND Niedersachsen. Der Weiterbetrieb von acht Reaktoren - zwei davon in Niedersachsen - berge jedoch enorme Risiken.
Auch in Deutschland sei jederzeit ein größerer Störfall oder ein Super-Gau wie vor fünf Jahren im japanischen Fukushima möglich, sagte Backhaus. Der Schutz gegen Flugzeugabstürze, Terroranschläge, Hochwasser und Erdbeben sei nicht optimal. "Diese Risiken sind der Bevölkerung nicht länger zumutbar, genauso wie die Risiken altersschwacher Atommeiler in unseren Nachbarländern", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. In Niedersachsen gibt es vier Kernkraftwerkstandorte. Stade ist seit 2003 stillgelegt und wird zurückgebaut. Unterweser wurde 2011 abgeschaltet. Es laufen noch das AKW Grohnde (Abschaltung Ende 2021) und das Kraftwerk Emsland (Ende 2022). Nach der Katastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung die schrittweise Abschaltung aller Atomkraftwerke bis 2022 beschlossen.