Berlin, 14. Mrz (Reuters) - SPD-Chef Sigmar Gabriel hat CSU-Chef Horst Seehofer mitverantwortlich gemacht für den Erfolg der rechtspopulistischen AfD bei den Landtagswahlen. In einem am Montag aufgezeichneten ZDF-Interview versicherte der Vizekanzler zugleich, dass er die große Koalition nicht platzen lassen wolle. Union und SPD hätten einen Wählerauftrag, vier Jahre zu regieren. "Dafür werde ich alles tun, auch Kompromisse eingehen", sagte Gabriel. In den Haushaltsverhandlungen im Bund müsse aber sichtbar werden, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nicht einfach Geld streiche für Vorhaben, die im Koalitionsvertrag vereinbart seien.
Seehofers Kurs in der Flüchtlingspolitik haben die Erfolge der AfD befördert, sagte der SPD-Vorsitzende. "Erstmal würde ich sagen, dass Herr Seehofer sie stark gemacht hat", sagte Gabriel. "Wer ständig die gleichen Sprüche klopft wie die AfD, der muss sich nicht wundern, dass man selbst dann als CSU-Politiker der Berufungsfall wird." Seehofers Kurs liefe laut Gabriel darauf hinaus, überall wieder nationale Grenzen zu errichten. Die Flüchtlinge suchten sich dann neue Routen nach Europa, und das Mittelmeer würde wieder zu einem Friedhof für Geflüchtete.
Gabriel trat erneut für eine europäische Lösung bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms durch eine stärkere Sicherung der EU-Außengrenzen und die Übernahme von Flüchtlingskontingenten aus der Türkei, Jordanien und dem Libanon ein. Wenn in diesem Jahr 500.000 Flüchtlinge kämen, wäre das nach Gabriels Worten die Hälfte des vorigen Jahres: "Das wäre schon für viele Menschen eine Erleichterung."
Bereits am Sonntagabend hatte Gabriel die Union aufgefordert, ihre "Chaostage" zu beenden. Er wolle die Koalition bis zur Bundestagswahl 2017 fortsetzen. "Mein Ziel ist, dass wir es schaffen", sagte der SPD-Chef. "Ich bin nicht ins Scheitern verliebt, ich will nicht vorgezogene Neuwahlen, ich will kein konstruktives Misstrauensvotum." Es sei "sicher, dass das am Ende gelingen wird".