Berlin (Reuters) - Der Landkreis Emsland hat wegen des von der Bundeswehr verursachten Moorbrandes bei Meppen den Katastrophenfall ausgerufen.
Eine Evakuierung der Orte Groß und Klein Stavern sei nicht mehr auszuschließen, sagte Landrat Reinhard Winter am Freitag. Die Bürger sollten sich darauf vorbereiten. "Die Einwohner Staverns sind aufgefordert, die Ruhe zu bewahren, sollten aber vorsorglich die wichtigsten Dokumente wie Ausweispapiere und benötigte Medikamente zusammenpacken", empfahl der zuständige Dezernent Marc-André Burgdorf. Eine konkrete Prognose ist nach Angaben des Landkreises derzeit nicht möglich. Aber es sei zu erwarten, dass sich Rauchbelästigung und Funkenflug angesichts der aktuellen Wetterlage verschärften. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen will am Samstag in Meppen mit Verantwortlichen und Helfern sprechen.
"Ob überhaupt evakuiert werden muss, ist natürlich abhängig vom Verlauf der Löscharbeiten auf dem Areal der Bundeswehr sowie den sich verändernden Wetterbedingungen", sagte Winter. Derzeit werde ein engmaschiges Netz an Messpunkten eingerichtet, um die Rauchbelastung zu überwachen. Sollte eine Evakuierung nötig werden, würden Sammelplätze und Unterbringungsmöglichkeiten bekanntgegeben. Die Ausrufung des Katastrophenfalls ist eine Voraussetzung, um überörtliche Unterstützung zu bekommen.
MINISTERIUM: ANGESICHTS DER WITTERUNGSLAGE FRAGEN STELLEN Das Verteidigungsministerium bedauere außerordentlich, dass es zu dem Brand gekommen sei, sagte von der Leyens Sprecher Jens Flosdorff. "Natürlich muss man die Frage stellen angesichts der besonderen Witterungslage, die wir diesen Sommer haben: War diese Risikoabwägung korrekt? Sind alle Brandschutzbestimmungen eingehalten worden? Hat man alle Faktoren bedacht? Wie dringend waren jetzt auch diese Tests?" sagte der Sprecher. Auch das Informationsverhalten der Bundeswehr sei verbesserungswürdig gewesen. "Das ist jetzt abgestellt, das ist geändert."
Zugleich wies Flosdorff darauf hin, dass die Bundeswehr seit Jahrzehnten Munition in Meppen teste und entsprechende Erfahrung damit und mit dem Löschen der daraus entstehenden Brände habe. "Es sind hier Experten, es ist nicht unbedingt vergleichbar zu den Regeln, die die Normalbevölkerung dort zu beachten hat." Die Bundeswehr habe nun zusätzliche Experten nach Meppen geschickt, darunter auch Spezialpioniere.
Die Bundeswehr hatte den Moorbrand auf dem Gelände ihrer Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen am 3. September bei Schießversuchen mit Raketen ausgelöst. Weil eine Löschraupe ausfiel, habe das Feuer sich in tiefere Torfschichten fressen können. Betroffen von dem Brand ist ein 4000 mal 2000 Meter großes Areal, das komplett im Besitz des Bundes ist. Derzeit sind nach Bundeswehr-Angaben rund 1000 Soldaten und Helfer von THW, Feuerwehr und Polizei im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Die Kosten trägt die Bundeswehr.
Moorbrände sind besonders gefährlich, da sie sich unterirdisch ausbreiten. Die Bundeswehr prüft, ob bei den Schießübungen alle Regeln eingehalten wurden. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Bundeswehr nutzt den mit 200 Quadratkilometern größten Schießplatz Westeuropas seit 1957.