Berlin (Reuters) - Im Rennen um den CDU-Parteivorsitz hat Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer einer Umfrage zufolge die Nase leicht vorn.
In dem am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer liegt die 56-Jährige knapp vor Mitbewerber Friedrich Merz. Für Kramp-Karrenbauer sprachen sich demnach 35 Prozent der Unionsanhänger und 31 Prozent aller Befragten aus. Der 62-jährige Merz kommt bei der Gesamtbevölkerung auf einen Wert von 25 Prozent und bei den Unions-Anhängern auf 33 Prozent. Gesundheitsminister Jens Spahn ist der Erhebung zufolge mit Zustimmungswerten von sechs und sieben Prozent dagegen weit abgeschlagen. Die drei prominenten Kandidaten trafen zu Beginn einer vierwöchigen Vorstellungstour am Freitag erstmals aufeinander und stellten sich den Fragen der mächtigen Frauen Union (FU).
Bundeskanzlerin Angela Merkel will beim Parteitag im Dezember nicht wieder für das Amt der Vorsitzenden kandidieren, aber bis 2021 Kanzlerin bleiben. Merz versprach ihr im Falle seiner Wahl Unterstützung. Der 62-Jährige habe dies bei einem Treffen der jungen Unions-Abgeordneten am Donnerstag in Berlin versichert, erfuhr Reuters aus Teilnehmerkreisen. Der "Spiegel" berichtet unter Berufung auf CDU-Kreise zudem, dass Merz dies Merkel Anfang der Woche auch in einem Telefonat zugesagt habe. Das Verhältnis zwischen Merkel und dem früheren CDU/CSU-Fraktionschef gilt als angespannt. Sie hatte ihn 2002 als Chefin der Bundestagsfraktion abgelöst.
Auch Spahn versprach eine "vertrauensvolle" Zusammenarbeit mit Merkel, sollte er gewählt werden. "Ich würde mit ihr als Vorsitzender so vertrauensvoll zusammenarbeiten wie bisher", sagte er Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Da besteht kein Zweifel, bei mir nicht und bei ihr nicht."
Bei ihrem gemeinsamen Auftritt vor einem Treffen mit dem Vorstand der Frauen Union betonten alle drei den hohen Stellenwert von Frauen in der Partei. "Ohne Frauen ist keine Volkspartei zu machen", sagte Kramp-Karrenbauer. Ein Frauenanteil von 26 Prozent in der CDU und von 20 Prozent in der Unions-Fraktion zeigten, dass noch "viel Luft nach oben" sei. Frauen müsse zu mehr Einfluss und mehr Repräsentanz verholfen werden.
Spahn verwies darauf, dass das Gesundheitssystem in Deutschland im Wesentlichen von Frauen getragen werde. Merz unterstrich, er sei immer auch ein engagierter Familienpolitiker gewesen. Beim Bestreben nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie gebe es Forschritte, diese seien aber nicht zufriedenstellend.
Die FU ist mit ihren knapp 155.000 Mitgliedern die größte Vereinigung in der CDU. Sie hatte bereits am Dienstag Kramp-Karrenbauer für die Merkel-Nachfolge nominiert.
Spahn wünscht sich nach eigenen Worten keine vorgezogenen Neuwahlen. Diese wären aus seiner Sicht ein großer staatspolitischer Fehler. Auch eine Mehrheit von 63 Prozent der Deutschen fände es laut ZDF-Politbarometer gut, wenn Merkel bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 Bundeskanzlerin bliebe, 34 Prozent finden das nicht gut.