BERLIN (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz geht davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht umfassend über die Lage in der Ukraine Bescheid weiß. Er sei überzeugt, "dass der russische Präsident nicht ordentlich informiert ist", sagte der SPD-Politiker im Podcast "Deutschland 3000 - 'ne gute Stunde mit Eva Schulz". "Dass die eigenen Dienste ihm viele Wahrheiten auch vorenthalten. Zum Beispiel, wie viele russische Soldaten gestorben sind in diesem Krieg."
Der Chef der britischen Geheimdienstbehörde GCHQ hatte am Donnerstag gesagt, Putins Berater hätten Angst, ihm die Wahrheit zu sagen. Dennoch müsse dem Kreml das Ausmaß der Fehleinschätzungen klar sein. Zuvor hatte sich die US-Regierung unter Berufung auf Geheimdienstinformationen ähnlich geäußert. Putin habe sich vom russischen Militär getäuscht gefühlt, was zu Spannungen zwischen dem Kremlchef und der militärischen Führung führe.
Scholz betonte in dem Podcast, Russland könne, egal wie der Konflikt ende, nicht als Gewinner hervorgehen. "Dieser Krieg zerstört nicht nur die Ukraine, sondern auch die Zukunft Russlands", sagte er. Ohne friedliche Lösung werde es für Russland auf Jahrzehnte keine Chance auf eine vernünftige ökonomische Entwicklung geben.
Die Podcast-Folge soll am Sonntag unter anderem in der ARD Audiothek veröffentlicht werden.
Putin hat nach Einschätzung der US-Regierung im Ukraine-Krieg womöglich einige seiner Berater von ihren Aufgaben entbunden und sich selber isoliert. "Es gibt Anzeichen dafür, dass er einige seiner Berater entlassen oder unter Hausarrest gestellt hat", sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag. Es gebe aber "nicht so viele handfeste Beweise".