Gleich mehrere Ereignisse führten vergangene Woche dazu, dass die Türkische Lira ein neues Rekordtief erreichte. Zunächst hatte Staatspräsident Erdogan seinen Schwiegersohn zum Finanzminister ernannt. Kurz darauf unterzeichnete er gleich mehrere Dekrete, welche es ihm erlauben, in vielfacher Hinsicht Einfluss auf die türkische Zentralbank zu nehmen.
Nicht nur, dass Erdogan dank der Dekrete den Präsidenten und Vizepräsidenten der Zentralbank selbst ernennen darf, er begrenzte auch die Amtszeit der amtierenden Notenbanker. Auch das Anforderungsprofil eines Vizepräsidenten der Notenbank regelte Erdogan neu. Eine herausragende Berufserfahrung von zehn Jahren ist nun nicht mehr erforderlich. Erdogan scheint aktuell alles daran zu setzen, die Geldpolitik der türkischen Notenbank in Zukunft mitzubestimmen.
Finanzexperten, Devisenanleger und Investoren sehen sich darin bestätigt, dass Erdogan seine Ankündigung, die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank so weit wie möglich einschränken zu wollen, wahrmachen wird. Die Folgen dieser befürchteten Entwicklungen sind nicht zu übersehen. Die Lira fällt, die Inflation steigt, die Wirtschaft schwächelt, Unternehmen verschulden sich, ausländische Investoren ziehen sich zurück und die Kreditwürdigkeit der Türkei wird herabgestuft.
Auch wenn es von allen Seiten Kritik hagelt, die Türkische Lira ist vorerst von weiteren Kursabstürzen verschont geblieben. Derzeit notiert der Wechselkurs Euro Türkische Lira bei 5,671. Damit ist der Kurs des Währungspaares EUR/TRY seit seinem Rekordhoch bei 5,715 in der vergangenen Woche um -0,75 % gefallen.
Ein Beitrag von Johannes Daut.