Commerzbank (DE:CBKG) (WKN: CBK100)-Aktionäre hatten über die letzten fast zwölf Jahre keine gute Zeit. So liegt der Kurs auch heute noch etwa 95 % unter dem Hoch vom Jahr 2007 (14.02.2019). Grund sind die Fehlinvestments vor dieser Zeit, deren Bereinigung selbst heute noch nicht abgeschlossen ist.
Am 14.02.2019 legte die Bank nun ihre Zahlen für 2018 vor, die gemischt ausfielen. Positiv sind der Gewinn in Höhe von 865 Mio. Euro, die Neukundengewinnung von 420.500, die Steigerung der betreuten Einlagen, Kredite, Wertpapiere um 2,1 %, der steigende Zinsüberschuss von 10,5 %, das wachsende Firmenkundenkreditvolumen von 4 Mrd. Euro und die Ausschüttung einer Dividende von 20 Cent je Aktie.
Dass die Bank insgesamt aber dennoch nicht wächst, zeigen die folgenden Zahlen: Zwar stiegen die bereinigten Erträge um 5 %, aber insgesamt sanken sie dennoch weiter um 2,2 %. Das operative Ergebnis, welches das wahre Wachstum verdeutlicht, lag mit 1.245 Mio. Euro nur 0,8 % über dem Vorjahr.
Dies zeigt: Die Bank leidet weiterhin unter verschiedenen Faktoren. Welche dies sind, erfährst du hier.
1. Negativzinsen Die niedrigen Zinsen belasten dauerhaft die Ergebnisse der Commerzbank. Das Kerngeschäft bleibt weiterhin die Kreditvergabe an Privat- und Firmenkunden und aufgrund der aktuellen Zinslage ist in diesem Bereich keine hohe Gewinnmarge möglich.
Und dies wird sich aufgrund der hohen Staatsschulden auch so schnell nicht ändern. Im Gegenteil: Sollte die Wirtschaft weiter schwächeln, könnten sich die Zinsen noch negativer entwickeln. Die Commerzbank hat deshalb nun auch ihr Ziel für 2020, eine Eigenkapitalrendite von 6 % zu erzielen, zurückgenommen.
2. Preisdruck Hinzu kommt ein intensiver und zunehmender Wettbewerb, der Preisanhebungen schwer möglich macht. Für die einzelnen Dienstleistungen gibt es heute viele spezialisierte Firmen, die meist noch bessere Konditionen vorweisen können. Zudem haben die internationalen Banken, aufgrund ihres besseren Umfeldes, derzeit einen Wettbewerbsvorteil.
So wächst auch das Kernsegment Privat- und Unternehmerkunden in Summe kaum. 2018 sanken die Erträge um 0,4 % und der operative Gewinn um 14,3 %. Und auch im Firmenkundensegment sanken der Umsatz und der operative Gewinn weiter um 4,5 % bzw. 6,9 %.
3. Bund immer noch beteiligt Auch die Staatsbeteiligung in Höhe von 15 % ist für das weitere Wachstum der Bank hinderlich. Die Regierung kann so weiterhin Einfluss nehmen, was sich historisch gesehen meist negativ auf die Profitabilität auswirkt. Zudem ist daran erkennbar, dass die Bank weiterhin nicht auf eigenen Füßen stehen kann, wodurch sie für potenzielle Investoren weniger interessant ist.
4. Gestiegene Abgaben Die Commerzbank wird auch weiterhin von einer stärkeren Regulierung gebremst. So sind die Ausgaben für diesen Bereich auch 2018 weiter auf 420 Mio. Euro gestiegen.
5. Abbauportfolio weiterhin potenzielles Risiko Hinzu kommt das immer noch vorhandene und belastende Segment Asset & Capital Recovery. Zwar wurde es weiter reduziert und erzielte 2018 einen operativen Gewinn von 34 Mio. Euro, aber es wird auch zukünftig noch die Bank beschäftigen und bei einer schwächeren Konjunktur auch belasten. So lag allein im vierten Quartal 2018 das Segmentergebnis bei minus 56 Mio. Euro.
Foolishes Fazit Einzig, die sehr geringe Bewertung mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,28 spricht derzeit für die Aktie. Die Commerzbank hat noch einiges zu tun, um zum Vorkrisenniveau zurückzukehren. Das Umfeld und die Staatsbeteiligung wird sie aber weiterhin daran hindern.
Auch eine Fusion mit der Deutschen Bank (WKN: 514000) würde nicht viel bringen, weil diese im selben Umfeld gefangen ist und zudem keine höhere Profitabilität aufweist. Ich denke, derzeit gibt es wahrscheinlich immer noch bessere Anlagen als die Commerzbank-Aktie.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019