(neu: Text wurde wegen aktueller Kursentwicklung neu formuliert und um die ersten drei Absätze und den Kommentar von Händlern ergänzt.)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die hohen Kursgewinne bei Zalando (ETR:ZALG) haben sich am Dienstag als nicht nachhaltig erwiesen. Die Aktie des Online-Modehändlers knickte am frühen Nachmittag ein und rutschte als eines der Schlusslichter im Dax zuletzt um rund viereinhalb Prozent ab. Der deutsche Leitindex fiel um knapp ein Prozent.
Am Morgen war das Papier noch an der Dax-Spitze auf ein Vierwochenhoch geklettert, als Zalando von den Anlegern und Analysten wegen eines optimistischen mittelfristigen Margenausblicks gefeiert wurde. Doch nach der Analystenkonferenz wendete sich das Blatt, zuletzt richteten sich die Blicke wieder verstärkt auf die eher verhaltenen Aussichten für das laufende Jahr.
Händler sprachen als Resümee aus der Veranstaltung von einem gedämpften Kommentar des Managements zur aktuellen Geschäftsentwicklung: Die Nachfrage der Verbraucher sei laut Zalando weiter niedrig und für das erste Quartal zeichne sich nur ein moderates Wachstum des Bruttowarenvolumens im Rahmen der Jahresprognose ab, hieß es von den Analysten.
Nichts wird bei Online-Werten derzeit so heiß gehandelt wie ihre Chance auf eine Erholung vom aktuellen Konjunkturdämpfer, in der die hohe Inflation die Kauflust der Verbraucher belastet. Nach dem extraordinären Schub durch die Corona-Pandemie musste auch Zalando im vergangenen Jahr kräftig zurückstecken, die Kaufzurückhaltung seiner Kunden brockte dem Dax-Konzern 2022 einen Gewinneinbruch ein.
Der Modehändler ist jedoch zuversichtlich, seine Profitabilität mittelfristig wieder deutlich verbessern zu können - auch dank des inzwischen eingeläuteten Sparprogramms, das unter anderem einen Stellenabbau vorsieht. Diese Aussagen hatten die Anleger und Analysten am Dienstag zunächst noch überzeugt. Laut UBS-Analyst Sreedhar Mahamkali liegt Zalando mit seinen Mittelfristzielen über den Markterwartungen.
Mit dem Schwenk in die Verlustzone teilten die Zalando-Papiere im Verlauf auch das Schicksal der Hellofresh-Aktien: Hier hatten sich die Anleger bereits seit dem Handelsbeginn enttäuscht über die unsicheren Prognosen für 2023 gezeigt. Zeitweise war es für Hellofresh (ETR:HFGG) als MDax-Schlusslicht um fast 13 Prozent nach unten gegangen, womit die Aktien sich ihrem erst in der vergangenen Woche erreichten Dreijahrestief von 19,21 Euro wieder annäherten. Sie dämmten ihre Verluste danach zwar ein, standen am Nachmittag aber wieder mit mehr als neuneinhalb Prozent im Minus.
Auch Aktien von Lieferdiensten wie Delivery Hero (ETR:DHER) und die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway (LON:JETJ) wurden mitgerissen, sie verloren zuletzt rund ein Prozent.
Für die Zalando-Aktien könnte mit den aktuellen Kursverlusten die Erholung der vergangenen Tage vorerst enden, nachdem sie bereits von Anfang Februar bis Anfang März in der Spitze um fast ein Fünftel gefallen waren. Allerdings hatten die Papiere zunächst vom Ende September erreichten Acht-Jahres-Tief bei 19,18 Euro um fast 140 Prozent zugelegt, bevor die Anleger dann ab Februar Gewinne mitnahmen.
Der Kurs des Kochboxenversenders Hellofresh hingegen liegt seit Monaten brach und dümpelt seit dem vergangenen Oktober zwischen 21 und 28 Euro. Vom zu Hochzeiten der Pandemie im November 2021 erreichten Rekordhoch von 97,50 Euro haben die Papiere fast 80 Prozent eingebüßt.
Die Prognosen des Hellofresh-Managements für das laufende Jahr sind schwammig: Der Konzernvorstand kann sich bei der Entwicklung des operativen Gewinns sowohl einen Rückgang als auch einen deutlichen Sprung nach oben vorstellen, liegt mit seinem Ziel aber unter den Durchschnittserwartungen von Analysten.
Für den Marktkonsens und für seine Schätzung gebe es nun entsprechend Risiken, schrieb Bernstein-Analyst William Woods. Das Management priorisiere nach wie vor Wachstum mittels Investitionen, was ein Fehler sei, kritisierte der Experte.