Investing.com - Nach dem massiven Kurssprung am Freitag als Reaktion auf die hochrangigen Handelsgespräche zwischen den USA und China dürfte der Dax etwas tiefer eröffnen.
Der Terminkontrakt des deutschen Leitindex (Dax-Future) wird gut eine halbe Stunde vor Handelsbeginn in Frankfurt 0,31 Prozent im Minus bei 12.447 Zählern gehandelt. Am Freitag schloss der Dax 2,86 Prozent höher auf 12.511,65 Punkten.
Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 0,05 Prozent nach oben. Der französische CAC 40-Future wird 0,36 Prozent tiefer gehandelt, der spanische IBEX 35-Future verliert 0,26 Prozent.
US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte am Freitag, dass die für 15. Oktober geplante US-Zollerhöhung auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar von 25 auf 30 Prozent nicht in Kraft treten werde. Allerdings erklärte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer, dass Trump noch keine Entscheidung bezüglich der US-Sonderzölle im Dezember getroffen habe.
Zuvor kündigte US-Präsident Donald Trump an, dass beide Seiten einen "substantiellen Phase Eins Deal" erreicht hätten, der die Bereiche geistiges Eigentums, Finanzdienstleistungen, Devisen und chinesische Käufe von US-Agrarprodukten im Wert von etwa 40 bis 50 Milliarden Dollar umfassen werde.
Phase zwei werde "fast sofort" beginnen, nachdem der Phase 1 Deal unterzeichnet wurde, erklärte Trump im Weißen Haus. Fragen bezüglich des erzwungenen Technologietransfers werde man in Phase 2 oder vielleicht erst in Phase 3 diskutieren.
Der erste Teil des Handelsdeals werde in den nächsten drei Wochen schriftlich niedergelegt, sagte Trump. Dies werde voraussichtlich auf dem APEC-Gipfel in Chile am 16./17. November geschehen.
Die Analysten bleiben aber skeptisch, ob es sich bei dem Deal zwischen den USA und China um den Beginn einer Deeskalation handelt.
"Ein Phase 1 Deal bedeutet lediglich, dass Trump die Anerkennung von den Märkten erhält und China die Zollerhöhung im Oktober umgeht", sagte Kathy Lien von BK Asset Management. "Die nächsten 5 Wochen werden sehr kritisch, denn dies ist das vierte Mal, dass sich die USA und die Volksrepublik China die Hand reichen und jedesmal haben sich daraufhin die Handelsbeziehungen rasch verschlechtert."
Die Danske Bank (CSE:DANSKE) sieht das ähnlich und geht nicht von einem Game-Changer für die Weltwirtschaft aus, wobei der Deal kurzfristig die Marktstimmung weiter aufhellen könnte.
"Das Ergebnis der ersten Phase des Handelsabkommens könnte das Vertrauen der Märkte in naher Zukunft weiter stärken, da es einige Unsicherheiten beseitig", erklärte Danske Bank Chefanalyst Jakob Ekholdt Christensen in einer Morgennotiz. "Aber es wird aus unserer Sicht kein entscheidender Faktor für die Weltwirtschaft sein."
Für Sven Henrich von NorthmanTrader war der Deal nicht mehr als "ein Marketing-Trick", der keines der Probleme wirklich gelöst hat. "Im Wesentlichen umfasste der Deal nur mehr Sojabohnenkäufe als Gegenleistung für eine Zollverzögerung. Unternehmen werden dadurch nicht plötzlich ihre Aussichten oder Investitionen erhöhen. Außerdem wurde nichts unterschrieben oder detailliert beschrieben. Alles kann sich ändern."
An den Märkten könne der Deal zwar für kurzfristige Euphorie sorgen, glaubt Sven Henrich, aber ohne neue Hochs droht den Bullen ein "großes Doppeltop".
Nach der Bekanntgabe des "Teil-Deals" zwischen den USA und China schnellten die Wall Street-Indizes zunächst auf neue Sitzungshochs, konnten diese aber nicht verteidigen. Der Dow Jones ging mit einem Plus von mehr als 300 Punkte aus dem Handel. Allerdings schloss er gut 200 Punkte entfernt vom Tageshoch. Im Kerzen-Chart des Dows wurde somit ein langer oberer Schatten hinterlassen, der einem Shooting Star ähnelt.
Weitere Gespräche zwischen Washington und Peking sollen in China stattfinden. Die Volksrepublik hat hierzu den Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten, Lighthizer, und Finanzminister Mnuchin und ihre Teams zu zusätzlichen Handelsgesprächen in China eingeladen.
In dieser Woche werden sich die Märkte vor allem auf die Brexit-Gespräche konzentrieren und ob es vor dem 31. Oktober noch zu einem Deal zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union kommt oder eben nicht.
"Wir haben die Wahrscheinlichkeit eines Deals auf 20% erhöht, basierend auf den positiven Entwicklungen der letzten Tage", sagte Senior Analyst Mikael Olai Milhøj von der Danske Bank. "Unser Basisszenario bleibt eine weitere Verlängerung, gefolgt von einer Neuwahl."
An Wirtschaftsdaten stehen heute lediglich die Zahlen zur Industrieproduktion aus dem Euroraum auf der Agenda. Volkswirte erwarten einen Anstieg um 0,3 Prozent im August.