von Robert Zach
Investing.com - Die wiederaufflammenden Sorgen um eine zweite Coronavirus-Welle in Europa haben Spuren in den europäischen Aktienmärkten hinterlassen. Sie schlossen uneinheitlich - den zweiten Tag in Folge. Hinzu kommen schwache Stimmungsdaten aus den USA, die eine Eintrübung der Wirtschaftsaussichten signalisieren, wobei das wiederum dafür sorgen dürfte, dass die Federal Reserve ihre ultralaxe Geldpolitik auf absehbare Zeit beibehalten dürfte, was bekanntlich der Treibstoff für die gigantische Erholungsrallye von den Corona-Tiefs im März war.
Der DAX sank 0,03 Prozent und schloss damit den dritten Tag in Folge fast unverändert bei 12.835 Punkten. Der CAC 40 verlor 0,22 Prozent auf 4.928 Punkten, während der IBEX 35 um 1,06 Prozent nach oben sprang und den Handelstag bei 7.246 Punkten beendete. Der Euro Stoxx 50 bewegte sich kaum von der Stelle und schloss bei 3.003,56 Zählern.
Von den 109 Stoxx 600 Unternehmen, die bisher Ergebnisse gemeldet haben, haben 66,1% die Gewinnerwartungen übertroffen. Das zeigen aktuelle Auswertungen von Refinitiv, einem globalen Anbieter von Finanzmarktdaten. Die Gewinne im zweiten Quartal 2020 dürften um 58,3% im Vergleich zum Vorjahresquartal schrumpfen. Ohne den Energiesektor wird ein Gewinnrückgang von 47,7% prognostiziert.
In Großbritannien und Deutschland mehren sich die Stimmen, dass eine zweite Coronavirus-Welle in Europa unmittelbar vor der Tür steht. "Rasches und entschlossenes Handeln", sagte der britische Premierminister Boris Johnson, der "Anzeichen einer zweiten Welle" von Coronavirus-Infektionen in anderen europäischen Ländern sieht.
Auch Deutschlands ranghöchster Gesundheitsbeamter schlug Alarm wegen eines Anstiegs der Fälle in der größten Volkswirtschaft Europas. Grund sei, dass die Menschen sich nicht mehr ausreichend an Hygiene- und Abstandsregeln hielten. Dies sei aber das Mittel, um die Lage in den Griff zu bekommen. "Wir haben es in der Hand."
Der Stimmung einen Dämpfer versetzt haben auch aktuelle Daten zur Verbraucherstimmung in den USA. Der vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauensindex fiel von 98,3 im Vormonat auf 92,6 Punkte im Juli. Erwartet wurde lediglich ein Rückgang auf 94,5 Zähler. Die aktuelle Lage schätzten die Verbraucher zwar besser ein. Der Blick in die Zukunft fiel jedoch pessimistischer aus als zuvor.
"Die fallenden Verbrauchererwartungen spiegeln die Besorgnis über einen Anstieg der Covid-19-Fälle, die Rücknahme der Wiedereröffnungsstrategien und die Besorgnis über die finanziellen Auswirkungen des Auslaufens der Arbeitslosenunterstützung in Höhe von 600 Dollar pro Woche wider", kommentierte James Knightley, Chefökonom bei der ING, das CB Verbrauchervertrauen. "Dies verstärkt unsere Befürchtungen hinsichtlich negativer Verbraucherausgaben/Einzelhandelsumsätze im August", fügte er hinzu.
Im Konjunkturkalender am Mittwoch stehen die Verbraucherdaten aus Frankreich sowie der Erzeugerpreisindex aus Italien. Am Nachmittag gehen die Blicke auf die noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufe in den USA, bevor die Federal Reserve um 20.00 Uhr ihre geldpolitische Entscheidung bekanntgeben wird. Eine Änderung der Zinsen wird zwar nicht erwartet, aber die Notenbank dürfte jedem klar machen, dass die Geldpolitik auf absehbare Zeit unverändert akkommodierend bleiben wird. Bereits heute hat die mächtigste Zentralbank auf der ganzen Welt ihre Kreditfazilitäten bis Ende des Jahres verlängert. Sie wären bereits im September ausgelaufen.