FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag ihr Pulver trocken gehalten. Für den Dax (DAX) wurde nach zwei freundlichen Tagen der Treibstoff knapp. Auch von den US-Börsen scheint keiner zu kommen. Am Nachmittag lag der Leitindex prozentual unverändert bei 12 070,76 Punkten. Er behauptete sich so über der runden 12 000er Marke.
Anleger positionierten sich vorsichtiger. Gespannt wurde im Tagesverlauf auf die New Yorker Börsen als wichtiger Trendsetter gewartet, nachdem diese am Vortag wegen eines Feiertags pausiert hatten. Nun aber deutet es sich an, dass der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) die freundliche Vortagstendenz beim Dax nur zögerlich nachholen wird. Indikationen lassen ihn 0,25 Prozent höher erwarten.
Der MDax (MDAX) mit den mittelgroßen Werten schaffte es am Nachmittag knapp mit 0,09 Prozent ins Plus auf 25 257,49 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx (Euro Stoxx 50) dagegen hinkte belastet von fallenden Finanzwerten, die dort ein hohes Gewicht haben, etwas hinterher. Er verblieb mit zuletzt 3361,14 Punkten knapp unter der Gewinnschwelle.
"Der Dax hat sichtbar Mühe, das Anstiegstempo der Vormonate weiter durchzuhalten", sagte der Chartexperte Andreas Büchler von Index-Radar. Nach seiner Stärke zu Jahresbeginn pendelt der Leitindex seit einigen Wochen zwischen 11 850 und 12 400 Punkten. Immer wieder stellt ihm dabei der US-chinesische Handelsstreit neue Hürden in den Weg. Laut Analyst Christian Schmidt von der Helaba könnte dieser jederzeit wieder für neue Ausschläge sorgen. "Ein einziger Tweet von US-Präsident Trump wäre dafür ausreichend", so der Experte.
Bei den großen Dax-Werten blieb der Nachrichtenfluss am Dienstag vergleichsweise ruhig. Vorne dabei im Leitindex waren die Aktien von Thyssenkrupp (4:TKAG) mit einem Anstieg um 2 Prozent. Anleger versuchen hier weiter, ihre Schlüsse aus dem jüngst vermeldeten Strategiewandel des Industriekonzerns zu ziehen.
Aufwärts ging es auch im Autosektor, allen voran bei Continental (4:CONG) mit 2 Prozent und Volkswagen (4:VOWG_p) mit 1,5 Prozent Plus. Die Branche profitierte weiter von der Fusionsfantasie um Fiat Chrysler (6:FCHA) und Renault (9:RENA). Einem Händler zufolge greifen nun auch die internationalen Käufer aus den USA und Großbritannien zu, die dem Markt am Montag feiertagsbedingt fern geblieben waren.
Banken dagegen lagen in der Gunst der Anleger ganz hinten, für die Papiere der Deutschen Bank (4:DBKGn) ging es um 1,6 Prozent abwärts auf ein neues Rekordtief. Die Branche litt unter dem Szenario einer wieder aufflammenden Schuldenkrise. Als Grund dafür galten Sorgen um die politische Situation in Italien, nachdem die rechte Lega-Partei von Matteo Salvini bei der Europawahl triumphierte.
Ein deutlicher Beweger unter den Nebenwerten war ein Analystenkommentar des Bankhauses Lampe, das seine Kaufempfehlung für die vor einigen Tagen noch rekordhohen Aktien von CTS Eventim (4:EVDG) aufgab. Der Kursrutsch der vergangenen beiden Handelstage setzte sich am Dienstag im SDax (SDAX) mit einem Abschlag von fast 3,3 Prozent fort.
Bei Nordex (4:NDXG) machen die Auftragsbücher den Anlegern in diesem Jahr weiter Hoffnung. Ein Auftrag aus den USA hievte die Papiere mit 1,5 Prozent ins Plus. Laut Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank (DE:CBKG) bleibt die Auftragsentwicklung des Herstellers von Windkraftanlagen vielversprechend.
Zahlen gab es vereinzelt zu verarbeiten - unter anderem vom Zulieferer für die Lkw-Industrie Jost Werke (105:JSTG), dessen Aktien um 3,2 Prozent stiegen. Windeln.de (DE000WNDL110) toppten dies noch mit einem Kurssprung um etwa 10 Prozent. Die Aktien des Online-Händlers von Babybedarf erholten sich so von ihrem tags zuvor erreichten Rekordtief.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,18 Prozent am Vortag auf minus 0,21 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,13 Prozent auf 143,86 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,09 Prozent auf 167,75 Zähler zu.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,1185 US-Dollar gehandelt und damit unter seinem Vortagsniveau. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag auf 1,1198 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8930 Euro.