von Robert Zach
Investing.com - Goldman Sachs (NYSE:GS) hat sein Jahresendziel für den S&P 500 auf 3.600 Punkte herabgesetzt. Damit trägt die US-Investmentbank den Bedenken hinsichtlich gestiegener Leitzinsen Rechnung. Erst zur Wochenmitte hatte der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed seinen Schlüsselsatz zum dritten Mal in Folge um ungewöhnlich hohe 75 Basispunkte angehoben. Dem ganzen das i-Tüpfelchen aufgesetzt hatten aber die Projektionen der US-Notenbanker, wonach der Zins zum Jahresende bei 4,4 Prozent liegen soll, was zu einem breit angelegten Abverkauf an den Weltbörsen führte.
Nach Ansicht der US-Großbank führt das höhere Leitzinsniveau zu einer niedrigeren Bewertung bis zum Jahresende. Zudem spreche die erhöhte Unsicherheit für eine defensive Positionierung. Entsprechend sollten Anleger Aktien mit Qualitätskriterien wie starke Bilanzen, hohe Kapitalrenditen und stabiles Umsatzwachstum besitzen.
Goldman Sachs erklärte: "Der erwartete Zinspfad ist nun höher als wir zuvor angenommen haben, wodurch sich die Bandbreite der möglichen Ergebnisse am Aktienmarkt gegenüber unserer vorherigen Prognose verschiebt. Der S&P 500 Index hat Mitte August tatsächlich unser ursprüngliches Jahresendziel von 4.300 erreicht, aber seither hat sich das Zinsumfeld dramatisch verändert. Das von uns nun in unser Bewertungsmodell eingearbeitete Szenario höherer Zinssätze stützt ein KGV von 15 (gegenüber der vorherigen Prognose von 18) und impliziert ein Jahresendziel (3 Monate) für den S&P 500 von 3.600 (-5 %) sowie eine Prognose für die nächsten 6 und 12 Monate von 3.600 (-5 %) und 4.000 (+6 %)."
Der Ausblick für US-Aktien sei "ungewöhnlich düster", so Goldman Sachs weiter. Sowohl der Verlauf der Inflation, des Wirtschaftswachstums, der Zinssätze und der Erträge als auch die Bewertungen seien allesamt in Bewegung. Aus Kundengesprächen geht hervor, dass die meisten Aktienanleger nunmehr die Position vertreten, dass eine harte Landung "unvermeidbar" ist.
"Wir hatten zuvor geschrieben, dass in einer Rezession ein Rückgang des Gewinns pro Aktie im S&P 500 zu einem Fall des Index auf 3.150 (-17 %) führen könnte. Ein Einbruch des EPS um 11 % entspräche einem leicht negativen realen BIP-Wachstum und einem Rückgang des Median-EPS um 13 % während früherer Rezessionen. Bei einer 'harten Landung' würde sich die Renditelücke vergrößern. Daraus ergäben sich für den S&P 500 auf Sicht von 3, 6 und 12 Monaten die Ziele 3.400 (-10 %) / 3.150 (-17 %) / 3.750 (-1 %)", so die Strategen.
Auf kurze Sicht wird sich das Hauptaugenmerk der Investoren von der Sorge um die Zinsentwicklung auf die Unternehmensgewinne richten, bei denen in erster Linie die nach wie vor rekordhohen Gewinnmargen auf dem Prüfstand stehen werden.
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