Investing.com - Der US-Aktienmarkt ist zuletzt erheblich unter Druck geraten. Vor allem Aktien von Technologieunternehmen, die hoch verschuldet und bewertet sind, sind ins Rutschen gekommen. Denn die Fed befindet sich schon viel zu lange und ohne ersichtlichen Grund im Notfallmodus und hat die Märkte mit billigem Geld geflutet. Nun aber muss sie gegensteuern und die Inflation offensiv bekämpfen. Doch Stimmen, die nun ein baldiges Ende der Rallye an den Aktienmärkten vorhersagen, kommen viel zu früh.
"Wir halten es für nicht angebracht, das Portfolioengagement in Risikopapieren wesentlich zu reduzieren", sagte Wells Fargo im Vorfeld der am Mittwoch anstehenden Entscheidung der Federal Reserve.
Zum Abschluss ihrer zweitägigen Sitzung wird weithin erwartet, dass die Fed den Startschuss für die Erhöhung der Leitzinsen ab März geben und die Notwendigkeit betonen wird, die geldpolitischen Notfallmaßnahmen zurückzunehmen.
Die Hoffnung der Fed besteht darin, dass sich die Nachfrage durch ein weniger kräftiges Durchtreten des Gaspedals so weit eindämmen und die Inflation ausreichend zügeln lässt, dass die Lieferkettenprobleme - die maßgeblich für den jüngsten Preisanstieg verantwortlich waren - im Verlauf des Jahres nachlassen.
Zu spät zu kommen und dann gezwungen zu sein, die Inflation einzufangen, ist eine riskante Strategie. Eine zu starke und zu schnelle Straffung zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Wirtschaftswachstum voraussichtlich verlangsamen wird, birgt das Risiko, die bisherige Erholung im Keim zu ersticken.
Wie weit die Fed bei der Inflationsbekämpfung hinter der Kurve zurückliegt, zeigt sich daran, dass die Wetten auf aggressive Maßnahmen der Notenbank weiter zunehmen.
"Wir halten es für möglich, dass der [Offenmarktausschuss der US-Notenbank] bei jeder Sitzung eine gewisse Straffung der Geldpolitik anstrebt, bis sich das Inflationsbild ändert", sagte Goldman-Ökonom David Mericle in einer Kundennotiz.
Im Zuge der Spekulationen auf eine Fed-Zinserhöhung hat sich die Stimmung gegenüber Risikopapieren seit Jahreswechsel eingetrübt. In Erwartung des aggressiven Kurswechsels der Federal Reserve ist der S&P 500 sogar in den Korrekturbereich gerutscht.
Von einer "Korrektur" sprechen Börsenexperten, wenn ein Index oder eine Aktie innerhalb eines kurzen Zeitraums mindestens 10 Prozent an Wert verliert, um dann nach diesem Pullback seinen langfristigen Aufwärtstrend fortzusetzen.
Der Glaube an den so genannten Fed-Put, der den Investoren in der Vergangenheit stets die nötige Sicherheit gab, dass die Zentralbank eingreifen würde, wenn die Märkte ins Rutschen gerieten, lässt zusehends nach und weicht einer neuen Normalität mit geringerer Liquidität an den Märkten, höheren Zinsen und strafferen Finanzbedingungen.
Doch die Geschichte lehrt uns, dass jene, die das Ende der Börsen-Hausse ausrufen, viel zu früh irgendwelche Schlüsse ziehen. Denn in der Regel braucht es eine gewisse Zeit, bis sich die Fed-Zinserhöhungen tatsächlich bemerkbar machen, ehe sie den Aktienmärkten endgültig den Stecker ziehen.
"Schaut man sich die letzten sieben Zinszyklen an, so haben Aktien tendenziell am Ende der Zinserhöhungszyklen der Federal Reserve ihren Höhepunkt erreicht, nicht am Anfang", so Wells Fargo (NYSE:WFC).
Auch wenn die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten für viel Gesprächsstoff sorgen, so sind Korrekturen doch ein fester Bestandteil der Märkte, insbesondere dann, wenn die Renditen so lange über dem Trend lagen.
"Wir haben ein Drittel der Rendite aus dem vergangenen Jahr wieder abgegeben", sagte John Luke Tyner, Portfoliomanager bei Aptus Capital Advisors, am Dienstag in einem Interview mit Investing.com. "In den letzten drei Jahren ist der S&P 500 um etwa 100 % gestiegen ... aus 10.000 Metern Höhe betrachtet ist dieser jüngste Pullback keine allzu große Sache."
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