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Veröffentlicht am 16.11.2012, 20:51
Börsen-Zeitung: Mageres Rohstoffjahr, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Wer in den vergangenen zwölf Monaten in

Rohstoffen investiert war, hatte wenig Grund zur Freude. Bei vielen

Rohstoffgruppen befinden sich die Preise auf oder sogar unter den

Niveaus von vor einem Jahr. Die Preisanstiege, die es im ersten

Quartal gegeben hatte, haben sich längst eingeebnet.

So ist beispielsweise Rohöl, je nach Kontrakt, wieder 5 bis 10%

billiger, Industriemetalle wie Nickel haben um mehr als 10%

nachgegeben. Bei den Edelmetallen halten sich die Verluste im

einstelligen Prozentbereich. Und auch bei den Agrarrohstoffen gibt es

zahlreiche Enttäuschungen. So verminderte sich etwa der Preis von

Rohzucker um mehr als 25%. Die große Ausnahme sind die Preise für

Getreide und Sojabohnen, die von der enormen Trockenheit des Sommers

in den USA und Russland profitiert haben. Zwar hat in dem Segment

seit Herbst wieder eine gewisse Normalisierung stattgefunden, die

Weizenpreise beispielsweise liegen aber nach wie vor um rund 40% über

dem Niveau von vor einem Jahr.

Auf kurze Sicht, also bis Ende des Jahres, ist für Investoren an

den Rohstoffmärkten keine Wende zum Besseren zu erwarten. Die

Konjunktur liegt weltweit danieder, auch wenn Frühindikatoren bereits

eine Erholung andeuten und bei institutionellen Investoren allmählich

wieder ein wenig Konjunkturoptimismus zurückkehrt. Dieser bezieht

sich aber erst auf das kommende Jahr.

Gefährliche Klippe

Zudem gilt es, eine gefährliche Klippe zu umschiffen: An den

Märkten herrscht Unsicherheit darüber, ob es in den Verhandlungen

zwischen Demokraten und Republikanern über den US-Staatshaushalt zu

einer Einigung kommen wird und somit die automatischen

Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen vermieden werden. Diese machen

bis zu 5% des Bruttoinlandsprodukts aus. Kommt es zu keiner Einigung,

würden die USA in eine ausgeprägte Rezession stürzen. Für die

Rohstoffmärkte wäre dies aus Sicht der Investoren ein Desaster.

Profitieren könnte davon höchstens der Goldpreis, wenn das Edelmetall

wieder stärker seine traditionelle Rolle als 'sicherer Hafen' in

Krisenzeiten annimmt.

Aber auch für den deutlich wahrscheinlicheren Fall, dass es den

beiden politischen Parteien in den USA gelingt, ihre ideologischen

Differenzen in dieser Sache zu überwinden, ist für die Rohstoffmärkte

2013 keineswegs eitel Sonnenschein angesagt. Für Anleger komme es im

neuen Turnus darauf an, jeweils kurzfristig die richtigen

Rohstoffgruppen auszuwählen, betonen viele Analysten. Zur Vorsicht

mahnt etwa die Tatsache, dass die Internationale Energieagentur vor

wenigen Tagen ihre Prognose für den weltweiten Ölverbrauch im

kommenden Jahr erneut nach unten korrigiert hat. Damit ist beim

Ölpreis zumindest aus jetziger Sicht wohl nur ein moderater Anstieg

drin - zumal ein aktuelles Niveau von Brent Crude von rund 109 Dollar

je Barrel ja auch nicht gerade als niedrig zu bezeichnen ist.

Bei den Industriemetallen ist meist von einem ausreichenden bis

steigenden Angebot die Rede. Mit Blick auf die auch 2013 wohl nicht

in den Himmel weisenden Wachstumsraten der wichtigsten

Volkswirtschaften deutet sich eher eine Fortsetzung der aktuellen

Seitwärtsbewegung der Preise an. Selbst die Tatsache, dass China

wieder darangeht, die staatlichen Vorräte aufzustocken, wird wohl

keinen neuen Preisschub auslösen.

Bei den Agrarrohstoffen ist zu berücksichtigen, dass bei

bedeutenden Produktgruppen wie den Getreiden das Preisniveau nach wie

vor hoch ist, was die Chancen für weitere Gewinne erheblich mindert.

Allerdings gehen Analysten davon aus, dass wegen der aktuellen

Knappheit bereits kleine Ausfälle ausreichen könnten, um für kräftige

Preissteigerungen zu sorgen.

Am besten sieht es derzeit wohl noch bei den Edelmetallen aus. So

sagen etwa Edelmetallspezialisten der Deutschen Bank voraus, dass der

Goldpreis, der aktuell bei rund 1720 Dollar je Feinunze steht, im

kommenden Jahr über die Marke von 2000 Dollar klettern könnte.

Hauptpreistreiber könnte dabei die anhaltend starke Stimulierung der

Volkswirtschaften mit Zentralbankgeldern sein, die für eine Flutung

der Märkte mit Liquidität sorgt und in der Folge Inflationsängste

wecken könnte. Vor diesem Hintergrund lässt sich der aktuelle Preis,

der deutlich unter dem Rekordniveau vom Herbst 2011 liegt, als eine

Einstiegsgelegenheit werten.

Das Rohstoffjahr 2013 wird also durchaus Chancen für Investoren

bieten und damit wahrscheinlich besser verlaufen als der laufende

Turnus. Die Chancen zu nutzen wird aber schwieriger als in den

vergangenen Jahren, als fast alle Rohstoffgruppen Selbstläufer waren.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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