Es ist so weit – Tesla (NASDAQ:TSLA) hat die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für seine Gigafactory Berlin-Brandenburg erhalten. Nun geht es vor allem um die Frage: Wie schnell kann der Elektroautohersteller die Produktion in dem neuen Werk hochfahren?
Werfen wir einen Blick auf die Datenpunkte, die zur Verfügung stehen, und geben eine Schätzung ab.
Tesla mahnt zur Geduld Teslas Management hat mehrmals darauf hingewiesen, dass der Produktionshochlauf der Gigafactory in Berlin schwer vorherzusagen sei, da viele neue Technologien in der Fertigung eingesetzt würden. Das Handelsblatt zitiert Branchenexperten, die von einem „seit Jahrzehnten nicht gesehenen Umfang“ von Neuerungen sprechen.
Beispiele dafür finden sich in allen Produktionsschritten – Gussverfahren im Karosseriebau, neue Ansätze in der Lackierung, Reduzierung der Menge an Kabeln und Steuergeräten. Langfristig verbessern diese Innovationen gleichzeitig das Produkt und vereinfachen die Fertigung, was Kosten spart. Aber in den ersten Wochen und Monaten könnten die neuen Technologien eher bremsend wirken.
Teslas Gigafactory Shanghai als Vorbild Beim Bautempo konnte die Gigafactory Berlin-Brandenburg nicht mit Teslas Fabrik aus Shanghai mithalten. Aber für die jetzt anstehende Produktion könnte China eine gute Vorlage sein.
Denn die zunächst bremsende Wirkung der neuen Technologien sowie der Chipmangel könnten durch andere Faktoren ausgeglichen werden. So ist nun die Corona-Pandemie deutlich besser unter Kontrolle als Anfang 2020, als Tesla in Shanghai zu produzieren begann.
Weiterhin dürfte die lange Phase der Testproduktion in Berlin Tesla Zeit geschenkt haben, um die Maschinen so zu justieren, dass die Volumenfertigung dann schneller hochlaufen kann. Schon jetzt baut Tesla Gerüchten zufolge an manchen Tagen bis zu 100 Elektroautos in Berlin. Diese dürfen aber nicht verkauft werden.
Wie viel wird die Gigafactory Berlin 2022 produzieren? Die Gigafactory Shanghai produzierte in ihrem ersten vollen Quartal gut 16.500 Elektroautos. Angebliche interne Ziele von Tesla, die auf Twitter geleakt wurden, deuten darauf hin, dass Elon Musk für Berlin ähnliche Pläne hat.
Demnach soll die Produktionsrate von derzeit vermutlich rund 500 Autos pro Woche bis Ende April auf 1.000 verdoppelt werden. Dem Leak zufolge soll Ende Juni eine zweite von insgesamt drei geplanten Arbeitsschichten ihre Arbeit aufnehmen. Daraus lässt sich ableiten, dass Tesla bis Ende des zweiten Quartals ein knappes Drittel der Nennkapazität von einer halben Million Autos im Jahr (bzw. knapp 10.000 Autos pro Woche) erreichen möchte. 16.000 Elektroautos im zweiten Quartal sollten eine gute Schätzung sein.
Anschließend dürfte der Hochlauf in einem ähnlichen Tempo weitergehen, bis es im Herbst zu einem Knick kommt. Dann nämlich soll die Gigafactory Berlin keine Batteriezellen mehr von asiatischen Lieferanten beziehen, sondern aus der Batterieproduktion vor Ort.
Im dritten und vierten Quartal könnten jeweils rund 40.000 Elektroautos vom Band surren. Insgesamt gehe ich von einer Produktion von knapp 100.000 Elektroautos im Jahr 2022 aus. Damit würde die Gigafactory Berlin einen ähnlichen Wert erreichen wie die Shanghai-Fabrik.
Wie geht es danach weiter? Die richtig großen Mengen stehen erst 2023 an. Anfang oder Mitte des Jahres könnte Tesla, stabile Lieferketten vorausgesetzt, die volle Produktionsrate erreichen und jedes Quartal rund 125.000 Elektroautos aus Berlin in den europäischen Markt pumpen.
Der finanzielle Beitrag der Gigafactory Berlin wird in den ersten Monaten negativ sein, sollte aber recht schnell in den grünen Bereich drehen. Dann dürfen sich Tesla-Aktionäre wahrscheinlich wieder über steigende Gewinne freuen.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Tesla und Twitter.
Motley Fool Deutschland 2022