BERLIN (dpa-AFX) - Auf dem neuen Hauptstadtflughafen wären nach einer planmäßigen Eröffnung im Juni 2012 noch monatelang Bauarbeiter im Einsatz gewesen. 'Es war klar, dass nach der Eröffnung in Nachtarbeit sechs Monate gearbeitet werden musste', sagte der damalige Gesamtprojektleiter Joachim Korkhaus am Freitag im Berliner Abgeordnetenhaus. So sollten Arbeiter nachts die Decken im Terminal öffnen und Kabel neu verlegen. Bis Weihnachten 2012 sollten sie so die Brandschutzanlage auf Vollautomatik umrüsten - bei laufenden Betrieb des Flughafens.
Die Inbetriebnahme am 3. Juni 2012 war mit einer Teilautomatik geplant: Im Brandfall sollten Feuerwehrleute den Rauchabzug und die Sprinkler per Knopfdruck in Gang setzen, Türen sollten teils per Hand bedient werden - eine Idee der Architekten, nicht des Flughafens, wie Korkhaus betonte. Die Behörden akzeptierten diese Notlösung aber nicht. Der Flughafen sagte die Eröffnung kurzfristig ab.
Technikprobleme, Baumängel und Planungsfehler verhindern bis heute eine Inbetriebnahme. Flughafenchef Hartmut Mehdorn strebt einen Start 2015 an, nennt aber keinen konkreten Termin.
Das Planungschaos in Schönefeld reicht nach Korkhaus' Ausführungen vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses mindestens bis ins Jahr 2009 zurück. Für die Entrauchung hätten Ende 2009 rund 3000 Pläne vorliegen müssen, es waren aber nur 500, wie Korkhaus am Freitag im Ausschuss sagte. Viele Firmen hätten Kabel planlos verlegt, bis 2011 auf den Kabeltrassen kein Platz mehr gewesen sei.
'Dass es kritisch war, war uns bewusst', sagte Korkhaus. Die Planer hätten aber nicht in allen Bereichen Platz für weitere Trassen gefunden. Das habe zur Absage der Eröffnung 2012 beigetragen. Ein erster Eröffnungstermin - im Oktober 2011 - war 2010 um sieben Monate verschoben worden. Eigentlich habe der Projektsteuerer WSP den Projektverzug aber schon auf zwölf Monate geschätzt, sagte Korkhaus./bf/DP/stb