FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. Februar 2014. Goldkäufe dominieren den Handel mit Rohstoff-ETCs, gefolgt von Silber und Öl-Investments. Kaum Beachtung finden Industriemetalle.
Steigende Edelmetallpreise beleben das Geschäft mit Rohstoff-ETFs. Gold und Silber, aber auch Öl stehen bei Anlegern hoch im Kurs, wie Jörg Sengfelder von Flow Traders meldet. 'Investoren reagieren auf die Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten', bestätigt Bernhard Wenger von ETF Securities die Zuflüsse insbesondere im Edelmetallsektor. Positiven Prognosen für die Weltkonjunktur stünden eine schwächer als erwartete Entwicklung der US-Wirtschaft und Sorgen über die Entwicklung der Emerging Markets gegenüber. Nach Argentinien habe mittlerweile auch Kasachstan die Landeswährung Tenge abgewertet.
Die offene Frage, wie lange die lockere Geldpolitik in den USA fortgesetzt wird, setze auch dem US-Dollar zu. In diesem Umfeld erstarkte der Goldpreis und hält sich aktuell über 1.300 US-Dollar pro Feinunze.
Gold: In allen Facetten gesucht
Händler sind sich einig: viele Anleger gehen von einem steigenden Goldpreis aus. ETF Securities spricht von Zuflüssen in Goldwerten auf Wochensicht in Höhe von 9,1 Millionen US-Dollar. 'Auf diesem Niveau wurden Goldprodukte bei uns zuletzt im November 2013 gehandelt.' Auch Sengfelder verbucht nahezu ausschließlich Zuflüsse in Gold-ETCs. 'Gold wird in allen Schattierungen gekauft und macht rund 60 Prozent unserer Umsätze in Rohstoff-ETCs aus.' In den Umsatzstatistiken oben mit spiele beispielsweise Xetra-Gold (WKN A0S9GB), Gold Bullion Securities (WKN A0LP78), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), Source Physical Gold (WKN A1MECS) und db Physical Gold (WKN A1E0HR).
Aussichten nicht nur rosig
Für die weitere Entwicklung des Goldpreises halten Rohstoffexperten unterschiedliche Szenarien bereit. 'Wir sind immer noch bearish zu Gold', sagt Robin Bhar von der Société Générale, der von Bloomberg als bester Goldanalyst bezeichnet wird. Den derzeitigen Aufwind bezeichnet Bhar als 'korrektive Bewegung' und geht in seiner Prognose von einem Goldpreis um 1.050 US-Dollar im vierten Quartal 2014 aus. Auch der laut Bloomberg zweitbeste Goldanalyst Justin Smirk ändert trotz höherer Volatilität im Markt seine Einschätzung zur Goldentwicklung nicht. Der Trend Richtung sicherer Hafen schüre die Goldnachfrage, wenn es günstig ist, aber Gold sei nicht mehr günstig. 'Da sind gerade Schnäppchenjäger unterwegs.' Setze sich die Rallye fort, werde die Nachfrage zurückgehen.
Technisch Potenzial für mehr
Der Abwärtstrend von Gold ist zwar gebrochen, wie Christoph Geyer von der Commerzbank unterstreicht. Nun stelle sich aber Frage, wie weit die Reise nach oben gehen kann. Dabei bezeichnet Geyer die aktuelle Gegenbewegung als hilfreich für weitere Kursgewinne, nachdem der bisherige Anstieg ohne Korrekturbewegungen stattgefunden hätte. Technische Indikatoren wie der MACD stünden kurz vor einem Verkaufssignal. 'Die Kreuzunterstützung im Bereich von ca. 1.265 US-Dollar sollte aber unbedingt verteidigt werden.' Dann könne Gold Richtung 1.360 und 1.440 US-Dollar pro Feinunze laufen. 'Hier befinden sich die nächsten Widerstände, wobei der Bereich um 1.440 US-Dollar eine wichtige Marke ist.'
Silber: Auf den Spuren des großen Bruders
Optimistisch geben sich Investoren mit Blick auf Silber. 'Bei unseren Kunden stehen Käufe von Silber-ETCs im Vordergrund', berichtet Sven Tietze von ICF Kursmakler. Investoren legten sich verstärkt den gehebelten ETFS Leveraged Silver (WKN A0V9Y5) ins Depot, ebenso den ETFS Physical Silver (WKN A0N62F). Auch Sengfelder spricht von überwiegenden Zuflüssen in Silber-ETCs wie dem ETFS Silver (WKN A0KRJ5). Silberprodukte von ETF Securities verbuchen Wenger zufolge ein Wochenplus von 5,7 Millionen US-Dollar.
In den Charts noch Luft nach oben
Auch aus technischer Sicht beurteilt Harald Weygand von Godmode Trader die Chancen auf eine Fortsetzung der aktuellen Aufwärtsbewegung als gar nicht so schlecht. Seit Juli 2013 bilde sich ähnlich wie im Gold ein Doppelboden aus, der für die Käuferaktivitäten stehe. Dieser treffe derzeit auf eine wichtige Abwärtstrendlinie. 'Die Impulsivität des Silberpreisanstiegs zurückliegender Wochen spricht dafür, dass der Ausbruch über diese Widerstandslinie gelingen könnte.' In dem Fall liege Weygangs Kursziel bei 26,30 US-Dollar pro Feinunze.
Öl: Lagerbestände schmelzen
Bei steigenden Ölpreisen positionierten sich Investoren wieder stärker in Ölinvestments (WKNs A1AQGX), wie Sengfelder registriert. Begünstigt durch das anhaltend kalte Wetter in den USA und die Erwartung eines weiteren kräftigen Abbaus der Rohölvorräte ist der WTI-Preis auf 103 US-Dollar pro Barrel gestiegen. 'Das ist der höchste Wert seit vier Monaten', bemerkt Eugen Weinberg von der Commerzbank. Dies ziehe auch den Preis der Sorte Brent mit nach oben, erstmals seit Anfang Januar über die Marke von 110 US-Dollar.
Die Lagerbestände der US-Destillate liegen Weinberg zufolge aktuell 22 Prozent unter dem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau. An der US-Ostküste mit dem Löwenanteil der dortigen Heiznachfrage erreiche der Vorrat gar einen Wert von 47 Prozent unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt.
Breiter aufgestellt
Tracker marktbreiter Rohstoff-Indizes (WKN A0H072, A0EAZC) werden Sengfelder zufolge rege gehandelt. 'Nach Gold gehören sie bei uns zu den meist gehandelten Rohstoff-ETCs.' Mehr Abflüsse als Zuflüsse auf relativ niedrigem Niveau gebe es in Platin-ETCs (WKN A1EK0H) und im Bereich der Industriemetalle (WKN A0KRKG).
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von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 19. Februar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)