(Neu: Neue Personalchefin, aktueller Aktienkurs, Analysteneinschätzung, mehr Details)
HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Autozulieferer Continental (ETR:CON) profitiert von der guten Branchenkonjunktur und rechnet im laufenden Jahr mit spürbaren Zuwächsen. "Nordamerika dürfte weiter zulegen. Solides Wachstum sehen wir in Asien mit China als Zugpferd. Und Europa kommt langsam aus dem Tal", sagte Conti-Chef Elmar Degenhart am Freitag bei der Hauptversammlung in Hannover. Nach einem guten Jahresstart hob der Konzern die Erwartung für das laufende Jahr leicht an.
Wie aus den am Freitag präsentierten Eckdaten hervorgeht, stieg der Umsatz bei Conti im ersten Jahresviertel gegenüber dem Vorjahresquartal um gut vier Prozent auf 8,4 Milliarden Euro. Das Wachstum war dabei noch belastet vom starken Euro-Kurs. "Ohne den Effekt des starken Euro hätten wir um über acht Prozent zugelegt, also doppelt so viel", sagte Degenhart.
CONTI HEBT RENDITEZIEL LEICHT AN - AKTIE VERLIERT TROTZDEM
Der für die Conti-Prognose wichtige Wert, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), legte sogar um ein Fünftel auf rund 953 Millionen Euro zu. Jedoch ist die Vergleichsbasis zum Startquartal 2013 günstig. Degenhart ist dennoch zuversichtlich, den Schub aufrecht zu erhalten. "Denn im zweiten Quartal scheint sich der gute Trend der ersten drei Monate fortzusetzen", sagte er in seiner Rede. Der Konzern rechne nun aufs Jahr gesehen mit einem Ebit-Anteil am Umsatz in Höhe von 10,5 Prozent. Anfangs hatte Conti mit 10,0 Prozent kalkuliert. Im ersten Quartal kam der Konzern aber schon auf 11,3 Prozent.
Die Börse wusste die angehobene Prognose lange nicht recht einzuordnen. Nach ersten Kursgewinnen begaben sich die Conti-Papiere auf eine kleine Achterbahnfahrt und lagen am frühen Nachmittag gut zwei Prozent im Minus. Experten gaben zu bedenken, dass Contis neue Renditeziele noch immer unterhalb der jüngsten Marktschätzungen lagen.
REIFENMÄRKTE ERHOLEN SICH
"Die Anhebung des Ausblicks kommt, auch mit Blick auf den sich erholenden europäischen Automarkt, nicht ganz überraschend", urteilte der NordLB-Branchenexperte Frank Schwope. "Dem starken Jahr 2013 dürfte ein noch deutlich besseres Jahr 2014 folgen." Conti sei weiter gut positioniert. Mit satten 82 Prozent Kursverbesserung hatten die Hannoveraner im vergangenen Jahr alle übrigen Dax (ETR:DAX)-Werte abgehängt.
Ein Faktor für Contis Gewinnanstieg im ersten Quartal dürfte eine Erholung auf Europas Reifenmärkten gewesen sein. Bereits am Mittwoch hatte der Konkurrent Michelin (FSE:MCH) (PSE:PML) eine anziehende Nachfrage vermeldet. Gerade das wichtige Reifenersatzgeschäft hatte zuvor eine ungewöhnlich lange Flaute erlebt.
UKRAINE-KRISE NOCH OHNE EINFLUSS AUF CONTI-GESCHÄFT
Doch es lag nicht nur daran: "Zu unserem gelungenen Jahresstart haben alle unsere fünf Divisionen beigetragen", betonte Degenhart. Zur Ukraine-Krise und möglichen Sorgen im Russland-Geschäft konnte der Konzernlenker vorerst Entwarnung geben: "Die aktuellen politischen Spannungen haben bislang keinen Einfluss auf unser Geschäft." Conti ist beispielsweise im russischen Kaluga am Start, einem der weltweit größten Standorte automobiler Produktion.
Aktionärsschützer lobten das Conti-Management. "Wir haben das Gefühl, dass das operative Geschäft in sehr sehr guten Händen ist", sagte etwa Heiko Barkemeyer, Sprecher in der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.
WECHSEL IM VORSTAND: NEUE PERSONALCHEFIN KOMMT VON VW
Neben guten Eckzahlen ließ in Hannover auch eine Personalie aufhorchen: Wie erwartet trennt sich Conti von seiner ersten Vorstandsfrau Elke Strathmann und holt mit Ariane Reinhart eine neue Managerin an Bord. Die derzeitige Personalchefin bei der britischen Volkswagen (ETR:VOW3)-Nobelmarke Bentley übernimmt das Ressort Personal zum 1. Oktober. Medien hatten bereits über die Personalie und Strathmanns Abgang berichtet. Ihr fehlte nach dpa-Informationen zuletzt der Rückhalt in großen Teilen des Top-Managements. Bis Reinhart im Herbst beginnt, wird Finanzvorstand Wolfgang Schäfer das Personalressort leiten.
Conti ist laut einer Analyse des Münchner Beratungsunternehmen Berylls der weltgrößte Autozulieferer. Dicht dahinter rangiert Bosch, dahinter Denso aus Japan. Neben Fahrzeugtechnik bilden bei Conti Reifen und Industrietechnik weitere Geschäftssäulen. Alle Details zur Quartalsbilanz folgen am 6. Mai.mb