FRANKFURT (dpa-AFX) - Beim Dax (DAX) ist nach seinem Rekordhoch und den anschließenden Gewinnmitnahmen erst einmal die Luft raus. Am Mittwoch büßte der deutsche Leitindex gegen Mittag 0,70 Prozent auf 12 724,85 Punkte ein. Offenbar scheuten die Anleger auf dem hohen Bewertungsniveau die Gefahr eines Rückschlags, schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Auch der gestiegene Volatilitäts-Index V-Dax untermauere eine zunehmende Risikoaversion.
Am Dienstag hatten die Anleger nach dem Erreichen einer neuen Dax-Bestmarke von 12 951 Punkten letztlich Kasse gemacht. Dazu hatte der deutliche Rutsch der Ölpreise die Stimmung belastet. Die Notierungen für den wichtigen Rohstoff gaben am Mittwoch weiter nach.
Den deutschen Nebenwerte-Indizes erging es ähnlich wie dem Dax: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen fiel um 0,61 Prozent auf 25 223,39 Zähler zurück und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,89 Prozent auf 2268,98 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,89 Prozent auf 3528,98 Punkte.
TELEKOM WILL US-TOCHTER FUSIONIEREN UND VERKAUFT SCOUT24-ANTEIL
Von den Börsen in Übersee kam kein Rückenwind: Die Wall Street hatte am Dienstag ihrem jüngsten Höhenflug ebenfalls Tribut gezollt und schwächer geschlossen. Auch an den asiatischen Börsen dominierten am Mittwoch die negativen Vorzeichen.
Im Dax gehörten die Aktien der Deutschen Telekom (4:DTEGn) mit einem knappen Minus noch zu den besten Werten. Sie profitierten von einem "Handelsblatt"-Bericht über Pläne, die Mobilfunktochter T-Mobile US (2:TMUS) mit dem amerikanischen Branchenkollegen Sprint zusammenlegen.
Zudem trennte sich die Telekom von der verbliebenen Beteiligung am Onlineplattform-Betreiber Scout 24 (4:G24n). Der Verkaufspreis lag mit 32,20 Euro je Stück am oberen Ende der zuvor kolportierten Spanne. Die Scout-Titel büßten im Kleinwerte-Index SDax (SDAX) 3,27 Prozent auf 33,145 Euro ein.
FINANZTITEL LEIDEN UNTER ÖLPREISVERFALL
Beim Indexneuling Grand City Properties (4:GYC) sorgte eine Kapitalerhöhung für einen Kursrutsch von 3,32 Prozent. Dagegen ging es für den SDax-Favoriten HHLA (0:HHFAd) um 0,50 Prozent hoch, nachdem das Analysehaus Jefferies die Beobachtung des Hafenlogistikers mit einer Kaufempfehlung aufgenommen hatte.
Die Aktien von Banken litten unter dem anhaltenden Ölpreisverfall. Dieser könnte laut Experten über den damit einhergehenden Inflationsrückgang die Zinswende in den USA bremsen - von der die Branche profitiert. Im Dax büßten Commerzbank (4:CBKG) 1,34 Prozent ein. Deutsche Bank (4:DBKGn) verloren 1,18 Prozent - dass das Institut laut einem Bericht den Verkauf seines spanischen Privatkundengeschäfts vorantreibt, half den Titeln nicht. Allianz SE (4:ALVG) und Munich Re (4:MUVGn) verbilligten sich um jeweils rund 1 Prozent.
AMAZON ERSCHRECKT ZALANDO-AKTIONÄRE
Größter Verlierer im Index der mittelgroßen Unternehmen war der Online-Modehändler Zalando (4:ZALG): Nach dem gestrigen Rekordhoch und den anschließenden Gewinnmitnahmen ging es für die Aktien nun um weitere 3,77 Prozent bergab. Schuld daran war Beobachtern zufolge Amazon (2:AMZN). Nachdem der Online-Handelsgigant mit der Übernahme von Whole Foods für Unruhe in der Lebensmittelbranche gesorgt hatte, richtet sich sein Fokus nun auf Bekleidung. In den USA bietet Amazon seinen Prime-Kunden mit der "Prime Wardrobe" eine neue Möglichkeit, Mode zur Anprobe nach Hause zu bestellen.
Dagegen eroberte Dürr (4:DUEG) mit einem Plus von 2,00 Prozent auf 104,50 Euro die MDax-Spitze. Nach Daniel Gleim vom Investmenthaus Mainfirst traut nun auch Sebastian Ubert von der französischen Societe Generale (PA:SOGN) der Aktie des Anlagenbauers mit einem Kursziel von 125 Euro einen deutlichen Anstieg zu.
NORDEX RUTSCHEN NACH NEGATIVER STUDIE AUF TIEF SEIT OKTOBER 2014
Am TecDax-Ende büßten die schon zuletzt gebeutelten Aktien von Nordex (4:NDXG) 5,17 Prozent auf 11,005 Euro ein. Damit notierten sie auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2014. Die australische Investmentbank Macquarie hatte ihr Kursziel auf 9 Euro gesenkt und ihre Verkaufsempfehlung bestätigt. Sie befürchtet, dass der Auftragseingang des Windturbinenherstellers im laufenden Jahr enttäuscht und die Markterwartungen für 2018 sinken werden.