Frankfurt (Reuters) - An den Börsen rückt die Nordkorea-Krise weiter in den Hintergrund.
Auftrieb erhielten sie am Dienstag zudem vom Abflauen des Wirbelsturms "Irma", dessen Zerstörungen geringer ausfielen als befürchtet. Dax und EuroStoxx50 legten jeweils ein halbes Prozent auf 12.524,77 beziehungsweise 3512,56 Punkte zu. Der MSCI-Weltindex markierte mit 485 Zählern den zweiten Tag in Folge ein Rekordhoch. Auch der S&P 500 aus den USA markierte mit 2495,69 Zählern eine neue Bestmarke. Die "Antikrisen-Währung" Gold verlor dagegen 0,1 Prozent auf 1325,95 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
"Ob diese Reaktion ein Zeichen für übertriebene Selbstgefälligkeit oder für wunderbare Fundamentaldaten ist, bleibt aber offen", gaben die Analysten der ING-Bank zu bedenken. Dem Aktienhändler Pierre Martin von der Saxo Bank zufolge deuten die Kursgewinne der Autobauer und der Banken darauf hin, dass sich Investoren wieder auf die positiven Konjunkturaussichten konzentrierten. Im Dax gehörten die Aktien von Deutsche Bank (DE:DBKGn), Commerzbank (DE:CBKG) sowie die Titel der Autobauer BMW (DE:BMWG), Daimler (DE:DAIGn) und Volkswagen (DE:VOWG) mit Kursgewinnen von bis zu 3,6 Prozent zu den Spitzenreitern.
Außerdem hielt die Erleichterung über das Ausbleiben eines am Wochenende befürchteten nordkoreanischen Raketentests an. "Die Börsen setzen aktuell darauf, dass es von nun an eher ein Aufeinanderzugehen geben wird und dass die Konfrontation und das gegenseitige Aufrüsten in verbaler Hinsicht ein Ende haben werden", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
GEPLANTES KATALONIEN-REFERENDUM DRÜCKT SPANISCHE BONDS
Kopfzerbrechen bereitete Investoren allerdings das für den 1. Oktober geplante umstrittene Referendum über die Loslösung Kataloniens von Spanien. Dem Anlagestrategen Daniel Lenz von der DZ Bank zufolge ist sogar der Einmarsch spanischer Truppen in die autonome Region denkbar. Investoren trennten sich von spanischen Anleihen und trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,599 Prozent.
Am Devisenmarkt war das Pfund Sterling mit 1,3287 Dollar zeitweise so teuer wie zuletzt vor einem Jahr. Getrieben wurde der Kurs vom überraschend starken Anstieg der britischen Inflation.. "Das heißt zwar nicht, dass die Bank von England bei ihrer Sitzung am Donnerstag für eine Zinserhöhung votieren wird", sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes sei aber grundsätzlich gestiegen.
Beim Euro machten Anleger dagegen erneut Kasse. Er verlor fast einen Viertel US-Cent auf 1,1964 Dollar. "War's das jetzt mit der Dollarschwäche? Wohl kaum", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Die US-Inflationsdaten am Donnerstag könnten den Spekulationen auf eine Verschiebung der bislang für Dezember erwarteten Zinserhöhung neue Nahrung geben.
SPORTARTIKEL-HÄNDLER JD SPORTS MIT REKORD-ERGEBNIS
An der Londoner Börse gewannen die Titel von JD Sports dank eines Rekord-Halbjahresgewinns acht Prozent. Nach den enttäuschenden Zahlen[nL8N1L42I3] des Rivalen Foot Locker hätten einige Analysten bereits Nachrufe auf die Sportbekleidungshändler verfasst, sagte ETX-Experte Wilson. Die überraschend starken Ergebnisse von JD Sports zeigten aber, dass die Branche quicklebendig sei. Vor diesem Hintergrund gewannen die Sportartikel-Hersteller Adidas und Nike bis zu 1,1 Prozent.
An der Wall Street bröckelten die Titel von Apple (NASDAQ:AAPL) um 0,3 Prozent ab. Börsianer warteten gespannt auf die Vorstellung des Jubiläums-iPhones am Dienstagabend (MESZ). Analysten trauen dem neuen, wohl "iPhone X" genannten Modell zu, den Apple-Umsatz 2018 um 15 Prozent zu steigern.