Hanoi/Da Nang (Reuters) - US-Präsident Donald Trump rückt in der Russland-Affäre um seinen Wahlkampf von eigenen Äußerungen ab.
Er bemühte sich am Sonntag, Irritationen auszuräumen, ob er bei der Frage einer russischen Einmischung in seine Wahlkampagne Russlands Präsident Wladimir Putin eher glaubt als den eigenen Geheimdiensten. Trump sagte in Hanoi, er habe großes Vertrauen in die US-Geheimdienste unter seiner Ägide: "Ich glaube unseren Geheimdiensten sehr, vor allem, wie sie jetzt geführt werden - von guten Leuten." Dagegen hatte er am Samstag noch erklärt, er glaube Putin, wenn dieser Vorwürfe der US-Geheimdienste bestreite, wonach sich Russland zu Trumps Gunsten in den Präsidentschaftswahlkampf eingemischt habe.
Damit löste Trump, der sich derzeit auf einer Asien-Reise befindet, in der Heimat harsche Kritik aus. Denn die US-Geheimdienste waren bereits im Januar zu dem Schluss gekommen, Putin habe eine Beeinflussung des US-Wahlkampfs angeordnet. So sollen Hacker peinliche E-Mails von Trumps Konkurrentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in sozialen Netzen verbreitet worden sein.
Auf dem Flug von Da Nang, wo die beiden Präsidenten sich am Rande des Apec-Gipfels kurz getroffen hatten, in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi sagte Trump vor Journalisten, Putin habe abermals eine Einmischung bestritten. "Jedes Mal, wenn er mich sieht, sagt er, 'Ich habe das nicht getan', und ich glaube wirklich, dass er das meint, wenn er das sagt", erläuterte Trump an Bord der Air Force One. Die Ermittlungen in den USA zur Russland-Affäre erschwerten eine Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Staaten, kritisierte Trump. Ein gutes Verhältnis zu Russland und Putin sei aber gerade im Streit mit Nordkorea über dessen Atom- und Raketenprogramm wichtig.
Einen Tag später betonte Trump, er sei überzeugt, dass Putin fest davon ausgehe, dass es keine russische Einmischung gegeben habe. "Was er glaubt, ist, was er glaubt", sagte Trump. Er wolle aber nicht mit Putin darüber diskutieren, denn er wolle mit Russland wichtigere Probleme lösen wie den Atomstreit mit Nordkorea und die Konflikte in Syrien und der Ukraine.
RUSSLAND-AFFÄRE ÜBERLAGERT TRUMPS ASIEN-REISE
Die Russland-Affäre überlagert die erste Asien-Reise des US-Präsidenten, weil Sonderermittler Robert Mueller kürzlich Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort wegen Geldwäsche und Verschwörung angeklagt hat. Hintergrund sind Kontakte zwischen Trump-Beratern und russischen Regierungsvertretern sowie die Vorwürfe, Russland habe in den US-Wahlkampf eingegriffen.
Putin war am Samstag Trump beigesprungen und hatte erklärt, die Ermittlungen gegen Manafort hätten mit Russland nichts zu tun. Eine mutmaßliche Verbindung zwischen Manafort und Russland sei von Gegnern Trumps konstruiert worden, sie sollten als Waffe gegen den US-Präsidenten genutzt werden.
Dass Trump erklärte, er glaube Putin, empörte den Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses im US-Senat, John McCain. Mit Verweis auf Trumps Wahlkampf-Slogan sagte der Republikaner: "Da ist nichts von 'America First', wenn das Wort eines KGB-Offiziers über das der amerikanischen Geheimdienste gestellt wird." Putin war früher Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB und später Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.