Jerusalem (Reuters) - Die Proteste der Palästinenser im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen gegen die Jerusalem-Entscheidung von US-Präsident Donald Trump sind am Sonntag abgeflaut.
Trump hatte Jerusalem als israelische Hauptstadt anerkannt, obwohl die internationale Gemeinschaft verlangt, den Status der Stadt in einem Friedensvertrag auszuhandeln. "Unsere Hoffnung ist, dass sich alles beruhigt und dass wir zum normalen Leben zurückkehren - ohne Krawalle und ohne Gewalt", sagte Verteidigungsminister Avigdor Lieberman im Armee-Rundfunk. Zuvor hatte es bei den Protesten Tote und Verletzte gegeben. Palästinensische Extremisten feuerten vom Gazastreifen aus Raketen auf Israel ab. Das israelische Militär reagierte mit Vergeltungsschlägen, bei denen nach Angaben der radikalen Hamas zwei ihrer Mitglieder getötet wurden. In anderen muslimischen Staaten wie Indonesien und Israels Nachbar Libanon kam es am Sonntag zu Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser.
ARABISCHE LIGA FORDERT REVISION VON TRUMPS ENTSCHEIDUNG
In Kairo forderte die Arabische Liga Präsident Trump einmütig auf, seien Beschluss zur Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem zu revidieren. Trumps Entscheidung habe keine rechtliche Bedeutung, schüre aber die Gewalt in der Region. Von Libanon geforderte Sanktionen gegen die USA wurden nicht beschlossen.[nL8N1OA014]
Israel hatte Ost-Jerusalem 1967 erobert und später annektiert. Dies wird von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt ihres künftigen Staates.
Trumps Entscheidung hatte auch in Europa Kritik hervorgerufen. Netanjahu hielt den Europäern vor, unterschiedliche Maßstäbe anzulegen. "Ich höre (aus Europa) viele Stimmen, die Präsident Trumps historische Ankündigung verurteilen. Aber ich habe keine Verurteilung des Raketenbeschusses auf Israel gehört, der (nach der Ankündigung) kam, und der entsetzlichen Hetze gegen uns."
Nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Sonntag ist am Montag eine Gesprächsrunde Netanjahus mit den Außenministern der Europäischen Union in Brüssel geplant.
PROTESTE IN MUSLIMISCHEN LÄNDERN
In einigen muslimischen Ländern kam es am Sonntag zu weiteren Protesten gegen Trumps Entscheidung. Tausende Menschen demonstrierten in der indonesischen Jakarta vor der US-Botschaft. Auf Spruchbändern war zu lesen: "Palästina ist in unseren Herzen." In Libanons Hauptstadt Beirut kam es zu Ausschreitungen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die in der Nähe der US-Botschaft Feuer entzündeten und versuchten, die Straße zu blockieren.
Ob der Beschluss Trumps auch wirtschaftliche Auswirkungen haben könnte, war zunächst nicht abzusehen. Im muslimisch geprägten Malaysia wurden über die Internet-Netzwerke Boykott-Aufrufe gegen US-Konzerne verbreitet. Das malaysische McDonald's-Franchise-Unternehmen Gerbang wies Kommentare als falsch zurück, finanzielle Mittel nach Israel zu leiten. Zudem sei Gerbangs größter Aktionär Muslim, erklärte die Firma.