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AKTIEN IM FOKUS: Rhön-Klinikum sacken ab - Übernahme geplatzt

Veröffentlicht am 02.07.2012, 11:09
Aktualisiert 02.07.2012, 11:12
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die vorerst geplatzte Übernahme von Rhön-Klinikum hat deren Aktien am Montag absacken lassen. Am Vormittag brachen die Titel des Klinikbetreibers im festen MDax um 11,73 Prozent auf 16,665 Euro und waren damit abgeschlagen größter Verlierer. Für die Papiere des Medizinkonzerns Fresenius , der nicht genug Rhön-Aktionäre mit seiner Kaufofferte überzeugen konnte, ging es um 0,64 Prozent auf 81,26 Euro bergab. Damit gehörten sie zu den schwächsten Werten im ebenfalls freundlichen Dax .

Fresenius hat sein Ziel verfehlt, mindestens 90 Prozent plus eine Aktie des Klinikbetreibers zu erwerben. Insgesamt waren 84,3 Prozent des Grundkapitals von Rhön angedient worden. Der Fresenius-Konkurrent Asklepios-Kliniken hatte sich noch kurz vor Fristablauf eingeschaltet und 5,01 Prozent an Rhön erworben. Laut Fresenius-Vorstandschef Ulf Schneider wurde so die Übernahme blockiert, ohne 'konstruktive Alternative' anzubieten. Fresenius arbeitet nun nach eigenen Angaben weiter an der Fusion, um den europaweit größten privaten Krankenhausbetreiber mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro zu formen.

ÜBERNAHME NOCH NICHT KOMPLETT VOM TISCH

Einem Börsianer zufolge waren die Rhön-Aktien wegen der Aktion von Asklepios zwar bereits vor dem Scheitern der Übernahme unter Druck geraten. Mit den Fakten rutschten sie nun aber nochmals ab. Er wies zudem darauf hin, dass Rhön-Klinikum einen negativen Einfluss des gescheiterten Übernahmeprozesses auf die eigene Ertragslage sieht.

Equinet-Analyst Edouard Aubery sah einen kurzfristig starken Verkaufsdruck auf die Rhön-Aktien. Weil die Übernahme noch nicht komplett vom Tisch sei und er den fairen Wert weiter bei knapp 22 Euro sehe, könnten sich nun zwar interessante Kaufgelegenheiten für mittelfristig orientiere Investoren ergeben. Zunächst rate er aber dazu, abzuwarten und auf attraktivere Einstiegsmöglichkeiten oder weitere Nachrichten zu einer möglichen Konsolidierung im privaten deutschen Krankenhaussektor zu warten. Aubery bewertet Rhön-Klinikum weiterhin mit 'Hold' und einem Kursziel von 22,00 Euro.

Auch für Fresenius seien die gescheiterten Verhandlungen eine schlechte Nachricht, führte der Equinet-Experte weiter aus. Doch spätestens nachdem Asklepios seinen Einstieg bei Rhön am vergangenen Mittwoch bekannt gegeben habe, sei das Aus für die Pläne von Fresenius sehr wahrscheinlich geworden und sollte daher auch nicht überraschen. Der Medizinkonzern habe aber auch ohne Rhön-Klinikum genügend Möglichkeiten für ein externes Wachstum, etwa durch weitere Akquisitionen der Töchter Helios und Kabi, betonte Aubery. Er beließ Fresenius auf 'Accumulate' mit einem Ziel von 89,00 Euro.

FRESENIUS-TOCHTER HELIOS KANN AUCH OHNE RHÖN ÜBERLEBEN

'Obwohl ein Zusammenschluss für beide Konzerne begrüßenswert gewesen wäre, könnte insbesondere Helios mit Fresenius im Rücken auch gut allein überleben', meinte auch Analyst Timo Kürschner von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro habe die Verschuldung bei Fresenius ans untere Ende des Zielkorridors gedrückt. Damit habe der Medizinkonzern alle Möglichkeiten für weitere Zukäufe. Durch ein endgültiges Scheitern der Rhön-Übernahme könnte allerdings 'eine historische Chance zum Aufbau eines großen privaten Klinikbetreibers mit einem nennenswerten Anteil am deutschen Klinikmarkt auf Jahre hinaus verzögert worden sein'. Der Experte bewertet Fresenius unverändert mit 'Kaufen' und einem Kursziel von 100,00 Euro.

S&P Equity Research beließ Rhön-Klinikum auf 'Strong Sell' mit einem Ziel von 16,00 Euro und Fresenius auf 'Hold'. Analyst Jacob Thrane sah die Aktien des Klinikbetreibers stark unter Druck. Zum Schlusskurs von 14,77 Euro vor der Fresenius-Offerte hätten sie auf Basis des Freitag-Schlusskurses rund 20 Prozent Abwärtspotenzial, rechnete er vor. Die von Rhön nicht näher bezifferten Kosten durch die gescheiterten Übernahmeverhandlungen schätzt der Analyst auf rund 15 Millionen Euro. Daher habe er seine Schätzungen für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sowie das Ergebnis je Aktie (EPS) im laufenden Jahr um zehn respektive elf Prozent nach unten revidiert./gl/rum

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