Investing.com - Europas Halbleiterwerte stehen nach Einschätzung von UBS (SIX:UBSG) möglicherweise vor einer weiteren Abwärtswelle – sollten sich die globalen Rahmenbedingungen weiter eintrüben. In einem Szenario wie während der Finanzkrise oder dem Platzen der Dotcom-Blase droht laut der Schweizer Großbank ein Rückschlag von bis zu 40 Prozent.
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Bereits seit der US-Ankündigung neuer Zölle Anfang April haben europäische Chipaktien zwischen 5 und 20 Prozent eingebüßt. Vom Hoch aus den vergangenen zwölf Monaten gerechnet summieren sich die Verluste zum Teil auf bis zu 50 Prozent.
Trotzdem sehen die UBS-Analysten um Francois-Xavier Bouvignies noch Spielraum nach unten. Die aktuelle Korrektur sei bislang mit moderateren Rücksetzern wie während des Handelsstreits 2018 oder der Corona-Krise vergleichbar. „Sollte es jedoch zu einem echten Marktschock kommen, wie wir ihn in der Finanzkrise oder der Dotcom-Zeit erlebt haben, wären weitere 20 bis 40 Prozent Verlust denkbar“, heißt es in einer aktuellen Analyse.
Ein Großteil der Rückgänge sei bislang durch Bewertungsabschläge getrieben, also durch fallende Kurs-Gewinn-Verhältnisse – und weniger durch gesunkene Gewinnerwartungen. Besonders betroffen sei der Bereich der Halbleiter-Ausrüster (SemiCap). Hier seien die Kursabschläge spürbar deutlicher als bei klassischen Halbleiterwerten.
Die verbreitete Annahme, SemiCap-Aktien seien in Abschwungphasen defensiver, wird von der UBS in Zweifel gezogen. „In schweren Zyklen verlieren beide Gruppen ähnlich stark“, so die Experten.
In einem Szenario-Vergleich hat die UBS drei mögliche Pfade durchgespielt: eine Rücknahme der Zölle, einen milden handelsbedingten Abschwung – und eben eine tiefe globale Rezession. Nur letzteres Szenario würde das genannte Minus von bis zu 40 Prozent rechtfertigen.
Einzelne Aktien preisen laut der Schweizer Großbank bereits jetzt einen Teil der Risiken ein. So spiegeln Infineon (ETR:IFXGn) und NXP (NASDAQ:NXPI) etwa 50 bis 60 Prozent eines milden Abschwungs wider. Beim niederländischen Branchenriesen ASML (AS:ASML) seien dagegen nur rund 30 Prozent eingepreist.
Deutlich angespannter ist die Lage bei Titeln wie Siltronic (ETR:WAFGn) und ams-OSRAM (SIX:AMS). Aufgrund schwacher Basisniveaus und hoher Zinslasten rechnet die UBS hier im Ernstfall mit besonders heftigen Rückgängen.
Ein Lichtblick in dem ansonsten angespannten Umfeld: Anbieter analoger Chips. Diese Gruppe hält die UBS derzeit für am besten aufgestellt. Sie profitiere von einer bereits weit fortgeschrittenen Lagerbereinigung, attraktiven Bewertungen und möglichen Marktanteilsgewinnen in China – als indirekte Folge der US-Zölle.
„Analog sieht in den meisten Szenarien am robustesten aus“, lautet das Fazit der Analysten.
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