NEW YORK (dpa-AFX) - Die jüngste Erholungsrally an den US-Börsen droht am Donnerstag ins Stocken zu geraten. Vorbörslich deutet sich eine etwas schwächere Eröffnung des Dow Jones Industrial (Dow Jones) an, nachdem er sich am Vortag erstmals seit der Vorweihnachtszeit der Marke von 24 000 Punkten angenähert hatte. Der Broker IG taxierte den Leitindex eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn 0,45 Prozent schwächer bei 23 771 Punkten.
Abwärts geht es Börsianern zufolge, weil sich unter Investoren etwas Ernüchterung breit macht wegen des Ergebnisses der Handelsgespräche zwischen den USA und China. Trotz erster Fortschritte müssen beide Seiten immer noch große Differenzen überwinden. Aus China hieß es in einer Mitteilung, die Gespräche hätten "das gegenseitige Verständnis vergrößert und eine Grundlage geschaffen, um die Besorgnisse beider Seiten anzusprechen".
"Ein Teil der positiven Stimmung rund um die Verhandlungen ist damit wieder verflogen", sagte Marktanalyst David Madden vom Broker CMC Markets. Eine zuvor erhoffte zeitnahe Einigung, die dem Dow an den vergangenen vier Tagen einen Anstieg um mehr als 5 Prozent ermöglicht hatte, gilt mit den bisherigen Ergebnissen als nicht viel wahrscheinlicher. Madden verwies daher auf erste Gewinnmitnahmen. Schwache Inflationsdaten aus China seien derweil am Donnerstag ein weiteres Zeugnis dafür gewesen, dass die Wirtschaft dort leidet.
Auch mit Blick auf den Regierungsstillstand in den USA gibt es keine Fortschritte. Im Streit um die Mauer an der Grenze zu Mexiko endete ein Spitzentreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Vertretern der Demokraten mit einem Eklat. Trump verließ das Gespräch am Mittwoch im Weißen Haus abrupt und bezeichnete es später auf Twitter als "totale Zeitverschwendung".
Bei den Einzelwerten machten die Aktien von Macy's (112:M) vorbörslich mit einem Kursrutsch um 18 Prozent negative Schlagzeilen. Der Kaufhausbetreiber sah sich nach einer schwachen Umsatzentwicklung im Weihnachtsquartal dazu gezwungen, die bisherigen Jahresziele aufzugeben. Dies hinterließ branchenweit Spuren: Aktien von Target (112:TGT) wurden in Mitleidenschaft gezogen, obwohl der Discounter recht solide Resultate präsentierte. Auch Wal-Mart (112:WMT) büßten 1,5 Prozent ein.
Für die Aktien von Boeing (112:BA) dagegen ging es vorbörslich nach einem positiven Kommentar von Morgan Stanley (NYSE:MS) um knapp 1 Prozent hoch. Wie Analyst Rajeev Lalwani in seiner Studie schrieb, fokussiere er sich innerhalb der Luftfahrt- und Rüstungsbranche künftig auf Unternehmen mit offensichtlichem Barmittelwachstum und Wertsteigerungspotenzial. Zu diesem Kreis zählt er die nun mit "Overweight" beurteilten Boeing-Titel.
Bei den Anlegern von Ford (112:F) scheint es derweil positiv anzukommen, dass der US-Autobauer sein Europa-Geschäft einer Schlankheitskur unterziehen will. Etwa 0,4 Prozent legten die Papiere vorbörslich zu. Der schwächelnde Ableger soll mit Stellenstreichungen und womöglich auch Werksschließungen wieder in die Gewinnzone geführt werden.
Beim Kurznachrichtendienst Twitter (1:TWTR) deutet sich derweil sogar ein Plus von fast 3 Prozent an. Rückenwind gab hier, dass die Experten der US-Bank Merrill Lynch die Papiere am Donnerstag zum Kauf empfahlen. Mit einem Kursziel von 39 US-Dollar sehen sie auf dem aktuellen Niveau bei 32 Dollar etwa 20 Prozent Kurspotenzial.