Die Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206)-Aktie kann sich einfach nicht aus den Fängen der Financial Times (FT) befreien – und so mussten Anleger diesen Dienstag, am 15. Oktober 2019, einmal mehr hilflos zusehen, wie ihre Anteile zwischenzeitlich 20 % an Wert verloren. Die FT hatte einen weiteren kritischen Bericht zu den Buchhaltungspraktiken des Zahlungsdienstleisters veröffentlicht.
Gut, dass Wirecard nicht unsere einzige Anlagemöglichkeit im Payment-Universum ist! Falls dir das Papier des Aschheimer DAX-Konzerns im Moment etwas zu heiß ist, habe ich hier drei wundervolle Alternativen für dich, die es genauso sehr verdient haben, in deinem Depot zu landen: Square (NYSE:SQ) (WKN: A143D6), Adyen (WKN: A2JNF4) und Mastercard (NYSE:MA) (WKN: A0F602).
1. Digitale Payments für alle Square hat sich als Zahlungsdienstleister für kleine Unternehmen spezialisiert. Zu den klassischen Kunden zählen etwa Restaurants, Friseursalons und kleine Einzelhändler. Für diese stellt Square die Terminals und die Software bereit, um Kartenzahlungen oder mobile Transaktionen anzunehmen. Mit der Zeit kamen noch Services wie Gehalts-, Bestell- und Inventarmanagement, Kundenbindungsprogramme und Kleinkredite hinzu – alles über dieselbe Plattform. Zudem können Händler über den Dienst Weebly eine eigene Website oder einen Onlineshop aufsetzen.
Das Geschäft boomt ohne Ende: In den letzten vier Jahren stiegen die bereinigten Umsatzerlöse (das Unternehmen zieht bei dieser Kennzahl die Transaktionskosten, die einen reinen Durchlaufposten darstellen, direkt ab) mit einer durchschnittlichen Rate von 54,8 % im Jahr. Zwar ist das Unternehmen noch nicht profitabel, doch die schnell wachsenden Erlöse bei den margenstarken Zusatzservices könnten das schon bald ändern. Das würde dieses schnell wachsende Unternehmen für langfristige Investoren noch interessanter machen.
2. Wirecards niederländischer Bruder Adyen, der kleine Bruder von Wirecard aus den Niederlanden, ging erst im Juni 2018 an die Börse, wobei die Aktien zu 240 Euro ausgegeben wurden. Aktuell wechseln die Aktien für rund 630 Euro den Besitzer (Stand: 17. Oktober 2019) – definitiv eine schöne Rendite. Im Grunde machen die Holländer das gleiche wie Wirecard: Das Unternehmen bildet das Bindeglied zwischen Händlern und Kreditkartenunternehmen und kümmert sich um Zahlungsannahme und -verarbeitung sowie das Risikomanagement. Der Unterschied zu Wirecard liegt darin, dass die Aschheimer zusätzlich auch als Issuer fungieren, also eigene Zahlungsinstrumente herausgeben.
Adyen konnte in der Vergangenheit sogar noch schneller wachsen als Wirecard: Die Umsatzwachstumsrate von 2016 bis 2018 liegt bei 50,8 %. Im Gegensatz zu Square ist der niederländische Zahlungsdienstleister schon seit Jahren profitabel und kam 2018 auf ein EBITDA von knapp 182 Mio. Euro, 83 % mehr als im Vorjahr. Zwar liegt der große Bruder aus Aschheim bei allen wesentlichen Kennzahlen noch vor Adyen, doch wenn die historischen Wachstumsraten anhalten, könnten die Niederländer sehr schnell aufschließen.
3. Der Kartenmeister Mastercard muss ich dir wohl nicht vorstellen. Nahezu auf der ganzen Welt kann man mit den Kredit-, Debit- und Prepaidkarten des Konzerns bezahlen – und die Zahlen, die dabei zusammenkommen, sind schon beeindruckend: 2018 wurden 73,8 Milliarden Transaktionen im Gesamtwert von rund 5,9 Billionen US-Dollar über das Mastercard-Netzwerk abgewickelt. Dennoch muss das Unternehmen im Größenvergleich mit Visa den Kürzeren ziehen – beim Geschäftsmodell und bei der Nutzbarkeit der Karten nehmen sich die beiden Unternehmen jedoch nichts.
Bei den Finanzen sieht das allerdings wieder anders aus: Bei der Profitabilität fällt Mastercard im Vergleich zu Visa teils recht deutlich zurück. Mastercard zahlt in absoluten Zahlen die höheren Client Incentives – Belohnungszahlungen an Händler, wenn diese viel Zahlungsvolumen generieren – und generiert dennoch weniger Umsatz, zudem fallen die EBIT-Marge und die Free-Cashflow-Marge schlechter aus. Angesichts der Tatsache, dass sich die beiden Unternehmen sonst so ähneln, durchaus interessant. Gut möglich, dass Mastercard hier ein bisschen Aufholpotenzial hat und somit seine Gewinne in nächster Zeit stärker steigern kann als der Konkurrent.
Foolishes Fazit Wirecard ist bei Weitem nicht die einzige interessante Payment-Aktie, die es am Markt gibt. Die genannten Unternehmen übernehmen in dieser Branche alle etwas unterschiedliche Aufgaben, glänzen aber durch sehr gute Marktpositionen, fantastische Wachstumsraten oder sogar beides auf einmal.
Vielleicht ist eine der drei Aktien in deinen Augen ja sogar so gut, dass sie in deinem Depot die Rolle als langfristiger Wirecard-Ersatz übernehmen kann.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Square, Visa und Wirecard. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Mastercard, Square und Visa. The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Short Januar 2020 $70 Puts auf Square. The Motley Fool empfiehlt Adyen.
Motley Fool Deutschland 2019